Heute geht es um die Wahl des Relativpronomens bei Heraushebung eines Einzelnen aus einer Menge.
Frage
Gelegentlich lese ich diese Formulierung: „einer der schönsten Filme, den ich je gesehen habe“ oder „eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe“. Meine Vorgesetzte ist der Meinung, das sei richtig. Ich denke jedoch, dass es heißen müsste „einer der schönsten Filme, die ich je gesehen habe“ und „eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe“. Oder ist beides möglich? Kann man sich aussuchen, auf welches Substantiv sich der Relativsatz beziehen soll?
Antwort
Guten Tag Herr S.,
bei dieser Frage muss ich wieder einmal eine eindeutige Antwort schuldig bleiben. Genau genommen sollte hier der Plural stehen:
einer der schönsten Filme, die ich je gesehen habe
eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe
einer der interessantesten Menschen, die ich kenne
eine der ersten Frauen, die sich dagegen aussprachen
Es wurden mehrere Filme gesehen. Von diesen Filmen ist der besagte Film einer der schönsten. Die Verbform „gesehen habe“ richtet sich auf eine Mehrzahl. Entsprechend sollte das Relativpronomen im Plural stehen. Vgl.:
Von den Filmen, die ich je gesehen habe, ist dieser einer der schönsten.
Von den Büchern, die ich je gelesen habe, ist dieses eines der besten.
Von den Menschen, die ich kenne, ist er/sie einer der klügsten.
Von den Frauen, die sich dagegen aussprachen, war sie eine der ersten.
(Und nun zum Grund, weshalb meine Antwort doch nicht ganz so eindeutig ausfallen kann:) Dennoch wird hier sehr häufig mit einem Relativpronomen in der Einzahl angeschlossen. Es bezieht sich dann auf „einer“ resp. „eines“ o. „eine“:
einer der schönsten Filme, den ich je gesehen habe [?]
eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe [?]
einer der interessantesten Menschen, den ich kenne [??]
eine der ersten Frauen, die sich dagegen aussprach [?]
Die Fragezeichen in eckigen Klammern sollen angeben, dass ich diese Formulierungen eigentlich nicht für richtig halte und nur den Anschluss mit „die“ (und ggf. einem Verb im Plural) empfehle. Aber wie so oft, wenn es um Sprache geht, sind nicht alle dieser Meinung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
PS: Vor ein paar Jahren vfiel meine Antwort noch eindeutiger aus (siehe hier). Meine persönliche Meinung dazu hat sich nicht geändert, aber ich musste die allgemeine Antwort in der Zwischenzeit etwas revidieren.
Mir viel auf, dass man “eindeutig” nicht steigern sollte – was meinen Sie, Herr Doktor?
Aber Leonidas! Was vällt Ihnen ein! *gg*
Den orthografischen Niederlandismus (viel statt fiel) bitte ich zu entschuldigen. Auch in der Eile hinzugefügte Postskripte sollte ich besser kontrollieren. Die Steigerbarkeit des Adjektivs eindeutig hingegen halte ich für gut vertretbar. Wörter haben oft mehr (Neben)bedeutungen, als die rein wörtliche Interpretation zuzulassen scheint (hier eindeutig = klar und deutlich, klar und unmissverständlich).