Auf jeden Fall – Mit welchem Fall steht „auf“?

Herrn M.s kurze Frage zeigt wieder einmal, mit welchen Schwierigkeiten sich Deutsch Lernende und diejenigen, die ihnen dabei helfen wollen, herumschlagen müssen. Welchen Fall verlangt die Präposition „auf“?

Frage

[…] Nach der Präposition „auf“ in „auf jeden Fall“ folgt der Akkusativ „jeden Fall“. Weshalb kein Dativ?

Antwort

Guten Tag Herr M.,

die einfache und wenig befriedigende Antwort lautet: weil es so ist. Muttersprachler und Muttersprachlerinnen haben Glück, denn sie machen es automatisch richtig. Deutsch Lernende dagegen haben Pech, denn sie müssen es lernen. Damit es nicht ganz so unbefriedigend bleibt, folgt der Versuch, doch noch ein bisschen Struktur in die Fallfrage bei „auf“ zu bringen.

Die Präposition „auf“ gehört zu den sogenannten Wechselpräpositionen, die den Dativ verlangen, wenn etwas Statisches (Ort; wo?) ausgedrückt wird, und den Akkusativ, wenn etwas Dynamisches (Richtung; wohin?) ausgedrückt wird (vgl. hier).

Diese vielen bekannte „Regel“ ist hilfreich, wenn wir im Bereich der konkreten Orts- und Richtungsangaben bleiben:

Statisch mit Dativ (wo?)
Wir lagen in der Sonne.
Die Kinder spielen hinter dem Haus.

Dynamisch mit Akkusativ (wohin?)
Wir legten uns in die Sonne.
Die Kinder rennen hinter das Haus.

Schon etwas schwieriger, aber immer noch erklärbar ist es, wenn die Orts- bzw. Richtungsangabe in übertragenem Sinne zu verstehen ist. Man muss sich dann das Bild vor Augen rufen, das gemeint ist:

„Statisch“ mit Dativ
etwas auf sich [Dativ] sitzen lassen
etwas auf dem Gewissen haben
etwas liegt auf der Hand
auf eigenen Füßen stehen
auf den Beinen sein
auf einer Sache beruhen
auf einer Sache herumreiten
auf der Palme sein

„Dynamisch“ mit Akkusativ
etwas auf sich [Akk] nehmen
nicht auf den Mund gefallen sein
auf den Putz hauen
jemandem auf den Leim gehen
jemanden auf den Schild heben
jemandem auf den Wecker gehen
Wert auf etwas legen
jemanden auf die Palme bringen

Wenn „auf“ auch in übertragenem oder figürlichem Sinn keine räumliche Bedeutung hat, steht es in der Regel mit dem Akkusativ:

auf jeden Fall
auf keinen Fall
das Recht auf einen Anwalt
auf einen Monat verreisen
sieben auf einen Streich
auf allgemeinen Wunsch
auf deinen Rat
auf jemanden/etwas eifersüchtig/stolz/aufmerksam sein
auf jemanden/etwas warten
auf jemanden/etwas achten
auf besseres Wetter hoffen
Ausnahme z. B. : auf einer Sache beharren

Eine hundertprozentig sichere „Regel“ ist dies nicht, aber mit ihrer Hilfe lässt sich auf jeden Fall vorhersagen, dass es „auf jeden Fall“ und nicht „auf jedem Fall“ heißt.

Mit freundlichem Gruß

Dr. Bopp

2 Gedanken zu „Auf jeden Fall – Mit welchem Fall steht „auf“?“

  1. Zu der letzten Gruppe von Beispielen mit „auf“ in übertragenem oder figürlichem Sinn ohne räumliche Bedeutung könnten auch diese Phrasen hinzugezählt werden:

    „auf den ersten Blick“
    „auf einen Blick“

  2. Danke für das weitere Beispiel. Es gibt allerdings noch viel mehr Wendungen, in denen auf keine räumliche oder zeitliche oder sonstige konkrete Bedeutung hat. Hier noch ein paar Beispiele, ohne dass die Liste dadurch vollständige wäre:

    auf vielfachen Wunsch
    auf jemanden/etwas aufpassen
    auf jemanden zählen/vertrauen/sich verlassen
    sich auf etwas besinnen
    Rücksicht auf jemanden/etwas nehmen

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