Frage
Ich habe eine Frage zur Wendung „Mensch und …“. Mir sind die folgenden Sätze begegnet:
Die Folgen für Mensch und Natur sind nicht absehbar.
Die Lärmbelastung für Mensch und Tier ist erheblich.
Ich frage mich, ob die Wendung erstens richtig und zweitens umgangssprachlich ist. Kann ich dies auch in einer wissenschaftlichen Arbeit stehen lassen oder muss ich dann auf den (richtigen) Akkusativ „den/die Menschen“ ausweichen?
Antwort
Guten Tag Frau R.,
die beiden Formulierungen sind korrekt und auch standardsprachlich akzeptiert:
für Mensch und Natur
für Mensch und Tier
Sie können sie also in einer wissenschaftlichen Arbeit stehen lassen. Ihr Zweifel ist aber nicht unbegründet, denn wo sind Artikel und Endung geblieben?
Hier kommen zwei Phänomene zusammen:
1) Wenn zwei (oder mehr) Substantive mit und verbunden werden, können die Artikel weggelassen werden (siehe hier):
mit Nadel und Faden
für Land und Leute
Anfahrt mit Auto und Bahn
Das ist schädlich für Landwirtschaft, Fischfang, Handel und Tourismus.
2) Schwach gebeugte Substantive (en/en-Klasse) stehen im Singular sehr häufig ohne die Endung en, wenn sie ohne Artikelwort oder gebeugtes Adjektiv verwendet werden. Dies geschieht, weil sich der Singular sonst nicht vom Plural unterscheidet:
das Gespräch zwischen Arzt und Patient
David, seine Herde gegen Bär und Löwe verteidigend
von Mensch zu Mensch
Das Orchester spielt ohne Dirigent
Ein schwach gebeugtes Substantiv wie Mensch kann in solchen Aufzählungen also sowohl den Artikel als auch die Endung „verlieren“:
Die Folgen für Mensch und Natur sind nicht absehbar.
Die Lärmbelastung für Mensch und Tier ist erheblich.
Sobald allerdings ein Artikelwort oder ein gebeugtes Adjektiv hinzutritt, kann die Endung nicht weggelassen werden:
für den Menschen und die Natur
für jeden Menschen und jedes Tier
Mehr zur Endungslosigkeit schwach gebeugter Substantive finden Sie in diesem schon etwas älteren Blogartikel.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp