Zum Abschluss der Woche eine Frage für diejenigen, die Ausnahmen mögen.
Frage
Ich bin über den Satz „Mir ist langweilig“ gestolpert. Wieso enthält dieser denn kein Subjekt, sondern lediglich eine Dativergänzung?
Antwort
Sehr geehrter Herr B.,
eine der wichtigsten Regeln des deutschen Satzbaus sagt, dass jeder vollständige Aussagesatz ein Subjekt hat. Gilt dies wirklich für jeden vollständigen Satz? Sie ahnen es schon: Auch zu dieser Regel gibt es ein paar Ausnahmen. Die folgenden Arten von Sätzen sind korrekt, auch wenn man in ihnen beim besten Willen kein Subjekt entdecken kann:
Das Vorgangspassiv intransitiver Verben:
Den Verletzten wird geholfen werden.
Der Toten wird jedes Jahr an diesem Tag gedacht.
Davon wird viel gesprochen.
Dann wurde endlich gegessen und getrunken.
Einige wenige Verben, die in der Regel ein unangenehmes Empfinden bezeichnen, zum Beispiel:
Mich friert.
Mir schwindelt vor Hunger.
Mir schaudert vor dieser Aufgabe.
Mir ist schlecht/übel/langweilig …
Diese Satzkonstruktionen stehen oft auch mit einem sogenannten Platzhalter-es an erster Stelle:
Es wird viel davon gesprochen.
Es wurde endlich gegessen und getrunken.
Es friert mich.
Es ist mir schlecht/übel/langweilig …
Und sozusagen als Ausnahme zur Ausnahme: Bei den Verben der zweiten Gruppe steht manchmal auch an anderer Stelle ein unpersönliches es, das dann wie bei unpersönlichen Verben die Rolle eines formalen Subjektes hat:
Mich friert es.
Mir ist es schlecht/übel/langweilig …
Mehr zum Thema Subjektlosigkeit finden Sie hier.
Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Der Satz Mir ist langweilig hat kein Subjekt, weil er eine Ausnahme zu einer sehr starken Regel ist. Ich hoffe, dass Ihnen nicht vor so viel „Regellosigkeit“ graut.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
“Essen” und “trinken” sind aber keine intransitiven Verben.
MfG
Stimmt. Ganz präzise formuliert also: »Das Vorgangspassiv intransitiver und intransitiv verwendeter Verben«.