Kakophonie – Pubertäres Grinsen liegt doch nicht ganz daneben

Heute bin ich wieder einmal dem Wort Kakophonie (o. Kakofonie) begegnet. Das schöne bildungssprachliche Wort, das Kindern bis hin zu Spätpubertierenden jeden Alters ein Lachen bzw. Grinsen entlockt, bedeutet Missklang, hässlicher Klang, Dissonanz. Es kommt von griechisch kakos (schlecht, schlimm, böse) und ebenfalls griechisch phon (Ton, Klang). Es gibt eigentlich nichts, worüber man lächeln, lachen oder grinsen könnte, denn mit dem gleich klingenden derben deutschen Wort hat es nichts zu tun. Wirklich?

Der erste Teil kak(o)- kommt auch in anderen schönen Fachwörtern wie Kakogeusie (alle Geschmacksreize als unangenehm empfinden), Kakosmie (Gerüche fälschlich als unangenehm empfinden) und Kakostomie (übler Mundgeruch) vor. Es geht, wie bereits gesagt, auf das griechische Adjektiv kakos (κακός = schlecht, übel, böse) zurück. Die Wortherkunft dieses Adjektivs ist ungeklärt, aber es wird allgemein davon ausgegangen, dass es auf einen Wortstamm kak(k)a mit der Bedeutung den Darm entleeren zurückgeht.

Das kako- in Kakophonie hat also indirekt doch etwas mit Kacke (ich muss das Wort hier doch einmal erwähnen) zu tun. Die Wörter sind „weit hinten“ miteinander verwandt. Die beiden Verwandten gehören aber unterschiedlichen Sprachebenen an. Während im Griechischen κακός zum normalen Sprachgebrauch gehört und man ungeniert von zum Beispiel einer κακή ιδέα (kaki idea) reden kann, ist Kackidee im Deutschen ein derbes Wort, bei dem man sich zweimal überlegen sollte, ob man es wirklich verwenden möchte. Das eingangs erwähnte (spät)pubertäre Grinsen beim Wort Kakophonie ist aber nicht nur klanglich, sondern auch wortgeschichtlich nicht ganz unbegründet.

3 Gedanken zu „Kakophonie – Pubertäres Grinsen liegt doch nicht ganz daneben“

  1. „…kak(k)a mit der Bedeutung den Darm entleeren…“

    Das bedeutet ja dann sogar, dass der Begriff ausgesprochen poetisch äähh… onomatopoetisch ist. Denn „kakka“ ahmt doch lautmalerisch das Aufprallen des entleerten Darminhaltes auf einen festen oder flüssigen Untergrund nach.

    Meint mit leicht „spät)pubertärem Grinsen
    Christian

  2. Das Etymologische Wörterbuch von Pfeifer schreibt unter dem Stichwort kacken:

    Wie lat. cacāre ‘scheißen’, griech. kakkā́n (κακκᾶν), russ. kákat’ (какать) ein altes Lallwort der Kindersprache.

    [Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, , abgerufen am 17.12.2019.]

  3. Zum Etymologischen Wörterbuch von Pfeifer et. al.: …ein altes Lallwort der Kindersprache…

    In unserer Kindersprache gab es das (Pfui-)Wort „kacken“ nicht. Das hieß und heißt auch heute noch bei uns „A-A machen“, wobei da sogar ein linguistischer Leckerbissen dabei ist. Zwischen den beiden „A“ ist nämlich ein „stimmloser glottaler Plosiv“ eingebaut, den es gar nicht in allen Sprachen gibt. Der Spruch „deutscher Sprach = schwerer Sprach“ gilt also sogar schon im Baby-Alter. 🙂

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