Noch einmal die Regel mit den 2 G, diesmal mit +

Frage

In einem Ihrer stets lesenswerten Blog-Artikel haben Sie bereits die Frage bezüglich der korrekten Schreibung(en) „2-G-Regel“ bzw. „2G-Regel“ geklärt [siehe hier]. Eine Frage stellt sich mir diesbezüglich aber immer noch:

Warum wird das G großgeschrieben? Es steht doch für die Adjektive „geimpft“, „genesen“, „getestet“. Wann immer die Abkürzung „2G“ oder „3G“ erklärt wird, erfolgt ein Verweis auf diese drei Adjektive, praktisch nie auf die Nomen „Geimpfte“, „Genesene“, „Getestete“. […]

Inzwischen ist es sogar noch komplizierter geworden, denn die Begriffe „2G“ und „2G-Regel“ wurden noch um ein „Plus“ erweitert. In den vergangenen Tagen habe ich u. a. in meiner Tageszeitung die verschiedensten Schreibvarianten hierzu gefunden – offenbar schreibt jeder einfach nach Gefühl. Hier ein paar Beispiele:

2G-Plus-Regel / 2G-plus-Regel
Ab sofort gilt in vielen Bereichen 2G plus / 2G Plus / 2G-plus / 2G-Plus

Vollends durcheinander geht es, wenn das „Plus“ durch das Pluszeichen + ersetzt wird, was zurzeit auch immer häufiger geschieht. Dann kommen solche Varianten dabei heraus (ebenfalls in Printmedien entdeckt):

2G+
2G +
2G+ Regel
2G+-Regel
2G + Regel
2G-+-Regel

Was ist richtig? […]

Antwort

Guten Tag Herr K.,

gerade bei Abkürzungen regeln die Regeln nicht alles. Außerdem stimmt bei Abkürzungen das, was streng nach Regeln sein müsste, oft nicht mit dem überein, was ist. Das gilt auch hier. Mit einer Argumentation, die sich, so gut es geht, an die wenigen Angaben hierzu in der amtlichen Rechtschreibregelung hält, kommt man zu diesen Schreibungen:

2 G plus
2 G +
2-G-plus-Regel
2-G-+-Regel oder 2-G +-Regel [?]
Zwei-G-plus-Regel

Das große G lässt sich damit erklären, dass nur Substantive zählbar sind, nicht aber Adjektive. Nur in Fällen wie Man schreibt Egge mit zwei g ist die Kleinschreibung richtig. Sonst schreibt man nach Zahlwörtern groß: die Regel mit den zwei G.

Das Wort „plus“ sollte kleingeschrieben und ohne Bindestrich angefügt werden,  wie dies zum Beispiel bei fünf Grad plus, eine Zwei plus bekommen oder im Alter von 70 plus der Fall ist.

Wie das Pluszeichen in Zusammensetzungen behandelt werden soll, bleibt schwierig, weil nicht klar ist, wie bei Zeichen dieser Art vorzugehen ist. Ein ähnlicher Fall ist das Prozentzeichen. So schreibt man gemäß Duden 5 %-Klausel. DWDS hingegen schreibt 5-%-Hürde und gibt 5 %-Hürde und 5%-Hürde als ungültige Schreibungen an.

Wichtig ist hier aber, sich (auch) nach dem zu richten, was allgemein üblich ist, nämlich 2G und 3G. Zusammen mit plus bzw. + komme ich dann zu den folgenden Schreibungen:

2G plus
2G+ (eigentlich: 2G +)
2G-plus-Regel
2G+-Regel

Da diese Schreibungen, wie erwähnt, nicht vollständig durch Regeln belegbar „richtig“ sind, sind Abweichungen davon nicht automatisch „falsch“.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

