Frage
Ich möchte in einem Text in der personalen Perspektive die Gedanken einer Figur aufschreibe und ausdrücken, dass sie sich fragt: „Wer weiß, wozu er imstande ist?“ Im Präsens ist das ja ganz einfach, aber im Präteritum? „ Wer weiß, wozu er imstande war“, geht das? Ich habe noch nie gelesen „Wer wusste, wozu er imstande war“.
Antwort
Guten Tag Frau W.,
die Formulierung „Wer wusste, wozu er imstande war?“ ist korrektes und gebräuchliches Deutsch:
Sei fragt sich, wer weiß, wozu er imstande ist?
Sie fragte sich, wer wusste, wozu er imstande war?Wer weiß, wozu sie fähig ist?
Wer wusste, wozu sie fähig war?Wer wusste, wozu es gut sein konnte?
Wer wusste schon, wozu es gut war?
Bei Gegenwartsbezug, also wenn das Imstandesein auch im Sprechzeitpunkt noch gilt, ist auch das Präsens möglich:
Wer wusste, wozu er imstande ist.
(vgl. Wer wusste [damals], wozu er [auch heute noch] imstande ist.)
Auch die folgende Formulierung ist möglich. Damit wird aber gesagt, dass man sich heute fragt, wozu er früher imstande war:
Wer weiß, wozu er imstande war.
(vgl. Wer weiß [heute], wozu er [damals] imstande war.)
Wirklich feste Regeln zum Tempusgebrauch gibt es im Deutschen übrigens nicht. Deshalb kommen – auch im Standarddeutschen – weitere Formulierungsarten vor.
Sie zweifeln vielleicht, weil Sie dieses wer weiß als rein formelhafte Verstärkung eines Zweifels verstehen und wusste deshalb für Sie nicht richtig passen will. Dann können Sie auch erwägen, schon einzufügen oder bei der direkten Rede zu bleiben:
Wer wusste schon, wozu er imstande war.
Sie fragte sich: „Wer weiß, wozu er imstande ist?“
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Wer weiß, dass “wußte” mal richtig war? 😉
Danke. Ist angepasst.
Bei der Formulierung im Präteritum ist in unserer Gegend fast immer folgende Variante zu hören:
– – – Wer wusste, wozu er imstande gewesen wäre.
Und das gilt auch beim nächsten Beispiel: – – – Wer weiß (heute), wozu er (damals) imstande gewesen wäre.
Man kann tatsächlich auch mit imstande gewesen wäre formulieren. Damit wird aber nicht dasselbe ausgesagt. Diese Form ist dann am wahrscheinlichsten, wenn man zum Sprechzeitpunkt angeben will, dass damals nichts geschehen ist, wozu er eventuell imstande gewesen wäre.
Dann gibt es auch noch die Variante mit der Zukunft in der Vergangenheit:
Dabei muss gesagt werden, dass diese Varianten nicht immer und nicht von allen so verwendet bzw. verstanden werden. Was genau gemeint ist, muss sich aus dem Kontext ergeben.