Frage
Ich möchte „Café Huber“ deklinieren, und zwar Genitiv und Plural. Kann man beim Gesamtbegriff das -s weglassen?
Antwort
Guten Tag Frau W.,
der Genitiv des Namens Café Huber kann mit und ohne Genitiv-s gebildet werden (vgl. hier und hier):
des Cafés Huber
des Café Huber
Ebenso zum Beispiel:
des Hotels Central
des Hotel Centraldes Bahnhofs Altona
des Bahnhof Altonades Theaters an der Wien
des Theater an der Wien
Ich halte allgemein die Varianten mit Genitiv-s für besser und entsprechend für empfehlenswert. Da aber die Tendenz, bei Eigennamen mit Artikel die Genitivendung wegzulassen, sehr stark ist, kann man die endungslose Variante nicht mehr als falsch bezeichnen.
Nicht richtig ist es, bei Namen dieser Art das Genitiv-s ganz am Ende anzuhängen:
nicht: *des Café Hubers
nicht: *des Hotel Centrals
nicht: *des Bahnhof Altonas
So viel zum Genitiv. Bei der Pluralbildung bin ich eigentlich überfragt, denn ohne Kontext ist es nur schwer vorstellbar, was gemeint ist. Ein Beispiel könnte sein, dass es irgendwo zwei Cafés mit demselben Namen gibt. Dann könnte man wie folgt formulieren (auch hier mit und ohne Endung, aber der Fall ist so selten, dass es weder Regeln noch allgemeine Tendenzen gibt):
die beiden Cafés Huber
die beiden Café Huber
Meist ist es wahrscheinlich besser, je nach Kontext anders zu formulieren. Zum Beispiel:
die Lokale/Cafés mit dem Namen »Café Huber«
die Cafés der Huber-Kette
Man kann also jemanden zu einem Besuch des Cafés Huber oder des Café Huber einladen. Und wenn es deren zwei gibt, sollte man angeben, in welches der beiden Cafés Huber, der beiden Café Huber oder der beiden Cafés mit dem Namen Huber man einlädt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Da stellt sich mir doch plötzlich eine echt blöde Frage:
Wie geht es denn mit dem Genitiv bei
– Die Belegschaft des McDonald’s
oder ist da korrekt
– Die Belegschaft des McDonald’ses
oder
– Die Belegschaft des McDonald’s’
oder gar
– Die Belegschaft des McDonald’s’s
Ein wirklich schwieriges Problem, meint mit kleinem Grinsen 🙂 und mit lieben Grüßen aus Tirol
Christian
Der Genitiv von englischen Namen dieser Form ist „tricky“. Im Englischen ist nicht ganz unumstritten, welches die korrekte Form ist (McDonald’s revenues, McDonald’s’ revenues, McDonald’s’s revenues). Häufig wird gesagt, der possessive solcher Namen sei am besten zu vermeiden. Wie sieht es im Deutschen aus?
Wenn der Name mit Artikel verwendet wird, bietet sich nur die endungslose Variante an. Man schreibt im Deutschen nur dann ein Genitiv-s, wenn man es auch ausspricht. Auch der Apostroph wird bei Namen mit Artikel nicht verwendet: Aristoteles’ Werke, aber die Werke des Artistoteles ohne Apostroph. Was für griechische Philosophen gilt, gilt auch für die Namen von Fast-Food-Ketten:
Aber nur:
Schwieriger wird es, wenn der Name ohne Artikel verwendet wird. Dann steht bei auf s endenden Namen ein Apostroph:
Entsprechend auch:
Man könnte aber auch anführen (wie es im Englischen von einigen getan wird), dass McDonald’s bereits auf ein Genitiv-s endet und dies genug sein muss:
Eine Regel, die genau diesen Fall abdeckt, gibt es nicht. Beide Lösungen sind gewöhnungsbedürftig bis unbefriedigend, so dass ich für diesen Fall nur eine andere Formulierung empfehlen würde:
Hallo Herr Dr. Bopp,
Sie schreiben:
„Der Genitiv des Namens Café Huber kann mit und ohne Genitiv-s gebildet werden (…).“
Einspruch:
Im Duden-Band 9, „ Richtiges und gutes Deutsch“, unter Lemma „Gebäudenamen“ findet sich eine andere, eindeutige Antwort, ich zitiere daraus:
„(…)
2. Deklination:
Der Gebäudename wird flektiert, auch dann, wenn er in Anführungszeichen steht:
die Bilder der Alten Pinakothek, die Köche des »Frankfurter Hofs«.
Soll der Gebäudename unverändert bleiben, dann muss umschrieben werden:
im Gasthof »Alte Post«, die Köche des Hotels »Nürnberger Hof«.“
Zurück zu der Ausgangsfrage:
„Ich möchte „Café Huber“ deklinieren, und zwar Genitiv und Plural.
Kann man beim Gesamtbegriff das -s weglassen? “
Die Antwort müsste demzufolge lauten: Nein.
Ergo:
Genitivformen: des „Cafés Huber“ (Singular) bzw. der „Cafés Huber“ (Plural)
Pluralformen (Nominativ): die „Cafés Huber“
Zu Plural: Hier würde ich stets auf Umschreibungen zurückgreifen.
Zum Beispiel: die Kaffeehäuser „Café Huber“
Siehe auch diesen Duden-Artikel unter:
http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Die-Deklination-von-Firmennamen
Die Regel aus dem 9. Duden-Band ist einfach und eindeutig. Die Sprachrealität ist leider etwas komplexer.
Im Prinzip werden mehrteilige Eigennamen gleich gebeugt wie „normale“ Wortgruppen. Das gilt standardsprachlich (fast) immer für Fälle wie diese, in denen ein dekliniertes Adjektiv vorkommt:
Siehe auch hier und hier.
Im Artikel geht es – ich hätte es deutlicher darstellen sollen, dann wäre aber der Text noch länger geworden – um mehrteilige Eigennamen mit Artikel, in denen der Kern des Namens ein Substantiv ist, das im Genitiv die Endung s erhält:
Hierfür gilt nach dem oben stehenden Artikel:
Diese Namen (nicht nur Gebäudenamen) folgen einer Tendenz, die bei Personenamen sehr stark ist (vgl. hier)
Auch bei geografischen Namen kommen endungslose Formen häufig vor (vgl. hier):
Was im Duden eine Regel ohne Ausnahmen für alle „Gebäudenamen“ ist, ist hier eine Empfehlung für eine bestimmte Art von mehrteiligen Namen. Warum keine Regel? Weil in der Sprachrealität Eigennamen mit Artikel allgemein und auch in diesem besonderen Fall häufig ohne Genitiv-s verwendet werden. Die Regel, die Sie zitieren, ist also eindeutig, stimmt aber für diese Fälle nicht mit der Sprachrealität überein.
Für den Plural lassen sich keine Regeln aufstellen, weil dieser Fall zu selten vorkommt. Wie Sie empfehle ich im Artikel eine Umschreibung.