Je nachdem wie man die Namen transkribiert, kann im Titel u. a. auch stehen:
Ist Ivanišavić Đokovićs Trainer oder Đoković’ Trainer
Die Angaben im Artikel gelten für beide Schreibweisen.
Frage
Ein Kollege hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass im Duden zum Thema Genitiv und Apostroph „neu“ das Beispiel „Andric’ Romane“ stehe. Ich habe bisher bei gesprochenem „itsch“ immer ein -s angehängt, also „Andrics Romane“ usw., und sehe das auch so bei Zeitungen wie der NZZ oder der Zeit. Wie sehen Sie das?
Antwort
Guten Tag Herr F.,
auch ich schreibe „Djokovics Trainer” und „Andrics Romane“ mit einem Genitiv-s, auch wenn im Duden etwas anderes steht.
Wenn -ic am Ende „-its“ gesprochen wird, ist der Apostroph richtig. Das „-ic“ resp. „-ić“ in vom Balkan stammenden Namen wird aber wie „-itsch“ ausgesprochen. Das ist meiner Meinung nach mittlerweile allgemein bekannt. Es gibt dann keinen Grund, das Genitiv-s durch einen Apostroph zu ersetzen. Also:
Djokovics Trainer
Miloševićs Regime
Andrićs Roman „Das Fräulein“
In Duden, „Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“, 2016, Stichwort „Apostroph“ 4.1, steht:
Der Apostroph steht heute im Allgemeinen auch zur Kennzeichnung des Genitivs von Namen, die zwar anders geschrieben werden, aber ebenfalls auf [t͜ʃ] oder [ts] enden:
Andrić’ Romane, Cyrankiewicz’ Staatsbesuch usw.
Hier stehen zwei fragwürdige Dinge:
1) „im Allgemeinen“
Bei einer schnellen Suche in Google und in Korpora (z.B. beim DWDS) ist festzustellen, dass der Genitiv solcher Namen viel häufiger mit -s als mit Apostroph geschrieben wird.
2) „Namen, die […] ebenfalls auf [t͜ʃ] oder [ts] enden“
Die Regel, dass im Genitiv ein Apostroph geschrieben wird, gilt nach § 96(1) der amtl. Rechtschreibregelung für Namen, die auf ein gesprochenes s enden. Die Beispiele sind:
Aristoteles’ Schriften, Carlos’ Schwester, Ines’ gute Ideen, Felix’ Vorschlag, Heinz’ Geburtstag, Alice’ neue Wohnung
Das ist bei Namen auf „-ic“ nicht der Fall, weil sie in der Regel nicht auf einen s-Laut, sondern auf einen sch-Laut [ʃ] enden. Bei solchen Namen wird im Genitiv ggf. ein s gesprochen und geschrieben. Zum Beispiel:
Frischs Romane, Milowitschs Theaterkarriere, Timothy Peachs Filmrollen
Die Apostrophregel gilt nach § 96(E2) weiter auch für Namen, deren geschriebene Form auf ein stummes -s, -z oder -x enden:
Cannes’ Filmfestspiele, Boulez’ bedeutender Beitrag, Giraudoux’ Werke.
Das ist hier aus zwei Gründen nicht der Fall: Namen auf „-ic“ enden nicht auf -s, -z oder -x und das -c am Schluss ist nicht stumm, sondern es wird wie „tsch“ ausgesprochen.
Die Schreibung „Andric’ Romane“ lässt sich also weder durch die Rechtschreibregelung noch durch die Aussprache und auch nicht durch den allgemeinen Schreibgebrauch begründen. Ich halte deshalb die Angaben in Duden in diesem Fall für nicht zutreffend, und ich schreibe und empfehle:
Andrics Romane / Andrićs Romane
Djokovics Trainer/ Đokovićs Trainer
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp