Bekanntlich schreibt man in der Schweiz und auch in Liechtenstein üblicherweise ss statt ß. Wenn es um dieses Thema geht, ist das gegenseitige Unverständnis manchmal groß: Die ß-Schreibenden wundern sich, wie denn das komplette Chaos ohne den Buchstaben ß vermieden werden kann, wenn es um die berühmten Beispielpaare Busse/Buße und Masse/Maße geht. Die ss-Schreibenden fragen sich, warum denn fast krampfhaft an diesem seltsam antiquiert anmutenden Buchstaben festgehalten wird, wenn man doch erwiesenermaßen problemlos ohne ihn auskommen kann.
Doch darum, wer hier „recht hat“, soll es heute nicht gehen. Frau W. fragt nämlich, wie es sich mit der Worttrennung verhält, wenn ss statt ß geschrieben wird. Die gängigen Wörterbücher helfen hier tatsächlich nicht viel weiter.
Frage
Wie trennt man denn bitte das Wort „aussergewöhnlich“? Die Trennung nach „au“ bei „außergewöhnlich“ ist mir bekannt, aber für die Schweizer Schreibweise mit „ss“ finde ich nichts im Duden.
Antwort
Die Antwort ist ganz einfach: Wenn das ß als ss geschrieben wird, trennt man wie bei allen anderen Doppelkonsonanten.
Man trennt also nicht:
*au-sser wie au-ßer
*Stra-sse wie Stra-ße
*flei-ssig wie flei-ßig
*schlie-ssen wie schlie-ßen
sondern:
aus-ser, aus-ser-ge-wöhn-lich
Stras-se
fleis-sig
schlies-sen
Das ergibt sich aus § 110 der neuen amtlichen Rechtschreibregelung. Siehe hier und hier.
Dies wurde übrigens nicht ausschließlich der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein zuliebe so, wie man dort schon lange trennt, in die Regelung aufgenommen. Es hat auch damit zu tun, dass ein Doppelkonsonant am Zeilenanfang – was sonst nie vorkommt – auch für ß-Schreibende nicht in das gewohnte Schriftbild passen würde.
Für ß-Gewohnte sind Trennungen wie fleis-sig und aus-sergewöhnlich natürlich sehr gewöhnungsbedürftig – falls sie ihnen außerhalb dieses Blogartikels überhaupt je begegnen –, aber das gilt ja ebenso für ungetrenntes fleissig und aussergewöhnlich.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp