Frage
Gibt es eine Verniedlichung von „Tomate“? Tomätchen?
Antwort
Guten Tag Herr L.,
die beiden Suffixe chen und lein sind wirklich sehr allgemein verwendbar. Von praktisch allem, was dinglich ist, kann mit man mit ihrer Hilfe eine Verkleinerungsform (Diminutiv) bilden. Vom Atömchen bis zum Eiffeltürmchen, Großes und Kleines, der Diminutivbildung sind fast keine Grenzen gesetzt. Nicht alles ist gleich üblich, und sobald man in den Bereich des Abstrakten und der Sammelbezeichnungen kommt, nimmt die Verkleinerung rapide ab. Man kann zwar gerade noch von einem kleinen Minderheitchen reden, aber Öbstchen, Ängstchen und Verständchen sind nicht üblich und mit Liebchen ist bereits wieder konkret eine Person gemeint.
Da Früchte und Gemüse sehr konkrete Dinge sind, steht ihrer Verkleinerung oder Verniedlichung mit chen nichts im Wege, auch wenn Ihr Korrekturprogramm vielleicht nicht all diese Diminutive erkennt. Zum Beispiel:
Äpfelchen, Birnchen, Banänchen, Köhlchen, Böhnchen, Karöttchen, Läuchlein, Auberginchen und Tomätchen
Einschränkungen gibt es bei einigen Fremdwörtern, bei denen der Form wegen niemand so richtig weiß, wie der Diminutiv eigentlich lauten müsste. Deshalb trifft man Verkleinerungsformen wie diese kaum an:
Ananässchen[?], Orängelchen[?], Papayachen[?], Avocadochen[?]
Wenn Sie hübsche kleine Kirschtomaten vor sich haben, können Sie also ungeniert von (hoffentlich!) leckeren Tomätchen reden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Hallo,
kennen Sie eine Gegend, in der man in der normalen Umgangssprache den Diminutiv auf -lein bildet? Mir kommt das sehr seltsam vor, aber man weiß ja nie.
Schöne Grüße
Rolf K.
Im heutigen Deutschen kommt das Diminutivsuffix lein weniger häufig vor als chen und es ist vor allem im südlichen deutschen Sprachraum gebräuchlich. Vgl. hier. Weiter scheinen auch phonetische Kriterien (z. B. eher Äuglein als Äugelchen) und die Textart (z. B. häufiger lein in Märchen u. Ä.) eine Rolle zu spielen.
Eventuell gilt das -lein auch historisch gewachsene Ausdrücke, selbst wenn diese nicht mehr “politisch korrekt” sind, wie z.B. Fräulein.
P.S. “Frauchen” wird ja auch verwendet, allerdings – zumindest bei uns – eher als Bezeichnung für die Halterin eines Haustieres.
Solche eigenständige “alte” Diminutive gibt es allerdings auch mit -chen, zum Beispiel Kaninchen, Märchen, Mädchen.
Wobei gerade “Kaninchen” – allerdings nur in vergangenen Zeiten – hierzulande als “Königlein” bezeichnet wurden. Heute kennt man sie aber tatsächlich nur mehr als Kaninchen, oder manchmal etwas flapsig als “Kiniglhas”. Siehe auch https://blog.leo.org/2010/03/07/kaninchen
Paradeiserlein!