Von Bock und Cabrio

Vor meinen Ferien habe ich mich mit ein bisschen Etymologie verabschiedet, deshalb heute „zum Ausgleich“ gleich wieder ein bisschen Wortgeschichte. Der Titel dieses Artikels bezieht sich also nicht auf eine moderne Fabel oder eine boshafte Bemerkung über gewisse ältere, sich noch einmal jung fühlen wollende Cabrioletfahrer, sondern auf die Herkunft des Wortes Cabriolet (kurz: Cabrio).

Heute ist ein Cabriolet ein Auto, mit einem zurückklappbaren Verdeck, in dem man sich bei schönem Wetter die Sonne auf den Kopf scheinen und den Wind um die Ohren wehen lassen kann. Das Auto ist der Nachfolger der Kutsche, so auch das Cabriolet: Früher war es ein zweirädriger Einspänner mit einem zurückklappbaren Verdeck. Seinen Namen verdankte es der Tatsache, dass es sich um einen leichten Wagen handelte, der beim Fahren Sprünge machte. Und hiermit bewegen wir uns dann langsam in Richtung Bock.

Cabriolet ist französisch und dort eine Ableitung von cabrioler = springen, Luftsprünge machen. Wie so oft stammt das französische Wort aus dem Italienischen, und zwar über das Verb capriolare von capriola = Bocksprung, Reh. Dieses Wort wiederum stammt über zwei, drei Stufen vom lateinischen caper = Ziegenbock. Fast die gleiche Herkunftsgeschichte hat übrigens auch das Wort Kapriole.

Das sommerliche Fahrzeug, das diese Saison in vielen Regionen noch nicht allzu oft voll zu seinem Recht kommen durfte, kann seine Namen also auf den Ziegenbock zurückführen. Ich habe heute wieder ein solches sportliches Gefährt mit geschlossenem, nassem Dach gesehen und mich plötzlich gefragt, woher es denn seinen Namen hat. Am Steuer saß übrigens kein älterer, sich noch einmal jung fühlen wollender Mann, sondern eine blond(iert)e Dame, die einem anderen Klischeebild entsprach.