„Jemand, der“ und „jemand, die“

Heute einmal etwas Einfaches zur geschlechtergerechten Sprache:

Frage

Seit gestern Nachmittag beschäftige ich mich mit der Frage, ob das Indefinitpronomen „jemand“ in Kombination mit „er“ oder „sie“ in einen Satz gehört.

[…] Zum Beispiel: „jemand, der zu oft denkt, dass er lustig ist“ oder „jemand, die zu oft denkt, dass sie lustig ist“?

Antwort

Guten Tag Herr U.,

wenn jemand allgemein eine unbestimmte Person bezeichnet, ist es üblich, mit männlichen Pronomen zu verweisen:

Jemand, der zu oft denkt, dass er lustig ist, kann ärgerlich sein.
Kennst du jemanden, der mich mit seinem Auto wegbringen könnte.

Wenn Sie lieber geschlechtergerechter formulieren, können Sie dieses allgemeine jemand besser vermeiden. Mögliche „Ausweichrouten“ sind je nach Kontext und Formulierungslaune:

Menschen/Leute, die zu oft denken, dass sie lustig sind, können ärgerlich sein.
Kennst du eine Person, die mich mit ihrem Auto wegbringen könnte?
Wer aus deinem Bekanntenkreis könnte mich mit dem eigenen Wagen wegbringen?

Wenn eine männliche Person gemeint ist, formuliert man so:

Er ist jemand, der zu oft denkt, dass er lustig ist.
Christian ist jemand, der dich mit seinem Auto wegbringen könnte.

Wenn eine weibliche Person gemeint ist, können ebenfalls männliche Verweiswörter verwendet werden:

Sie ist jemand, der zu oft denkt, dass er lustig ist.
Christine ist jemand, der dich mit seinem Auto wegbringen könnte.

Immer üblicher und meiner Meinung nach empfehlenswert ist aber die Verwendung von weiblichen Pronomen:

Sie ist jemand, die zu oft denkt, dass sie lustig ist.
Christine ist jemand, die dich mit ihrem Auto wegbringen könnte.

In dieser Weise können Sie je nach Satzzusammenhang einfach und korrekt formulieren, ohne jemand auf die Zehen zu treten.

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Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

4 Gedanken zu „„Jemand, der“ und „jemand, die““

  1. Zitat: “In dieser Weise können Sie je nach Satzzusammenhang einfach und korrekt formulieren, ohne jemand auf die Zehen zu treten.”

    Darf ich diese Grammatik, ohne zu “gendern” – oder eine umgangsprachlich laxe Rektion (ob Dativ oder Akk.-Objekt) zu bevorzugen, so anmahnen:
    „… ohne jemandem auf die Zehen zu treten.“ – Zugegeben hier ein altes, aber kein obsoletes Bspl.: „Meine Maxime ist, niemand zu verletzen, aber mir auch nicht auf die Füße treten zu lassen.“ (Jochen Klepper: Der Vater. 1937)
    Ja, es gibt auf sprachgeschichtlich andere Beispiele: Thoma, Ludwig: Tante Frieda. In: Lausbubengeschichten. 1907. S. 204: “Die Cora hat gelacht, und der Franz hat mich auf den Fuß getreten, und er ist immer mit seiner Hand durch die Haare gefahren.

  2. Ob bei auf die Füße treten die auf die Füße Getretenen auch im Akkusativ stehen können (Ich stehe dich auf die Füße statt Ich stehe dir auf die Füße), darüber ließe sich eventuell diskutieren (siehe hier). Nach den Angaben in den Wörterbüchern ist hier der Dativ üblich. Dennoch ist jemand nicht falsch. Im Akkusativ und im Dativ kann nämlich neben den gebeugten Formen jemanden und jemandem auch die ungebeugte Form jemand stehen (siehe hier und zum Beispiel hier). Obwohl mir spontan die Form jemandem aus der Tastatur fließt, habe ich mich im Artikel oben doch für jemand entschieden, weil die Endung em ziemlich männlich wirkt.

  3. “Herr U. ist ein Individuum, das sich eine Frage gestellt hat.”
    “Bob ist eine Person, die gerne lacht.”
    “Christine ist jemand, der gerne lacht.”

    Alle drei Sätze sind korrekt. Im Deutschen kann man nicht erwarten, dass Genus und Sexus immer übereinstimmen.

    “Herr U. ist ein Individuum, der sich eine Frage gestellt hat” und “Bob ist eine Person, der gerne lacht” wären klar falsch.

    Ich glaube gerne, dass es Leute gibt, die “Christine ist jemand, die gerne lacht” sagen oder schreiben, vermute aber, dass sie es eher aus Sorge tun, Christine Unrecht zu tun, als weil sie es tatsächlich für sprachlich korrekt halten.

  4. Das Substantiv „das Individuum“ ist sächlich. Das Substantiv „Person“ ist weiblich.

    Herr U. ist ein Individuum, das sich eine Frage gestellt hat.
    Bob ist eine Person, die gerne lacht.

    Das Pronomen „jemand“ hat an und für sich kein Genus. Es steht stellvertretend für eine unbestimmte Person. Es war üblich, mit „generischen“ männlichen Pronomen etc. auf „jemand“ zu verweisen (es hat im Dativ ja auch die männliche Endung -em).

    Christine ist jemand, der gerne lacht.

    Heute ist es aber mehr und mehr üblich, „jemand“ kein festes Genus zuzuweisen und je nach Kontext männliche oder weiblich Verweiswörter zu verwenden.

    Christine ist jemand, die gerne lacht.

    Das kann man als Fehler sehen, der bewusst gemacht wird, um es möglichst allen recht zu machen. Man kann es aber auch als neue Grammatikregel verstehen, die sich mittlerweile (neben der alten) etabliert hat. Ich vertrete die zweite Sichtweise.

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