Hilfsverb „werden“ am Satzende: „dass er ins Kino wird gehen müssen“ oder „dass er ins Kino gehen müssen wird“ oder …?

Frage

Wir haben ein sprachliches Problem. Was ist korrekt, was ist möglich?

Peter glaubt, dass er mit der Freundin ins Kino wird gehen müssen.
Peter glaubt, dass er wird mit der Freundin ins Kino gehen müssen.
Peter glaubt, dass er mit der Freundin wird ins Kino gehen müssen.

Konkret gefragt: Wo steht das konjugierte Verb „werden“?

Antwort

Guten Tag Frau S.,

wenn mehrere Verbformen am Ende eines Nebensatzes stehen, kann die Wortstellung tatsächlich zur Herausforderung werden. Häufig geht es spontan gut, aber wenn man einmal anfängt darüber nachzudenken …

Nach den Angaben in den Grammatiken sind diese beiden Formulierungen richtig:

a) Peter glaubt, dass er mit der Freundin ins Kino gehen müssen wird.
b) Peter glaubt, dass er mit der Freundin ins Kino wird gehen müssen.

a) Wenn das Hilfsverb werden in Kombination mit zwei oder mehr Infinitiven in einem Nebensatz steht, kann die konjugierte Verbform von werden nach der allgemeinen Regel ganz am Schluss stehen. Die allgemeine Regel sagt, dass die konjugierte Verbform in einem eingeleiteten Nebensatz am Schluss steht:

Das ist nicht etwas, woran man sich erinnern können wird.
Ich werde nicht überrascht sein, weil ich euch kommen hören werde.
Sie befürchtet, dass er die Kinder nicht gehen lassen wird.
Peter glaubt, dass er mit der Freundin ins Kino gehen müssen wird.

b) Nach einer Sonderregel kann das Hilfsverb werden auch vor den Infinitiven stehen, wie dies beim Hilfsverb haben der Fall ist (siehe hier).

Mit haben:

Das ist nicht etwas, woran man sich hätte erinnern können.
Ich bin nicht überrascht, weil ich euch habe kommen hören (auch: kommen hören habe).
Sie befürchtet, dass er die Kinder nicht hat gehen lassen (auch: gehen lassen hat).
Peter ist froh, dass er mit der Freundin ins Kino hat gehen dürfen.

Mit werden entsprechend auch:

Das ist nicht etwas, woran man sich wird erinnern können.
Ich werde nicht überrascht sein, weil ich euch werde kommen hören.
Sie befürchtet, dass er die Kinder nicht wird gehen lassen.
Peter glaubt, dass er mit der Freundin ins Kino wird gehen müssen.

Andere Wortstellungen kommen ebenfalls mehr oder weniger häufig vor (siehe die Beispiele in Ihrer Frage). Sie gelten aber als regional und/oder umgangssprachlich.

Es ist nicht erstaunlich, dass es bei Sätzen dieser Art oft zu einer gewissen Verunsicherung kommt. Ich hoffe, dass diese Ausführungen dann hilfreich sein können werden oder hilfreich werden sein können – oder ganz einfach: hilfreich sind. Häufig kann man das Problem vermeiden, indem man einfacher formuliert.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

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