Frage
Es geht um die Beugung von Eigennamen, und zwar im Speziellen solchen, die aus anderen Sprachen stammen wie dem Englischen etwa oder dem Niederländischen. Würden Sie bei „Direktor des Amsterdamer Rijksmuseum(s)“ ein Genitiv-s verwenden oder nicht? Oder bei „Musik des (fiktiven) Westminster Trio(s)“? […] „Museum“ und „Trio“ sind auch deutsche Wörter, weswegen es mir wehtut, diese nicht zu beugen, nur weil sie zu einem nichtdeutschen Eigennamen gehören. Wie sehen Sie das? Oder gibt es gar eine Duden-Regel, die mir entgangen ist?
Antwort
Guten Tag Herr H.,
es gibt im Deutschen eine Tendenz, Eigennamen im Genitiv ungebeugt zu lassen, wenn sie mit einem Artikel o. Ä. stehen. Das gilt für alle Namen, nicht nur für solche, die aus einer anderen Sprache kommen.
Im heutigen Deutschen gilt dies praktisch immer für Personennamen:
die Werke des jungen Goethe
das Spielzeug des kleinen Mark
die Liebe des Otto Weidt
Bei geografischen Namen kommen häufig sowohl die gebeugte als auch die ungebeugte Form vor:
die Hauptstadt des Irans / des Iran
die Berge des Engadins / des Engadin
die Geschichte des modernen Europas / des modernen Europa
die Sehenswürdigkeiten des kaiserlichen Wiens / des kaiserlichen Wien
Dies gilt allerdings nicht für alle geografischen Namen. Nach der Art eines kleinen gallischen Dorfes widerstehen einige männliche und sächliche Namen noch tapfer der Endungslosigkeit. Praktisch immer mit einer Genitivendung stehen zum Beispiel:
die Mündung des Rheins
die Hauptstadt des Baskenlandes
die größte Insel des Mittelmeers
Auch für viele Namen anderer Art gilt, dass sie im Genitiv mit oder ohne Endung verwendet werden:
Besuch des Praters / des Prater in Wien
der Eingang des Kopenhagener Tivolis / des Kopenhagener Tivoli
die Gäste des Hiltons / des Hilton in Malta
die Filialleiterein des Aldis / des Aldi in unserer Stadt
Das erstreckt sich auch auf Namen mit „gewöhnlichen“ Wörtern:
die Direktorin des Frankfurter Zoos / des Frankfurter Zoo
die Besucher des Nationalparks Hohe Tauern / des Nationalpark Hohe Tauern
der Neubau des Kunsthauses Zürich / des Kunsthaus Zürich
Bei der letzten Gruppe halte ich die gebeugte Version für besser. Ich kann aber die ungebeugte Version nicht (mehr) als grundsätzlich falsch bezeichnen (siehe auch hier).
Das gilt ähnlich auch für anderssprachige Namen, die deutschen Namen gleichen und (fast) wie deutsche Namen ausgesprochen werden:
der Direktor des Amsterdamer Rijksmuseums / des Amsterdamer Rijksmuseum
die Musik des Westminster Trios / des Westminster Trio
Namen, die eindeutig nur fremdsprachig sind, werden häufig nicht gebeugt, sie können aber auch mit Genitiv-s stehen:
die Direktion des Louvre / des Louvres
die Gemäldesammlung des Prado / des Prados
das Atrium des New Yorker MoMA / des New Yorker MoMAs
Wie Sie sehen, geht es hier mehr um Tendenzen als um Regeln. Daran kann oder könnte auch der Duden nichts ändern.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp