Warnhinweis: Wer Kommafragen nicht mag, klickt besser weiter …
Frage
Soweit ich weiß, wird das „ist“ nicht mit zwei Kommas eingeschlossen. Das ist zwar möglich, aber kein so gutes Deutsch. Beispiel:
Was ich sagen möchte, ist, wenn ich Lust auf Pizza habe, möchte ich diese auch essen.
Besser: Was ich sagen möchte ist, wenn ich Lust auf Pizza habe, möchte ich diese auch essen.
Wie sieht es mit anderen Wörtern aus, die wegen eines eingeschlossenen Satzes plötzlich allein stehen?
Früher traute sich Anne, sogar zu Hause auf dem Sofa, nicht, über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Könnte ich hier auch so schreiben:
Früher traute sich Anne, sogar zu Hause auf dem Sofa nicht, über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Früher traute sich Anne, sogar zu Hause auf dem Sofa, nicht über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Kann man bei allen alleinstehenden Wörtern das vorherstehende Komma weglassen? Gibt es dafür entsprechende Regeln?
Antwort
Guten Tag Herr D.,
es stimmt, dass es oft nicht sehr schön ist, wenn ein einzelnes Wort zwischen zwei Kommas steht. Die Lösung ist aber nicht, eines der beiden Kommas wegzulassen, wenn beide Kommas obligatorisch sind. Es gibt keine Regel, die es erlaubt, in solchen Fällen ein Komma fallen zu lassen (vgl. hier). In den folgenden Sätzen kann deshalb keines der Kommas weggelassen werden:
Was ich sagen möchte, ist, wenn ich Lust auf Pizza habe, möchte ich diese auch essen.
Was ich sagen möchte, ist, dass ich, wenn ich Lust auf Pizza habe, diese auch essen möchte.
Im ersten Satz könnte die Kommaflut eventuell wie folgt vermieden werden:
Was ich sagen möchte, ist: Wenn ich Lust auf Pizza habe, möchte ich diese auch essen.
Ich möchte damit sagen: Wenn ich Lust auf Pizza habe, möchte ich sie auch essen.
Bei Ihrem zweiten Beispielsatz wird es etwas komplizierter. Die Infinitivgruppe, die mit über beginnt, kann mit einem Komma abgetrennt werden. Das Komma ist nicht obligatorisch, aber zu empfehlen, damit klar ist, ob nicht den übergeordneten Satz (traute sich nicht) oder die Infinitivgruppe (nicht zu schimpfen) verneint:
Früher traute sich Anne nicht, über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
vgl.: Früher traute sich Anne, nicht über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Es ist also besser, vor über ein Komma zu setzen. Weiter kann die Wortgruppe sogar zu Hause auf dem Sofa als Einschub vorn und hinten durch Kommas abgetrennt werden. Diese Kommas sind nicht obligatorisch. Daraus ergeben sich diese Möglichkeiten:
Früher traute sich Anne sogar zu Hause auf dem Sofa nicht, über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Früher traute sich Anne, sogar zu Hause auf dem Sofa, nicht, über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Weniger kommalastig und stilistisch besser formulieren Sie allerdings mit nicht einmal statt sogar … nicht:
Früher traute sich Anne nicht einmal zu Hause auf dem Sofa über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Früher traute sich Anne nicht einmal zu Hause auf dem Sofa, über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Früher traute sich Anne, nicht einmal zu Hause auf dem Sofa, über ihre Schwiegermutter zu schimpfen.
Wenn ein einzelnes Wort zwischen zwei Kommas steht, die beide obligatorisch sind, kann die Häufung der Kommas – wenn gewünscht – nur durch eine Umformulierung vermieden werden. Was ich mit so vielen Worten sagen möchte, ist, dass Ihre Lösung für solche Fälle leider nicht den Regeln der deutschen Kommasetzung entspricht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp