Frage
Ich habe eine Frage zur Anwendung der Flexion: „Die Bemerkungen orientieren sich an der Heiligen Schrift als Ganzer (Ganzem, Ganzes????).“
Antwort
Sehr geehrter Herr F.,
wenn mit dieser Wendung etwas in seiner Gesamtheit gemeint ist, wird üblicherweise die sächliche Form verwendet.
als Gesamtheit = als Ganzes
Das substantivierte Adjektiv wird nur im Kasus angeglichen:
die Heilige Schrift als Ganzes
sich an der Heiligen Schrift als Ganzem orientieren
= an der Heiligen Schrift in ihrer Gesamtheitder Park als Ganzes
für den Park als Ganzes
= für den Park in seiner Gesamtheit
Die Übereinstimmung in Kasus und Genus ist weniger üblich, aber auch möglich. Dann muss allerdings kleingeschrieben werden, weil das Adjektiv ganz sich dann direkt auf das vorhergehend Substantiv bezieht:
die Heilige Schrift als ganze
an der Heiligen Schrift als ganzerder Park als ganzer
für den Park als ganzen
Eine weitere Tücke besteht darin, dass als Ganzes nicht im Genitiv stehen kann. Das liegt daran, dass im Deutschen eine Nomengruppe u. a. nur dann im Genitiv stehen kann, wenn mindestens ein Wort die Genitivendung (e)s oder er hat. Das ist hier nicht der Fall:
nicht: das Symbol der Heiligen Schrift *als Ganzen
(möglich: das Symbol der Heiligen Schrift als ganzer; er = weibl. Gen. Sing.)
nicht: die Renovation des Parks als Ganzen
Man muss in solchen Fällen also wieder einmal Ausweichen. Am einfachsten geht das, indem man den unbestimmten Artikel einfügt, der im Genitiv die geforderte Genitivendung es hat:
das Symbol der Heiligens Schrift als eines Ganzen
die Renovation des Parks als eines Ganzen
Wenn Ihnen das zu umständlich oder zu gehoben klingt, dann müssen Sie anders formulieren. Zum Beispiel:
das Symbol der Heiligen Schrift als einer Einheit
die Renovation des gesamten/ganzen Parks
Es gäbe bestimmt noch mehr dazu zu sagen. Man braucht also ziemlich viele Worte, um das Phänomen als Ganzes als Ganzes zu beschreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp