Frage
Ich habe eine Frage zum Gebrauch von „damit“ (im Unterschied zu „um … zu“). Irgendwo habe ich gelesen, dass man „damit“ immer gebrauchen kann. Aber wie sieht das im folgenden Satz aus:”Ich gehe in den Supermarkt, damit ich Brot kaufe”?
Meiner Meinung nach ist dieser Satz nicht korrekt. Wenn mein Sprachgefühl richtig ist: warum nicht?
Antwort
Guten Tag E.,
Sie haben recht: Der Satz
Ich gehe in den Supermarkt, damit ich Brot kaufe.
klingt falsch oder zumindest sehr unnatürlich.
Immer gilt, dass man Sätze mit damit in eine Konstruktion mit um … zu umwandeln kann, wenn Haupt- und Nebensatz ein identisches Subjekt haben:
Ich komme näher, damit ich dich besser verstehe.
Ich komme näher, um dich besser zu verstehen.Sie arbeiten, damit sie genug Geld zum Leben haben.
Sie arbeiten, um genug Geld zum Leben zu haben.Sie schreibt alles auf, damit sie es nicht vergisst.
Sie schreibt alles auf, um es nicht zu vergessen.
Das Umgekehrt gilt aber nicht immer. Wann nicht?
Einem Zwecksatz liegt in der Regel ein Konditionalverhältnis (Bedingungsverhältnis; wenn – dann) zugrunde:
Wenn man näher kommt, versteht man jemanden besser.
Ich komme näher, damit ich dich besser verstehen
Ich komme näher, um dich besser zu verstehen.Wenn man arbeitet, hat man genug Geld zum Leben.
Sie arbeiten, damit sie genug Geld zum Leben haben.
Sie arbeiten, um genug Geld zum Leben zu haben.Wenn man alles aufschreibt, vergisst man es nicht.
Sie schreibt alles auf, damit sie es nicht vergisst.
Sie schreibt alles auf, um es nicht zu vergessen.
Mit um … zu kann aber auch ein Zweck angegeben werden, dem kein mehr oder weniger direktes Bedingungsverhältnis zugrunde liegt. Dann ist die Umformung in einen Satz mit damit nicht möglich:
Ich gehe in den Supermarkt, um Brot zu kaufen.
nicht: Wenn man in den Supermarkt geht, kauft man Brot.
nicht: Ich gehe in den Supermarkt, damit ich Brot kaufe.Wir fahren in die Stadt, um ins Kino zu gehen.
nicht: Wenn man in die Stadt fährt, geht man ins Kino.
nicht: Wir fahren in die Stadt, damit wir ins Kino gehen.Sie sparen, um sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.
nicht: Wenn man spart, erfüllt man sich den Traum vom Eigenheim.
nicht: Sie sparen, damit sie sich den Traum Eigenheim erfüllen.Er ruft dich morgen an, um die Situation mit dir zu besprechen.
nicht: Wenn man morgen anruft, bespricht man die Situation.
nicht: Er ruft dich morgen an, damit er die Situation mit dir bespricht.
In gewissen Fällen kann man allerdings damit zusammen mit dem Modalverb können verwenden. Mit können liegt wieder ein Bedingungsverhältnis vor:
Wir fahren in die Stadt, damit wir ins Kino gehen können.
vgl. Wenn man in die Stadt fährt, kann man ins Kino gehen.Sie sparen, damit sich sich den Traum vom Eigenheim erfüllen können.
vgl. Wenn man spart, kann man sich den Traum vom Eigenheim erfüllen.Er ruft dich morgen an, damit er die Situation mit dir besprechen kann.
vgl. Wenn man anruft, kann man die Situation besprechen.
Nicht jedes „um zu“ lässt sich also einfach in ein „damit“ umwandeln. Ich hoffe, dass jetzt ein bisschen klarer ist, wann nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp