Diese Woche habe ich gelesen, dass am 5. Oktober eine Neuausgabe des „Van Dale Großen Wörterbuches der niederländischen Sprache“ vorgestellt wurde (Van Dale Groot woordenboek van de Nederlandse taal). Van Dale ist für die Niederländischsprechenden so etwas wie der Duden für den deutschen Sprachraum. Neben Wörtern wie zelfscankassa (Selbstscankasse), profielfoto (Profilbild) und twitteraar (Twitterer) hat es auch das für Facebook-Fans unentbehrliche Verb liken in dieses renommierte Wörterbuch geschafft. Das bringt mich dazu, wieder einmal eine Frage aufzugreifen, die immer wieder in Sprachforen u. Ä. auftaucht: Wie werden die konjugierten Verbformen von liken im Deutschen geschrieben?
Die Antwort ist ganz einfach, auch wenn sich nicht alle mit den Resultaten anfreunden können: Man nimmt die Grundform liken, schneidet die Endung en ab und hängt die regelmäßigen Verbendungen an:
liken
ich like, du likst, er likt
ich likte, du liktest, er likte
ich habe gelikt
Ganz ähnlich auch zum Beispiel:
biken, bikte, gebikt
dopen, dopte, gedopt
saven, savte, gesavt
stylen, stylte, gestylt
tunen, tunte, getunt
So funktioniert es im Deutschen, selbst wenn dabei manchmal Formen entstehen, bei denen man mindestens zwei Anläufe braucht, bis man sie richtig interpretiert hat. Weitere Beispiele stehen in einem schon ziemlich alten, aber wie man sieht immer noch recht aktuellen Blogartikel: Wie konjugiert man englische Verben im Deutschen?
Sie finden das Verb liken übrigens noch nicht in den Canoonet-Wörterbüchern. Das wird sich aber bei der nächsten Datenaktualisierung bestimmt ändern. Was den Niederländern und Flamen recht ist, soll es uns auch sein.
Deskriptivistisch gesprochen: Noch nie im Leben gesehen, ausnahmslos „du likest“ und „er hat geliket/geliked“. Wird sich IMHO in der Form auch nie durchsetzen, „likt“ liest sich einfach zu ungewohnt.
Es stimm schon, man nimmt die Grundform (Infinitiv) und schneidet die Endung ab, um dann andere Flexionsmorpheme dranzuhängen. Die Frage ist nur, ob die Grundform tatsächlich lik+en wie in leit+en oder pik+en lautet oder doch eher like+n wie in leier+n oder pinkel+n. Im letzteren Fall fällt das e im Stamm regelmäßig aus: ich leier+e, ?leir+e, ?pinkel+e, pinkl+e, weswegen auch lik+e statt *like+e nicht gegen diese Interpretation spräche.
Stattdessen könnte man die Schreibung natürlich auch gleich eindeutschen, sofern nicht ein anderes Graphem (v.a. ‹c› oder ‹y›, aber auch ‹x›, ‹v› u.a.) bereits dafür sorgt, das Wort als fremdsprachlichen Ursprungs zu kennzeichnen: leik+en und beik+en, aber sav+en, styl+en und tun+en. Dann sollte man das allerdings auch auf den Stamm in anderen Wortarten ausweiten, also bspw. ein Beiker beikt auf einem Mountain-Beik.
Beim Google NGram Viewer finde ich tatsächlich nur likt und nicht liket. Allerdings nimmt liked rasant zu. Das ist eventuell auch nur ein rein englisches Wort in einem deutschen Buch.
Bei einer Google-Suche wird likt auch deutlich häufiger gefunden als liket.
gelikt und geliked kommen etwa gleich häufig vor. geliket ist seltener.
likst ist dann wiederum erheblich seltener als likest.
Alles ist wohl noch im Fluss.
Ob man Formen wie „likt“ und „gelikt“ schon einmal gesehen hat, ist auch eine Frage der Aufmerksamkeit. Oft rutscht solches einfach unbemerkt durch. Sie sind verhältnismäßig selten, aber sie kommen vor.
Man kann eine neue Art von Verbstämmen einführen, die auf ein (gedachtes) e enden, das dann vor Flexions- und Ableitungsendungen, die mit einem Vokal beginnen, gestrichen werden muss. Das würde bedeuten, dass aufgrund der für das Englische geltenden Schreibregeln im Deutschen neue Regeln o. Ausnahmen bestimmen werden müssen.
Weiter wahrscheinlich am besten auch gleich:
Und jetzt wird es ein bisschen polemisch: Wenn wir schon dabei sind, könnten wir auch gleich die Regelung für die Konsonantenverdoppelung aus dem Englischen übernehmen, um ebenfalls sehr häufig vorkommende Schreibungen zu rechtfertigen, die nach der heutigen deutschen Rechtschreibregelung nicht korrekt sind:
Auch wenn es gut verständlich ist, dass die Form „gelikt“ auf viele sonderbar wirkt – insbesondere wenn sie wie hier ganz isoliert steht – würde die Einführung von „geliket“ eine ganz neue Problematik mit sich bringen: Welche englischen Schreibregeln übernehmen wir für welche Verben, um Lehnwörter für ans Englische gewöhnte Augen „richtig“ zu schreiben? Ich finde es einfacher, die englische Orthografie zu negieren, sich einfach an die allgemeinen Regel zu halten und sich ans Schriftbild zu gewöhnen.
Der Fall von „leiern – leire“ und „pinkeln – pinkle“ ist übrigens nicht gleich. Wenn das e des Stammes resp. das e der Endung ausfällt, wird es auch nicht gesprochen. Das heißt, die Schreibung gibt auf die im Deutschen übliche Weise eine Variation in der Aussprache wieder. Bei „liken – geliket“ hingegen steht ein e, das nicht gesprochen wird. Es hat die aus dem Englischen kommende Funktion, die Aussprache /ai/ in der vorhergehenden Silbe anzugeben.