Frage
Was ist der Unterschied zwischen den Verben „dursten“ und „dürsten“? Kann man statt „Dürstende“ auch „Durstende“ sagen, z. B. in der Wendung „Hungernde und Durstende“?
Antwort
Guten Tag Herr M.,
im wörtlichen Sinne ist insbesondere in Verbindung mit „hungern“ die Variante „dursten“ üblich:
die Hungernden und die Durstenden
Sie mussten lange hungern und dursten**
Sonst ist auch „dürsten“ möglich – vor allem bei der gehobenen unpersönlichen Wendung:
Es durstet/dürstet mich
Das Vieh musste dursten/(dürsten)
Im übertragenen Sinne ist es ohne Bedeutungsunterschied „dürsten“ oder „dursten“:
nach Informationen dürsten/(dursten)
nach Anerkennung dürsten/(dursten)
Im heutige Sprachgebrauch ist hier allerdings vor allem „dürsten“ gebräuchlich.
Eine exakte Grenze gibt es also nicht, aber für die nach „Eindeutigkeit“ Dürstenden sei zusammenfassend gesagt: Im wörtlichen Sinne „Durst haben“ ist „dursten“ üblicher. Im übertragenen Sinne „ersehnen; heftiges Verlangen haben“ ist vor allem „dürsten“ gebräuchlich. Wenn Sie „dursten“ und „dürsten“ so verwenden, werden Sie niemanden irritieren. Umgekehrt sollten Sie sich aber auch nicht irritieren lassen, wenn jemand diese Unterscheidung nicht einhält.
Und wenn wir schon dabei sind, hier noch ein paar Worte zu „durstig“: Wer Durst hat, ist im heutigen Sprachgebrauch nur noch umlautlos „durstig“. Auch im übertragenen Sinne heißt es zum Beispiel „durstig auf Abenteuer“, „durstig nach Wissen“ und „abenteuerdurstig“, „freiheitsdurstig“, „rachedurstig“, „tatendurstig“ oder „wissensdurstig“. Natürlich geht es auch hier nicht ohne Ausnahme: Bei „blutdürstig“ verwenden wir doch noch die umgelautete Form.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
**Aber im übertragenen Sinne:
Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden
Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden
(Matthäus, 5.6)
Und wer keinen Durst mehr hat, ist “sitt”. 😀