So vielversprechend der Titel auch klingen mag, es geht weder um Krimis skandinavischer Autorinnen noch um die Netflix-Serie „Orange Is The New Black“. Es geht um einen Fall der geschlechtergerechten Formulierung, den man möglichst sachlich und kontextnah angehen sollte.
Frage
Meine Frage bezieht sich auf das Gendern. Wie soll denn konkret bei den Begriffen „Mörder“ und „Vergewaltiger“ vorgegangen werden? Würden Sie hier gendern, also beispielsweise von „MörderInnen“ und „VergewaltigerInnen“ sprechen? […]
Antwort
Sehr geehrte Frau G.,
bei dieser Frage gibt es kein grammatisches Richtig oder Falsch. Wie viel und wie weit Sie geschlechtsneutrale resp. männliche und weibliche Personenbezeichnungen verwenden, hängt von Ihrem eigenen Stil und eventuell von Richtlinien ab, an die Sie sich halten wollen oder müssen. Am wichtigsten finde ich immer, in welchem Kontext ein Wort verwendet wird.
Wenn Sie normalerweise durchgehend gendern, sollten Sie in einem allgemeinen Zusammenhang auch von Mördern und Mörderinnen sprechen, denn es morden ja nicht nur Männer. Das gilt aber zum Beispiel nicht im Kontext eines Männer- oder Frauengefängnisses. Im Ersteren werden Verbrecher und Mörder eingeschlossen, im Letzteren verbüßen Verbrecherinnen und Mörderinnen ihre Strafe. Bei Vergewaltiger/Vergewaltigerin spielt ebenfalls der Kontext eine wichtige Rolle. Wenn es um die Angst von Frauen vor Vergewaltigung auf dem nächtlichen Heimweg geht oder in Berichten über systematische Vergewaltigungen in Kriegsgebieten kommen Vergewaltigerinnen praktisch nicht vor. Weshalb sollte man sie dann also immer nennen? Wenn es allgemein um Vergewaltigung im Familien- und Bekanntenkreis geht, sollte man die Verwendung der Doppelform erwägen, weil Verbrechen wie Vergewaltigung und Kindesmissbrauch zwar verhältnismäßig seltener, aber doch auch von Frauen verübt werden.
Es ist also eine Frage Ihres Stils und nicht zuletzt auch des Kontextes, wo und wie Sie geschlechtsneutrale resp. männliche und weibliche Formen verwenden. Das Beispiel Mörder und Vergewaltiger wird häufig von Gegnern und Gegnerinnen des geschlechtsneutralen Formulierens angeführt – häufig mit einem hämischen Unterton der Art „dort tut ihr es ja auch nicht“. Kaum jemand verlangt aber „blindes“ Gendern ohne jegliche Rücksicht auf den Zusammenhang.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp