Frage
Wie kann man am besten den Unterschied zwischen „wie lange“ und „für wie lange“ erklären und was genau ist der Unterschied? […] In den folgenden Sätzen ist mir der Bedeutungsunterschied nicht ganz klar:
Für wie lange / Wie lange gehst du nach Amerika?
Ich gehe für 3 Monate / 3 Monate nach Amerika.
Für wie lange / Wie lange bleiben Sie in Kiel?
Ich bleibe nur für drei Tage / drei Tage in Kiel.
Antwort
Guten Tag Frau S.,
es ist schwierig, einen Unterschied zwischen Angaben der Art „wie lange“ und „für wie lange“ anzugeben. Einen eindeutigen Bedeutungsunterschied gibt es nicht und häufig ist – wie in Ihren Beispielen – beides möglich. Einen tendenziellen Unterschied sehe ich hierin:
Bei den Angaben mit „für“ geht es in der Regel um eine Zeitdauer, die so vorgesehen ist oder so vorgesehen war. Am Anfang der Zeitdauer ist oder war klar, wie lange es (ungefähr) dauert.
Ich hatte für sechs Wochen einen Job in einem Hotel.
Die Zeitdauer von sechs Wochen lag schon am Anfang der Anstellung mehr oder weniger fest.
Bei Angaben ohne „für“ ist/war die Zeitdauer nicht bestimmt, sie kann es aber sein/gewesen sein.
Ich hatte sechs Wochen einen Job in einem Hotel.
Hier ist ohne Kontext nicht klar, ob die Zeitdauer von sechs Wochen am Anfang der Anstellung festlag oder nicht. Es kann ein von Anfang an auf sechs Wochen befristetes Arbeitsverhältnis gewesen sein (wie oben mit „für“). Es ist aber auch möglich, dass die Stelle nach sechs Wochen unerwartet gekündigt wurde. Nur der weitere Zusammenhang kann hier mehr Klarheit schaffen.
Man formuliert also eher ohne „für“, wenn die Zeitdauer am Anfang nicht festliegt:
Ich musste zwei Stunden warten.
Das Küken hat nur zwei Tage gelebt.
Wie lange kannst du unter Wasser bleiben?
Ich hatte erst sechs Wochen in dem Hotel gearbeitet, als mir plötzlich gekündigt wurde.
Mit oder ohne „für“, wenn die Zeitdauer am Anfang schon festliegt:
Man hat die Sängerin [für] zwei Monate engagiert.
Ich werde euch [für] zehn Minuten allein lassen.
Für wie lange / Wie lange bleiben Sie in Kiel?
Bis zum Semesterbeginn arbeite ich [für] sechs Wochen in dem Hotel.
Diese Unterscheidung ist nicht absolut, das heißt, es wird auch davon abgewichen. Außerdem steht ausgerechnet „dauern“, das „zeiträumliche“ Verb schlechthin, immer ohne „für“, auch wenn von Anfang an klar ist, wie lange etwas dauern wird:
Es wird genau zwei Stunden dauern.
Eine eindeutige, immer von allen befolgte Regel gibt es also nicht. Als grobe Richtschnur kann aber dienen: Zeitangaben mit „für“ geben einen Zeitraum an, der von Anfang an festliegt. Angaben dieser Art ohne „für“ werden ebenfalls so verwendet, aber auch dann, wenn die Zeitdauer nicht festliegt. Häufig kann deshalb beides stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Sehr geehrter Herr Dr. Bopp,
jetzt habe ich – nach über einem Jahr – doch noch eine Frage zur Präposition “für”.
Ist der Satz: “Wir suchen Kellner 6 Monate.” grammatikalisch falsch oder hört er sich nur merkwürdig an? Oder muss es auf jeden Fall heißen: “Wir suchen Kellner für 6 Monate.”? Wenn ja, was ist die Begründung, dass das “für” hier stehen muss. Ich kann ja auch sagen: “Im Sommer arbeite ich wieder 6 Monate in Frankreich.” / “Im Sommer arbeite ich wieder für 6 Monate in Frankreich.” Hier hören sich beide Sätze richtig an: mit oder ohne “für”.
Besten Dank
Hier ist nur die Formulierung mit „für“ möglich:
Warum das genau so ist, kann ich leider nicht sagen. Es liegt u. a. am Verb „suchen“, dass dann mit „für“ steht, wenn es nicht um die Dauer des Suchens geht, sondern darum, wie lange das Gesuchte dauern soll. Vgl.