Frage
Im folgenden Satz bin ich mir unsicher, ob das Verb „werden“ richtig konjugiert ist:
Ich und kein anderer wird das Buch lesen.
[…] Ich würde das fragliche Verb im Deutschen nach dem Subjekt „ich“ ausrichten.
Antwort
Sehr geehrter Herr R.,
in diesem speziellen Fall, bei dem man sofort ins Stolpern gerät, wenn man den „Fehler“ macht, darüber nachzudenken, gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann die Formulierung a) als zusammengezogenen Satz oder b) als einen Satz mit einer Apposition oder einem Einschub interpretieren.
a) Ich und kein anderer wird das Buch lesen.
b) Ich – und kein anderer – werde das Buch lesen.
Im Fall a) behandelt man den Satz als eine (krasse) Zusammenziehung von zwei Sätzen:
Ich und kein anderer wird das Buch lesen.
Ich [werde das Buch lesen] und kein anderer wird das Buch lesen.Du und niemand anders wird bei uns einziehen.
Du [wirst bei uns einziehen] und niemand anders wird bei uns einziehen.Meine Nachbarn, nicht Christina hat mir geholfen.
Meine Nachbarn [haben mir geholfen,] nicht Christina hat mir geholfen.
Im Fall b) sind und kein anderer, und niemand anders und nicht Christina lockere Appositionen oder verstärkende Einschübe, die man mit Kommas oder Gedankenstrichen abtrennt. Das Verb richtet sich dann nach dem Subjekt und nicht nach der Apposition oder dem Einschub:
Ich, und kein anderer, werde das Buch lesen.
Ich – und kein anderer – werde das Buch lesen.Du, und niemand anders, wirst bei uns einziehen.
Du – und niemand anders – wirst bei uns einziehen.Meine Nachbarn, nicht Christina, haben mir geholfen.
Meine Nachbarn – nicht Christina – haben mir geholfen.
In a) bleibt die Verbform ein Stolperstein und in b) ist das Komma vor „und“ zumindest gewöhnungsbedürftig. Deshalb empfiehlt es sich, solche Formulierungen, wenn überhaupt, mit Maßen zu benutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp