Frage
Irgendwie kommt mir folgender Satz komisch vor:
Und auch brauche ich Informationen …
Dabei ist „und“ Position 0, „auch“ Position 1 und das Verb steht auf Position 2 – alles in Ordnung – oder? Der Satz „Auch brauche ich mehr Geduld und Toleranz“ scheint mir richtig zu sein. Mit einem „Und“ davor hört es sich falsch an. Warum?
Antwort
Guten Tag Herr H.,
Ihre Beispielsätze klingen mit und am Anfang tatsächlich seltsam. Richtig ist, dass sie ohne und so lauten:
Auch brauche ich Informationen …
Auch brauche ich mehr Geduld und Toleranz.
Weiter gilt, dass mit und selbstständige Sätze miteinander kombiniert werden können. Dabei kann man und nach einem Punkt an den Anfang des zweiten Satzes stellen. Da es eine Konjunktion ist, gehört es nicht zum Satz und nimmt die Position 0 ein:
Und auch brauche ich Informationen …
Und auch brauche ich mehr Geduld und Toleranz.
Das müsste theoretisch richtig sein, so klingt es aber nicht. Warum? Es ist unnötig doppelt ausgedrückt. Und und auch haben hier am Satzanfang dieselbe Funktion und drücken ungefähr dasselbe aus. Am Satzanfang hat allein stehendes auch (fast) die gleiche Funktion wie und, nämlich Sätze miteinander zu verknüpfen. Wir haben es bei den beiden Sätzen oben also mit einer doppelten Verknüpfung zu tun.
Wenn man auch ins Satzinnere verschiebt, hat es offenbar eine weniger starke verbindende Funktion, denn dann ist die Kombination mit und möglich:
Und ich brauche auch Informationen …
Und ich brauche auch mehr Geduld und Toleranz.
Und wenn man auch am Satzanfang durch ein anderes Wort ersetzt, wird es noch besser:
Und weiter/zusätzlich brauche ich Informationen …
Und außerdem brauche ich mehr Geduld und Toleranz.
Man sollte also Und auch am Satzfang vermeiden, da und und auch dort ungefähr die gleiche Funktion haben. Es reicht, eines von beiden zu wählen. Häufig ist es sowieso besser, mit Wörtern wie außerdem, weiter oder zusätzlich anzuschließen.
Ist Und auch am Satzanfang immer zu vermeiden? Es wäre natürlich viel zu schön, wenn es so einfach wäre. Die Einschränkung gilt dann, wenn auch allein an erster Stelle steht, das heißt, wenn nach ihm gleich das Verb folgt. Wenn auch Teil des Satzgliedes ist, das an erster Stelle vor dem Verb steht, ist Und auch möglich:
Und auch ich finde, dass es so nicht weitergehen kann.
Und auch mit der Wahlbeteiligung war die Kommission zufrieden.
Ganz ohne weiteren Zusammenhang, sehen diese Sätze vielleicht nicht allzu schön aus, aber im richtigen Kontext können sie gut passen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp