Immer dieses „wegen“ und der Genitiv! Auch heute geht es wieder einmal um diesen Stolperstein:
Frage
Ich war mir heute bei einem Satz bei einem Wort unsicher und stelle mir die Frage, welche der drei Varianten nun die richtige ist:
1) Mir fiel gerade eine Kleinigkeit auf, wegen der ihr euch keine Sorgen machen solltet.
2) Mir fiel gerade eine Kleinigkeit auf, deretwegen ihr euch keine Sorgen machen solltet.
3) Mir fiel gerade eine Kleinigkeit auf, derentwegen ihr euch keine Sorgen machen solltet.
Mein erster Gedanke war „deretwegen“, obwohl ich das Wort, wie ich meine, noch nie verwendet habe. Als ich dann ein bisschen recherchiert habe, bin ich noch auf „derentwegen“ gestoßen, aber im Duden steht als Bedeutung „wegen deren“, was in meinem Satz ja nicht passen würde. Woanders habe ich noch gelesen, dass „deretwegen“ und „derentwegen“ dasselbe bedeuten. Bedeutet das dann, dass beide Varianten in meinem Fall falsch sind?
Antwort
Guten Tag L.,
alle drei Varianten sind möglich, sie werden allerdings nicht gleich bewertet. Die älteste Form ist deretwegen. Heute wird vor allem das gleichbedeutende derentwegen verwendet:
eine Kleinigkeit, derentwegen ihr euch keine Sorgen machen solltet
eine Kleinigkeit, deretwegen ihr euch keine Sorgen machen solltet [selten/veraltend]
Ebenfalls möglich ist hier wegen der. Es wird aber meistens als umgangssprachlich bezeichnet. Das der ist nämlich ein Dativ (Dativ Singular weiblich des Relativpronomens die), und der Dativ nach wegen ist vielen ein Gräuel:
eine Kleinigkeit, wegen der ihr euch keine Sorgen machen solltet [umgangssprachlich]
Die Umschreibung im Duden ist schon richtig. Mit derentwegen ist wegen deren/derer gemeint. Als Einleitung eines Relativsatzes wird aber derentwegen vorgezogen:
eine Kleinigkeit, wegen deren/derer ihr euch keine Sorgen machen solltet [selten/ungebräuchlich]
Das Gesagte gilt auch für den Plural, bei dem hier im Genitiv die gleichen Formen verwendet werden wie für weibliche Bezugswörter:
Kleinigkeiten, derentwegen/(deretwegen) ihr euch keine Sorgen machen solltet
Kleinigkeiten, wegen denen ihr euch keine Sorgen machen solltet [umgangssprachlich]
Kleinigkeiten, wegen deren/derer ihr euch keine Sorgen machen solltet [selten/ungebräuchlich]
Im Plural kommt manchmal auch wegen der vor (Kleinigkeiten, wegen der …). Diese Form sollte vermieden werden (auch wenn sie vielleicht gar nicht so falsch klingt). Es gibt für den Plural des Relativpronomens weder im Genitiv noch im Dativ eine Form der, sondern nur deren und derer bzw. denen.
Der Vollständigkeit halber folgen hier noch die Formen für männliche und sächliche Bezugswörter:
ein Problem, dessentwegen ihr euch keine Sorgen machen solltet
ein Problem, wegen dem ihr euch keine Sorgen machen solltet [umgangssprachlich]
ein Problem, wegen dessen ihr euch keine Sorgen machen solltet [selten/ungebräuchlich]
Eine Frage, derentwegen man manchmal ins Zweifeln geraten kann. Im Zweifelsfall nehmen Sie am besten derentwegen oder dessentwegen. Das klingt manchen ziemlich gehoben in den Ohren, aber wegen der und wegen dem beschränken Sie besser auf eher alltags- und umgangssprachliche Äußerungen. Und wenn keines von beiden gefällt, gibt es immer noch die Umformulierung. In diesem Fall wäre die einfachste Lösung eine Formulierung mit worüber.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Ich dachte an “um die”. Einwände?
Auch „um die“ wäre eine Möglichkeit, diese Hürde zu umgehen. Für mich gibt es allerdings einen gewissen Bedeutungsunterschied zwischen „sich Sorgen um etwas machen“ („sich Sorgen machen, dass einer Sache etwas Negatives geschehen könnte“) und „sich sorgen über etwas machen („sich Sorgen machen, dass wegen einer Sache etwas Negatives geschehen könnte“). Ich bin aber nicht sicher, ob das immer gilt und ob alle dies so empfinden.