2 Gedanken zu „Noch einmal die Regel mit den 2 G, diesmal mit +“

  1. Was die Schreibung mit nur einem Bindestrich angeht, so braucht man sich gar nicht auf „Fachsprache“ zu berufen, da der erste Bestandteil statt als Wortgruppe schlicht als Abkürzung wie „WM“ aufgefasst werden könnte (nur eben mit einer Ziffer statt nur mit Buchstaben). Der Fall wird auf der Website des Rechtschreibrates im „Fragen und Antworten“-Bereich abgehandelt: „Zum anderen gibt es bei den Zusammensetzungen wenige Einzelfälle, bei denen der erste Bestandteil als Abkürzung oder als Wortgruppe aufgefasst werden kann. Hierzu gehören in erster Linie die Schreibungen für das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium und die Gruppe der (acht, zwanzig …) wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Werden sie als Abkürzung verstanden, dann wird lediglich ein Bindestrich im Anschluss gesetzt, werden sie als Wortgruppe verstanden, dann wird ein Bindestrich auch zwischen Buchstabe und Zahl gesetzt[.]“

    Bei der Aufnahme von „3-D-Film“ in den Duden ging man nach Aussage von Dr. Scholze-Stubenrecht von der Form mit ausgeschriebener Zahl („Drei-D-Film“) aus. Diese wird aber selten verwendet, außerdem frage ich mich, was das große „D“ hier soll. Man schreibt doch auch „e-mailen“ statt „E-mailen“ („e“ für das Adjektiv „electronic“), wieso sollte also nicht auch „-dimensional“ mit „d“ abgekürzt werden, wenn die Zahl ausgeschrieben wird, oder soll das „D“ etwa für das Substantiv „Dimension“ stehen (man sagt doch nicht „Dreidimensionenbild“/„Dreidimensionsbild“)? Jedenfalls wird „drei D“ nicht als eigenständige Wortgruppe für „drei Dimensionen“ verwendet und die Schreibweise „3D“ ist deutlich üblicher als „3-D“, daher finde ich es nicht gut, dass der Duden immer noch „3-D“ empfiehlt. Dass er „5-G-Netz“ empfiehlt, finde ich erst recht blöd, denn „5G“ wird offiziell ohne Leerzeichen geschrieben und kaum jemand kommt von selbst zur Entscheidung, „5-G-Netz“ zu schreiben. Andererseits hat Duden online „MP3-Player“ und „FFP2-Maske“ nur so (nicht „MP-3-Player“!).

    Ich würde es denn auch vorziehen, „2G+“ analog zu Akronymen wie „ISBN“ zu behandeln: „2G+-Regel“.

    Die Sache mit „eins a“ wird im Rechtschreibduden auf drei unterschiedliche Arten gehandhabt, je nachdem, wo man nachsieht: Im Eintrag „Eins-a-Lage“ findet sich „1-a-Lage“ (getrennt bzw. durchgekoppelt, europäische Ziffer), im Eintrag „eins“ findet sich „I a“ (getrennt, römisches Zahlzeichen) und schließlich gibt es noch den Eintrag „Ia“ (zusammen, römisches Zahlzeichen). Mit römischem Zahlzeichen könnte der Leser auf die Idee kommen, zu iahen, und eine Google-Suche nach „Güteklasse A“ liefert viele Ergebnisse mit einem Großbuchstaben, ich schlage daher „1A“ vor.

    Auch inkonsequent: Im Online-Duden findet sich „5 %-Klausel“ mit Zwischenraum, im Rechtschreibduden „5%-Klausel“ ohne Zwischenraum. Ich bin damit einverstanden, nur einen Bindestrich zu verwenden, da «5 %» als mathematische Notation angesehen werden kann, in die die deutsche Rechtschreibung nicht einzugreifen braucht, man schreibt schließlich auch «5 : 2-Sieg» statt «5-:-2-Sieg». Ebenso wie der Doppelpunkt und das Malkreuz ist das Prozentzeichen kein alphanumerisches Symbol. Bei anspruchsvoller Typographie wird «5 %» mit schmalem Leerzeichen geschrieben, ergo «5 %-Klausel». Anders geartet ist «5%ig», hier könnte das Ausbleiben des Leerzeichens damit begründet werden, dass die Wortgruppe «fünf Prozent» nicht wirklich enthalten ist und wir es vielmehr mit Komposition zu tun haben, vgl. «hochprozentig» («hoch Prozent» wäre ja Quatsch), man beachte auch die Hauptbetonung auf der ersten Silbe.

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