Frage
In einer John-Lennon-Biografie lese ich folgenden Satz:
Sie fand es wesentlich einfacher, mit Johns erster Frau umzugehen als mit seiner zweiten.
Frage: Muss vor „als“ noch ein schließendes Komma gesetzt werden, weil die Infinitivgruppe mit „umzugehen“ endet, oder gehört das „als mit seiner zweiten“ noch zur Infinitivgruppe?
Genauso frage ich mich das bei diesem Satz:
Er wollte lieber eine Frau haben, die für sich einstehen konnte, als eine Frau, die Angst vor ihrem eigenen Schatten hatte.
Antwort
Guten Tag Herr S.,
in beiden Sätzen sind die Kommas richtig gesetzt. Es geht um das vergleichende als und die Frage, wohin die als-Gruppe gehört.
Im ersten Satz gehört der Vergleich mit als zur Infinitivgruppe. Er steht zwar hinter dem abschließenden umzugehen, aber vergleichende als-Gruppen stehen häufig ganz am Schluss (im Nachfeld). So sieht der Satz aus, wenn man die als-Gruppe im Satzinneren belässt:
Sie fand es wesentlich einfacher, mit Johns erster Frau als mit seiner zweiten umzugehen.
Auch wenn man sie an den Schluss verlagert, wird sie nicht durch ein Komma abgetrennt:
Sie fand es wesentlich einfacher, mit Johns erster Frau umzugehen als mit seiner zweiten.
Ebenso ohne Komma vor als in Fällen wie diesen, auch wenn die als-Gruppe nachgestellt ist:
Es ist besser, ein gutes Buch zu lesen als ein schlechtes.
Es stimmt, dass wir weniger Geld eingesammelt haben als nötig.
Du siehst in einem T-Shirt eleganter aus als er in Anzug und Krawatte.
Ein anderer Fall ist Ihr zweiter Satz. Dort muss ein Komma stehen, weil die als-Gruppe nicht zum Nebensatz gehört, der vor ihr abgeschlossen wird:
Er wollte lieber eine Frau haben, die für sich einstehen konnte, als eine Frau, die Angst vor ihrem eigenen Schatten hatte.
Ebenso mit einem abschließenden Komma vor als:
Es ist besser, ein gutes Buch zu lesen, das man schon kennt, als eines, das zwar neu, aber schlecht ist.
Es stimmt, dass wir weniger Geld eingesammelt haben, jedenfalls bis jetzt, als nötig.
Du siehst in einem T-Shirt eleganter aus, finde ich, als er in Anzug und Krawatte.
Bei vergleichendem als sollte man also zuerst schauen, ob es einen Nebensatz oder eine Infinitivgruppe einleitet (→ Komma vor als) oder ob dies, wie in Ihren Beispielen, nicht der Fall ist (→ kein Komma vor als). Und wie auch bei und und oder kann im zweiten Fall doch ein Komma nötig sein, wenn vor als ein Nebensatz oder Einschub abgeschlossen wird, zu dem die als-Gruppe nicht gehört.
Diese abschließende Zusammenfassung ist komplizierter, als ich es gehofft hatte / komplizierter als erhofft / komplizierter, muss ich zugeben, als erhofft.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Ich bin verwirrt. Neulich stand im Duden-Newsletter (6.4.2020) Folgendes über ein ähnliches Problem:
Wie … sieht es mit der Kommasetzung aus in einem Satz wie dem folgenden?
Ich bin effektiver, wenn ich mit anderen zusammenarbeite, als alleine.
Hier leitet das als keinen Nebensatz ein, sondern einen normalen Vergleich. Warum muss hier trotzdem ein Komma gesetzt werden?
Ersetzen wir probeweise den Adverbialnebensatz durch das Adverb so, dann steht vor als nach oben Ausgeführtem kein Komma:
Ich bin effektiver so als alleine.
Aber wenn statt des Adverbs so ein Nebensatz, also etwas Satzwertiges, verwendet wird, ist das – ganz normal – in das paarige Komma einzuschließen:
Ich bin effektiver, wenn ich mit anderen zusammenarbeite, als alleine.
Das Komma steht dann sozusagen nicht wegen als, sondern weil ein vorangehender Nebensatz abgeschlossen wird.
Da frage ich mich. Ja wie denn nun?
Herzlichen Gruß
Ove Heinrichsen
Wenn man die als-Gruppe in den vorherghenden Teilsatz integrieren kann, gehört sie dazu und steht kein Komma. Ist das nicht möglich, muss ein abschließendes Komma vor “als” stehen:
Im Satz, den Sie aus dem Duden-Newsletter zitieren, kann die als-Gruppe nicht sinnvoll in den vorhergehenden Nebensatz integiert werden (man kann nicht alleine zusammenarbeiten):
Ja, das ergibt Sinn, vielen Dank!