Frage
„Aller guten Dinge sind drei.“ Warum hat „all“ die Endung „er“? „Dinge“ ist doch ein Nomen im Plural.
Antwort
Guten Tag Frau L.,
auch wenn der Satz so ohne ein Subjekt auskommen muss, heißt es tatsächlich aller guten Dinge und nicht alle guten Dinge:
Aller guten Dinge sind drei
Die Endung -er in aller ist hier die Endung des Genitivs Plural. Die Wortgruppe aller guten Dinge steht im Genitiv. Es handelt sich um einen sonst veralteten Genitiv in einer festen Redewendung mit der ungefähren Bedeutung: Von allen guten Dingen gibt es drei.
Was im heutigen Deutschen kaum mehr vorkommt, war früher weniger selten: das Verb sein mit einem partitiven Genitiv. Man verwendete es vor allem bei Zahlen:
Ihrer sind fünf
Seiner Begleiter waren zwanzig
Auch mit ungenauen Mengenangaben kam und kommt dieser Genitiv gelegentlich noch vor:
Der Fragen sind viele
Der Schwierigkeiten sind genug
Diese Art, das Verb sein mit einem partitiven Genitiv zu verbinden, kommt heute außer in (scherzhaft gemeintem) gehobenem Sprachgebrauch oder einer festen Wendung wie Aller guten Dinge sind drei kaum mehr vor.
Zu guter Letzt noch ein Beispiel, das besser zum gestrigen Dreikönigstag gepasst hätte:
Die heil’gen drey König’ sind kommen allhier,
Es sind ihrer drey und sind nicht ihrer vier; …
Goethe, Epiphaniasfest
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Guten Tag,
kommt der genitivus partitivus in der Alltagssprache wirklich nur noch in Redewendungen oder (scherzhaft gemeintem) gehobenem Sprachgebrauch vor?
Wenn ich sage: “Im Kühlschrank sind noch zwei Liter kalter Milch.”, ist das dann nicht ein recht alltäglicher Gebrauch des partitiven Genitivs? Würde ich dort zwei Flaschen kalten Biers finden, wäre das auch nur deshalb ungewöhnlich, weil das Bier bei uns zu Hause im Keller steht.
Gruß
Im Beitrag steht:
Es geht als nicht um den partitiven Genitiv im Allgemeinen. In vielen Fällen ist er nämlich noch sehr lebendig, zum Beispiel:
Bei Substantiven im Singular ist der partitive Genitiv heute eher selten:
Im Artikel sind nicht solche Formulierungen gemeint, sondern:
So formuliert man in der heutigen Sprache nicht mehr.