Mitarbeitendenbefragung oder Mitarbeitendebefragung?

Frage

Bei uns in der Firma gab es bislang immer eine Mitarbeiterbefragung. In diesem Jahr ist es nun eine Mitarbeitendenbefragung. Müsste es nicht eine Mitarbeitendebefragung sein?

Antwort

Guten Tag Frau K.,

richtig ist die Zusammensetzung mit dem Fugenelement (e)n:

Mitarbeitendenbefragung

Zusammensetzungen mit einem substantivierten Adjektiv oder Partizip an erster Stelle werden immer mit (e)n gebildet. In der Regel ist das erste Element dabei einen Personenbezeichnung:

Krankenhaus
Bestenliste
Einheimischenmodell

Angestelltenversicherung
Behindertensport
Vermisstenanzeige

Studierendenberatung
Teilnehmendenliste
Mitarbeitendenbefragung

Wichtig ist hier nicht, ob das erste Element der Zusammensetzung in der Einzahl oder Mehrzahl gemeint ist oder in welche Satzkonstruktion man die Zusammensetzung umwandeln könnte (zum Beispiel: Befragung der Mitarbeitenden, Mitarbeitende befragen). Wichtig ist hier nur, dass das erste Wort in der Zusammensetzung ein substantiviertes Adjektiv oder Partizip ist. Dann verwendet man das Fugenelement (e)n. Das ist eine der wenigen festen Regeln bei Verwendung der Fugenelemente in Zusammensetzungen. Siehe auch diese Angaben in der LEO-Grammatik.

Verbindungen mit einem substantivierten Präsenspartizip an erster Stelle kommen übrigens im Rahmen des genderneutralen Formulierung immer häufiger vor. Ich finde sie nicht gerade schön, oft kann man anders fomulieren (zum Beispiel: Studienberatung, Teilnahmeliste, Personalbefragung), aber manchmal sie sind einfach praktisch und präzis.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

2 Gedanken zu „Mitarbeitendenbefragung oder Mitarbeitendebefragung?“

  1. Verständnisfrage zum letzten Absatz:

    Ist das substantivierte Präsenspartizip in der hier angesprochenen genderneutralen Verwendung nur “nicht gerade schön”, oder ist es nicht sogar häufig falsch? Ist bspw. die Fragestellerin Frau K auch dann eine “Mitarbeitende” ihrer Firma, wenn sie daheim auf der Couch liegt? Bin ich ein “Studierender”, während ich im Wartezimmer meines Hausarztes warte, endlich aufgerufen zu werden?

  2. Falsch sind Wörter wie Mitarbeitende und Studierende nur dann, wenn man Wörter nur in ihrem „allerwörtlichsten“ Sinn verwenden darf. Dann könnte ich die Sache auf die Spitze treiben und sagen, dass auch Student falsch verwendet wird, denn es kommt von lateinisch studens/studentis mit der Bedeutung Lernender, sich Bemühender. Ist dann ein Student auch ein Lerndender, während er im Wartezimmer wartet?

    Ein Vorsitzender ist es auch, wenn er Feierabend hat. Gewebetreibende, Handelsreisende, Film-, Kultur- und Medienschaffende haben auch den jeweiligen Beruf, wenn sie Urlaub machen. Zivildienst- und Wehrdienstleistende auf Urlaub werden immer noch so genannt. Alleinerziehende bleiben Alleinerziehende, wenn die Kinder bei den Großeltern sind, und Erholungsuchende bleiben Erholungssuchende, wenn sie schon im Schwimmbad auf der Liegewiese dösen. Und auch Alleinstehende, Auszubildende, Wohnungssuchende u.a.m. sind nicht immer damit beschäftig, das zu tun, was die Bezeichnung wörtlich bedeutet. Genau so kann man Studierende und Mitarbeitende auch dann Studierende und Mitarbeitende nennen, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, zu studieren oder mitzuarbeiten.

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