Etwas in Kauf nehmen

Heute mache ich es mir einmal ganz einfach. Ich zitiere zuerst die schöne Frage von Herrn P. und verwende für die Antwort ein Zitat aus dem Redensarten-Index, einem Wörterbuch, auf das wir in Canoonet für Angaben zu Redewendungen und Redensarten verweisen und das ich für solche Fragen sehr empfehlen kann. 

Frage

Woher stammt die Redewendung „etwas in Kauf nehmen“? Sie erinnert mich an die ehemalige Sowjetunion. Wie überall in den sozialistischen Ländern herrschte hier Planwirtschaft. Wer den Plan erfüllte oder übererfüllte, bekam eine Prämie. Das  führte zu folgenden Erscheinungen: Beim Kauf von Kaviar musste man zusätzlich Sprotten nehmen, [eine Art Heringe,] die keiner haben wollte. Kaviar war zwar nicht sehr teuer, kam aber selten auf den Ladentisch. Hier musste man  wörtlich beim Kaviarkauf die Sprotten in Kauf nehmen.

Antwort

Sehr geehrter Herr P.,

Ihre Vermutung ist richtig. Die Redewendung etwas in Kauf nehmen (etwas hinnehmen; etwas Unangenehmes bei einer sonst vorteilhaften Angelegenheit dulden) hat offenbar genau diesen Ursprung.

Ich mache es mir diesmal ganz einfach und zitiere hier den Redensarten-Index, auf den wir auch von unseren Seiten aus verweisen:

Die Wendung geht auf die Form „etwas mit in den Kauf nehmen“ zurück. Ein Käufer bekam früher gelegentlich etwas Ware zusätzlich mit in den Kauf, wenn der Händler nicht genug Kleingeld zum Herausgeben hatte. „In den Kauf geben“ bezeichnete also eine Zugabe des Verkäufers. Auch bürdeten Wucherer dem Entleiher oft für einen Teil des geborgten Geldes Waren auf, die dieser zwar nicht gebrauchen konnte, die er aber abnahm, um überhaupt ins Geschäft zu kommen. Dies führte zu der Bedeutung: unliebsame Zugabe zu etwas Vorteilhaftem hinnehmen. Der Käufer nahm etwas Unliebsames mit „in (den) Kauf“. Ein Beispiel für die übertragene Bedeutung findet sich 1785 bei Friedrich Wilhelm Gotter in dem Gedicht „Liebeserklärung“: „Ach, Einen Kuß von dir (und ging auch eine Dachtel [=Ohrfeige] / In Kauf) bezahlt’ ich gern mit meines Lebens Achtel“
Quelle: Redensarten-Index, Eintrag etwas in Kauf nehmen

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp