Zum Wochenende wieder einmal etwas Wortgeschichte. Ich bin kürzlich auf den Zusammenhang zwischen schlecht und schlicht gestoßen, der mir vorher gar nicht bewusst war.
Das alte Adjektiv sleht bedeutete ursprünglich glatt, geglättet, eben. Es ist unter anderem mit schleichen (ursprünglich = gleiten) verwandt. Später erhielten schlecht und seine abgelautete Variante schlicht auch die Bedeutung einfach, schlicht.
Dann geschah, was häufiger geschieht: Ursprünglich neutral Begriffe können eine negative Bedeutung erhalten. Bekannte Beispiele sind Weib, Dirne, gemein und ordinär, die ursprünglich Frau, Mädchen, allgemein und gewöhnlich bedeuteten (vgl. hier). Und auch gewöhnlich hat ja manchmal schon einen eher negativen Beigeschmack, zum Beispiel wenn es um Design, Schönheit, Essen, Wein u. Ä. geht.
Zurück zu schlecht: Ab dem 15. Jahrhundert wird schlecht als Gegensatzwort zu ausgezeichnet, kostbar, wertvoll verwendet und erhält so langsam die Bedeutung minderwertig, nicht gut. Es hat also einen ähnlichen „Abstieg“ hinter sich, wie die oben erwähnten Wörter. Der leere Platz im Wortschatz, der dadurch hätte entstehen können, wurde durch schlicht aufgefüllt. Schlicht wurde das neue Schlecht – oder so ähnlich.
So kam das Adjektiv schlecht zu seiner negativen Ladung. Seine ursprünglich neutrale Bedeutung überlebt noch in den Adverbien schlechthin und schlechtweg, wenn damit geradezu, einfach gemeint ist. Und schlicht bedeutet schlechtweg immer noch schlicht.
nicht schlecht!