Der Großteil der Frauen und seine/ihre Stellung im Beruf?

Frage

Ich stoße in dem folgenden Satz auf ein Problem mit dem Genus:

Der Großteil der Frauen strebt eine möglichst hohe Stellung in seinem/ihrem (?) Beruf an. Dafür müssen sie/muss er (?) …

Was ist hier erlaubt bzw. gefordert, sofern man nicht auf eine andere Formulierung ausweichen möchte?

Antwort

Sehr geehrte Frau S.,

hier konstruiert man besser nicht nach „mathematisch-logischer Präzsision“, sondern nach dem Sinn: Nicht der Großteil hat eine Stellung im Beruf, sondern die Frauen haben eine Stellung im Beruf. Auch im weiteren Text ist es sinnvoller, sich auf Frauen und nicht auf die ungenaue Mengenangabe Großteil zu beziehen. Es ist also nicht so, dass sich alles zwingend nach dem grammatischen Subjekt Großteil richten muss:

Der Großteil der Frauen strebt eine möglichst hohe Stellung in ihrem Beruf an. Dafür müssen sie

Umgekehrt ist aber auch die Übereinstimmung nach dem Sinn nicht zwingend. Man kann häufig auch rein grammatisch konstruieren:

Ein Großteil der Befragten ist zufrieden mit seinem Beruf.
Beim Börsencrash verlor ein großer Teil der Anleger sein gesamtes Vermögen.

Und wenn weder das eine noch das andere wirklich zu überzeugen vermag – was bei solchen Konstruktionen häufiger vorkommt –, könnten Sie vielleicht doch eine Umformulierung dieser Art erwägen:

Der Großteil der Frauen strebt einen möglichst hohe Stellung im (eigenen) Beruf an.
Beim Börsencrash verlor ein großer Teil der Anleger das gesamte Vermögen.

Aus diesem Grund schreibe ich auch lieber nicht, dass eine Teil Ihrer Fragen noch auf seine oder ihre Beantwortung wartet, sondern einfach, dass ein Teil Ihrer Fragen noch auf Beantwortung wartet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp