Mehrere van Goghs und ein da Vinci

Frage

Ein Kollege hat mich gerade gefragt, wie ich „ein da Vinci von 1 Mio.“ schreiben würde. Meine Antwort: Ich bin nicht sicher. […]

Antwort

Guten Tag Herr F.,

es geht hier um einen Personennamen, der nicht die Person, sondern ein von der Person geschaffenes Werk o. Ä. bezeichnet. Es gibt rechtschreiblich keinen Grund, einen Personennamen dann anders zu schreiben.

Bei vielen Familiennamen wird eine Partikel wie von, van, de, di, da usw. kleingeschrieben (wenn sie nicht am Satzanfang oder am Anfang einer substantivischen Zusammensetzung steht; vgl. hier). Das gilt auch dann, wenn der Name allein nicht die Person, sondern etwas anderes bezeichnet. Auch dann bleibt die Partikel klein und auch dann geht es ganz ohne Bindestrich:

Das Museum besitzt mehrere Gemälde von van Gogh.
Das Museum besitzt mehrere van Goghs.

Mit etwas Glück findet man im Secondhandladen ein Kleidungsstück von Gaultier oder de la Renta.
Mit etwas Glück findet man im Secondhandladen einen Gaultier oder einen de la Renta.

ein Brunnen mit Plastiken von Nikki de Saint Phalle und Jean Tinguely
ein Brunnen mit de Saint Phalles und Tinguelys

Dieses Werk von da Vinci kostet eine Million.
Dieser da Vinci kostet eine Million.

Wenn mit „da Vinci“ nicht ein Werk des italienischen Künstlers und Gelehrten, sondern ein Roboter des Da-Vinci-Operationssystems gemeint ist (die sind ja auch nicht gerade billig), zweifle ich ein wenig. Namen von Marken und Produkten werden oft abweichend geschrieben. Es scheint aber so zu sein, dass auch dieses Produkt außerhalb von Zusammensetzungen mit kleinem d geschrieben wird:

In vielen Operationssälen steht bereits ein da Vinci.

Die meisten von uns können sich keinen van Gogh und keinen da Vinci leisten, aber wir wissen nun wenigsten, wie wir „Ich hab grad einen van Gogh gekauft“ schreiben müssten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

2 Gedanken zu „Mehrere van Goghs und ein da Vinci“

  1. Guten Abend,
    im Zuge der Gleichsetzung des Namens mit dem Werk hätte ich noch eine Zusatzfrage:
    Wenn man den letzten Beispielsatz aus Ihrem Beitrag nimmt:
    “Ich habe gerade einEN van Gogh gekauft.”,
    wie würde man diesen Satz mit einER/einEM Kahlo formulieren:
    “Ich habe gerade einE Kahlo gekauft.”?
    Vielen Dank für Ihre Antwort.

  2. Es geht darum, welches Genus Werke von Künstlerinnen haben, die mit dem Namen der Künstlerin angedeutet werden. Die Antwort lautet: Darüber ist sich die Sprachgemeinschaft nicht einig. Das führt zu Unsicherheit. Wahrscheinlich deshalb werden solche Formulierungen häufig vermieden, was wiederum dazu führt, das man nicht sagen kann, was üblich ist.

    Ich habe gerade einen Kahlo gekauft.
    Ich habe gerade eine Kahlo gekauft.

    Im Bahnhof Zürich hängt ein de Saint Phalle.
    Im Bahnhof Zürich hängt eine de Saint Phalle.

    Auch was richtig sein muss, lässt sich nicht bestimmen, denn es gibt mehr als eine „logische“ Erklärung:

    Man kann sagen, dass Kunstwerke, die so angedeutet werden, alle männlich sind, und zwar unabhängig vom Geschlecht des Künstlers oder der Künstlerin. Das ist vergleichbar mit zum Beispiel Schiffen oder Motorrädern, die (fast) immer weiblich sind (die Titanic, eine Harley Davidson). Wenn so angedeutete Werke immer männlich sind, sind sie es auch, wenn sie von einer Künstlerin stammen:

    → Ich habe gerade einen Kahlo gekauft.

    Man kann auch sagen, dass der van Gogh oder ein Tinguely deshalb männlich sind, weil sie Werke von Männern sind. Es ist kaum möglich, sich auf ein anderes „Ersatzwort“ zu berufen, denn sie sind alle sächlich (Gemälde, Bild, Werk) oder weiblich (Statue, Plastik). Wenn sich das Genus des Werkes am Geschlecht der schaffenden Person orientiert, sind die Werke von Künstlerinnen weiblich:

    → Ich habe gerade eine Kahlo gekauft.

    Beide Sichtweisen sind vertretbar, gegen beide gibt es Einwände. Deshalb geschieht meiner Meinung nach häufig, was auch mir bei dieser Frage passiert ist: Spontan hätte ich ein Kahlo gewählt. Dann fragte ich mich aber, ob das bei den Werken einer Künstlerin auch so funktioniert und ob es nicht eine Kahlo heißen muss. Die weibliche Form kommt mir aber irgendwie seltsam vor. Was ist meine „Lösung“? – Im Artikel oben wollte ich eigentlich Nikki de Saint Phalle und Tamara de Lempicka als Beispiele mit einem Artikelwort anführen. Ich habe dann aber davon abgesehen, weil ich damit eine ganz andere als die im Artikel behandelte Frage aufgeworfen hätte. Bei einem Werk von Kahlo oder de Saint Phalle würde ich persönlich eher von einem Kahlo und einem de Saint Phalle als von einer Kahlo und einer de Saint Phalle sprechen, dann aber „zur Sicherheit“ auf z. B. ein Werk von Kahlo oder eine Plastik von de Saint Phalle ausweichen.

Kommentare sind geschlossen.