Frage
In einer Diskussionsgruppe hat jemand die Frage gestellt, ob es Denise’ Auto oder Denises Auto heißt. Meiner Meinung nach ist Denise’ Auto richtig. Jemand hat aber behauptet, dass Denises stimmt. Jetzt frage ich Sie als Experten, was jetzt wirklich stimmt?
Antwort
Sehr geehrter Herr A.,
was stimmt, das heißt, wie man die Genitivform von Denise bildet, hängt davon ab, wie man den Namen ausspricht.
Bei der in Deutschland üblichen Aussprache hat der Name drei Silben und endet auf ein unbetontes e. Dann hängt man in Aussprache und Schrift im Genitiv ein s an:
Denise [denisə] – Denises Auto [denisəs auto]
Es heißt also Denises Auto wie Susannes Wagen, Hannelores Harley oder Lasses Lada.
Bei ans Englische angelehnter Aussprache hat der Name zwei Silben und endet auf s, das heißt, se am Wortende wird als s ausgesprochen. Die Aussprache ist im Genitiv gleich wie im Nominativ. Dann schreibt man im Genitiv einen Apostroph:
Denise [deni:s] – Denise’ Auto [deni:s auto]
Man schreibt dann Denise’ Auto wie Bruce’ Wagen, Alice’ Alfa oder Maurice’ Motorrad. (Sehr häufig sind diese Schreibungen aber nicht, da meist bewusst oder unbewusst auf andere Formulierungen ausgewichen wird.)
Die Schreibung des Genitivs von Denise richtet sich also nach der Aussprache des Namens (siehe auch hier). Somit haben in Ihrer Diskussionsgruppe im Prinzip alle recht – allerdings nur solange niemand auf die Idee kommt, Denise’s Auto zu schreiben. Das wäre ein Apostroph, den man im Deutschen besser nicht setzt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
… den man im Deutschen besser nicht setzt:
Siehe http://www.deppenapostroph.info 🙂
Vielen Dank für den Link.
Wörter wie Deppenapostroph und Deppenleerzeichen gefallen mir allerding nicht. Wer einen Apostroph nicht gemäß der Rechtschreibregelung setzt, ist deswegen noch lange kein Depp und keine Deppin. Umgekehrt können Leute, die immer und überall alle Satzzeichen richtig setzen, trotzdem »deppert« sein – und sie stehen unter erhöhtem Verdacht, Orthographie-Nerds zu sein.
Zumal es nicht unbedingt verkehrt ist, “für’s“ zu schreiben, da das Wort eine nicht ganz korrekte Verkürzung von “für das“ ist. Da fragt sich manch einer:
“Wo gibt’s denn sowas?!“ (oder sogar so’was?)
Oder: “Hast du ‘ne bessere Idee?“
Diese Verwendung zeigt einen bewussteren Umgang mit der Sprache.
1.) „Bei ans Englische angelehnter Aussprache“ → Wohl eher ans Französische, oder? 😉
2.) Ihr sprecht das in Deutschland dreisilbig aus? Echt? Whoa. Faszinierend. Wär mir im Leben nicht eingefallen.
@Jan
Es spricht allerdings einiges dafür, fürs wie auch standardsprachlich übliches ins oder ans ohne Apostrophh zu schreiben. Doch gerade diese verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten zeigen, dass Abweichungen von der Regel lange nicht immer einfach Dummheiten sind.
@Vilinthril
1) Das Französische ist in dieser Hinsicht nicht ganz so eindeutig. Das letzte e des Namens Denise ist im Französichen ein e caduc, das heißt ein e das je nach Stellung, Region und Sprachniveau ausgesprochen oder weggelassen werden kann. Im Englischen hingegen wird dieser Name immer ohne e ausgesprochen.
2) Je nach Aussprache (siehe 1) ist dieser aus dem Französischen stammende Name auch im Französischen dreisilbig.
Ah, I see. Mein Französisch ist eher wenig stark ausgeprägt und ich kannte nur die Aussprachevariante mit supprimiertem finalen E als Standard. Danke!
Vielleicht bin ich etwas zu empfindlich. Aber ich hatte jahrelang mit Werbung zu tun und die flotten Sprüche wie “Hier werden Sie geholfen” oder “So muss Technik!” oder “Es ging alles ganz schnell, einfach und unkompliziert” u.v.m. haben mir immer einen kleinen Stich gegeben. Und speziell beim Genitiv-Apostroph ärgert mich die gedankenlose oder unwissentliche Übernahme aus dem Englischen schon ein bisschen. Wobei, wenn’s lesbar und verständlich bleibt, ist’s mir im Grunde eh wurscht. P.S.: Ich bin auch mit dem von mir oben angeführten Link in keiner Weise “verbandelt”.
Trotzdem: Die Verstärkung von Apostroph zu Apostrophh (Ihr Kommentar vom 01.12., 8:48 Uhr) bereitet mir schon eine kleine Genugtuung. *gg*