Frage
In einem Text über Architektur finde ich das Wort „aformal“. Das scheint es nicht zu geben, das heißt, es steht nicht in Duden, Pons oder im Leipziger Wortschatzregister. […]
Antwort
Guten Tag Frau D.,
wenn ein Wort nicht in den Wörterbüchern zu finden ist, bedeutet dies noch nicht, dass es dieses Wort nicht gibt oder nicht geben kann. Das gilt auch für aformal. Es ist ein ungebräuchliches Wort, kann aber mit dem bildungssprachlichen Präfix a- gebildet werden und ist in einem solchen Kontext auch verständlich. Siehe auch hier.
Vielleicht erklärt sich die Wahl für aformal im Text, in dem Sie ihm begegnet sind, dadurch, dass:
- nicht formal als zu „gewöhnlich“ empfunden wird,
- un- im Gegensatz zu a- und in- nur selten bei der Verneinung von fachsprachlichen fremden Adjektiven vorkommt und
- die verneinte Form informal bereits im Sinne von informell verwendet wird.
Es gibt also nichts gegen die Wortbildung aformal einzuwenden, außer wenn man ungewöhnliche Fremdwörter lieber vermeidet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
“Afornal“ entbehrt des geringsten semantischen Wertes: Der Ausdruck ist nicht verständlich; er gleich einen Sprach- oder Lesefehler; die angestrebte Form sei informell, unformelhaft – es sehen genügen als de – Viele Komposita mit a- oder ab- haben das Zeitliche des Sprachgebrauchs gesegnet. Die Ableitungen mit dem Alpha privativum a- oder ab- ist unnötig; da in der zugrunde liegenden Spache – a oder ab dem Latinischen – diese Ab-Leitung nicht zur Verfügung stand. Es ist also eine NEUESte Sprachform, ohne Anwendungsbereich: soz. Un-nötig (nicht *a-nötig).
Die einige mir geläufige Wortform ist afokal“; auch sie gibt es nicht mehr. Nr ist ist nur im Optik-Sprachgebrauch gebräuchlich nachweisbar: man vergleiche „Fokus“,afokales Linsensystem“. Ein technisches Kunstwort, das kein laienhafter Mensch kennen muss, als Neuwort.
Informell…: https://www.dwds.de/?q=aformal
Dr. Bopp: „Es gibt also nichts gegen die Wortbildung aformal einzuwenden, außer wenn man ungewöhnliche Fremdwörter lieber vermeidet.“-
Nein, ich meide unnötige, verderbliche Sprachformen; so wich wich als lehrere es entscheiden würde:.
„Anhaltsam“ – „annahen“ – „annoch“ (für einfaches ‘noch’) sind missratene, separierte Sprachformen geworden. (Im Osmans „Kleinen Lexikon untergegangener Wörter (2007) nachzulesen.)
Herr Reyntjes: Es ist deutlich, dass Sie die Wortbildung aformal stark ablehnen. Ich will Sie hier nicht davon überzeugen, sie doch zu mögen. Erlauben Sie mir aber die folgende Bemerkungen:
Fach- und bildungssprachlich gibt es noch einige Adjektive mit dem Präfix a-, die noch verwendet werden und die in einem Kontext, in dem auch das Basisadjektiv bekannt ist, leicht interpretierbar sind. Beispiele:
Nicht alle Basiswörter sind wie das Präfix griechischen Ursprungs. Es steht auch vor Adjektiven aus dem Lateinischen (z. B. a-febril, a-kausal, a-moralisch, a-religiös, a-sozial, a-virulent).
Die Wortbildung aformal fügt sich also in ein bestehendes Wortbildungsmuster ein. Es ist zwar nicht sehr produktiv, aber durchsichtig, insbesondere in einem fach- und bildungssprachlichen Kontext, in den es auch gehört. In der Allgemeinsprache ist die Verneinung mit nicht und un- viel gebräuchlicher und empfehlenswerter.
Das Präfix a- wird in der Regel nicht mit einheimischen Wörtern kombiniert (auch wenn Duden, „Deutsches Universalwörterbuch“, bei a- das Wort asinnlich auflistet). Das erklärt, warum Wortbildungen wie anötig oder arichtig nicht vorkommen und nicht gebildet werden.
Die Wörter anhaltsam, annahen und annoch sind tatsächlich nicht mehr gebräuchlich, haben aber mit dem Präfix, um das es hier geht, nichts zu tun.