Frage
Ich habe eine Kommafrage zu diesem Satz: „Den Kontakt zu unseren Kunden stärken, heißt …“ Steht vor „heißt“ ein Komma? […]
Antwort
Guten Tag Herr G.,
vor heißt steht hier kein Komma:
Den Kontakt zu unseren Kunden stärken heißt …
Das ist einer der wenigen Fälle, in denen eine Infinitivgruppe ohne zu steht (die Infinitivgruppe ist Subjekt des Satzes; siehe hier, ganz unten). Erweiterte Infinitive ohne zu gelten nicht als „nebensatzähnlich“ und werden wie gewöhnliche Satzglieder behandelt. Sie werden also nicht durch Kommas abgetrennt:
Dich verstehen ist nicht einfach.
Mit dem Finger auf Leute zeigen gilt als unhöflich.
Den ganzen Tag arbeiten macht hungrig.
Den Kontakt zu unseren Kunden steigern heißt noch besser auf ihre Wünsche eingehen.
Ich kann Ihnen hierzu keine konkrete Kommaregel nennen, weil die meisten Kommaregeln „nur“ angeben, wo man ein Komma setzen muss oder kann. Dieser Fall (erweiterter Infinitiv ohne zu) wird nicht ausdrücklich genannt. Daraus folgt, dass man kein Komma setzt.
Man kann diese Sätze auch mit zu formulieren. Dann gibt es Regeln, nämlich die Kommaregeln für die Infinitivgruppen (siehe hier für eine Übersicht). Diese Regeln sagen, dass man hier ein Komma setzen kann:
Dich zu verstehen(,) ist nicht immer einfach.
Mit dem Finger auf Leute zu zeigen(,) gilt als unhöflich.
Den ganzen Tag zu arbeiten(,) macht hungrig.
Den Kontakt zu unseren Kunden zu stärken(,) heißt(,) noch besser auf ihre Wünsche einzugehen.
Zusammenfassend kann man sagen:
ohne Komma:
Die Kommaregeln verstehen ist nicht immer einfach.mit fakultativem Komma:
Die Kommaregeln zu verstehen ist nicht immer einfach.
Die Kommaregeln zu verstehen, ist nicht immer einfach.
Dem habe ich vorerst nichts hinzuzufügen.
— Nachtrag —
Es gibt doch noch etwas hinzuzufügen: Wenn die Infinitivgruppe mit zu im übergeordneten Satz durch ein Verweisword wieder aufgenommen wird, ist das Komma obligatorisch (siehe hier unter Punkt c). Der folgende Fall fehlt also oben noch:
mit obligatorischem Komma:
Die Kommaregeln zu verstehen, das ist nicht immer einfach.
— —
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Es gibt eine Regel für diesen Fall. Sie steht im Zeichensetzungs-Duden und lautet: Ein Infinitiv, der kein “zu” bei sich hat, ist immer einfaches Satzglied oder Teil eines Satzglieds. Er darf auch dann nicht durch ein Komma abgetrennt werden, wenn er mit Ergänzungen verbunden ist: Beispiele: “Karl kann über den Rhein schwimmen. Ein guter Christ sein heißt allen Menschen ein stets bereiter Helfer zu sein. Ich will mir lieber die Zunge abbeißen als etwas verraten”
Regeln sind nicht gleich Regeln. Wenn ich sage, dass es keine Regel gibt, meine ich damit, dass es in der amtlichen Rechtschreibregelung keine entsprechende Regel gibt. Die „Regel“, die Sie zitieren, ist eine Interpretation der Dudenredaktion, die dabei zum selben Schluss kommt wie ich im Artikel oben. Wenn ich auf Rechtschreibregeln verweise, sind dies immer die amtlichen Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung, die für Schulen und Ämter verbindlich sind. Wenn ich auf die – in diesem Sinne nicht verbindlichen – Duden-Regeln, Wahrig-Regeln, DIN 5008 o.Ä. verweise, dann immer mit entsprechender Angabe.
Verstehe. Das ergibt Sinn. Danke für die Aufklärung.