Frage
Können Sie mir sagen, warum es zwar eher „ich kann’s mir denken“ als „ich kann mir’s denken“ heißt, die Wortstellung allerdings nicht mehr der ursprünglichen ohne Verkürzung folgt, wenn „sich“ ins Spiel kommt wie in „er kann sich’s denken“? Liegt das nur an der etwas schwierigeren Aussprache oder gibt es hier eine Regel, die ich nur nicht finden konnte? Und wie steht es mit Beispielen, bei denen auf beiden Seiten „s“ zusammenstoßen wie in „besser schläft sich’s so“ bzw. „besser schläft’s sich so“? […]
Antwort
Guten Tag Frau S.,
eine feste Regel hierfür kenne ich nicht. Es ist aber tatsächlich so, dass es und seine Verkürzung ’s nicht ganz denselben Wortstellungsregeln folgen. Für es gilt, dass es als Akkusativobjekt oder als Subjekt vor anderen Objekten steht, wenn alle Wörter Pronomen sind:
Ich kann es mir denken.
Er kann es sich denken.
… weil es mir egal ist.
… weil es sich lohnt.
Besser schläft es sich so.
Die umgekehrte Reihenfolge ist unüblich.
Für die verkürzte Form ’s gilt, dass sie an der gleichen Stelle stehen kann wie es:
Ich kann’s mir denken.
Er kann’s sich denken.
… weil’s mir egal ist.
… weil’s sich lohnt.
Besser schläft’s sich so.
Die verkürzte Form kann auch nach dem Pronomen stehen:
Ich kann mir’s denken.
Er kann sich’s denken.
… weil mir’s egal ist.
… weil sich’s lohnt.
Besser schläft sich’s so.
Nicht alles ist aber gleich üblich. Es gelten die folgenden Tendenzen:
Wenn weder vor noch nach der Verkürzung ’s ein anderes s steht, ist die Wortstellung häufiger, die für es gilt:
Ich kann’s mir denken (vgl. ich kann es mir denken)
… weil’s mir egal ist (vgl. … weil es mir egal ist)
Wenn nach ’s ein anderes s steht, ist die Wortstellung häufiger, die dieses Zusammentreffen von zwei s vermeidet:
Er kann sich’s denken (statt: Er kann’s sich denken)
… weil sich’s lohnt (statt: … weil’s sich lohnt)
Wenn das wie im folgenden Satz nicht möglich ist, ist die Lage sozusagen unentschieden:
Besser schläft sich’s so / Besser schläft’s sich so.
Wenn vor ’s ein anderes s stehen würde, wird das Zusammentreffen von zwei s immer vermieden:
… dass mir’s egal ist. (nicht: dass’s mir egal ist)
… dass sich’s lohnt. (nicht: dass’s sich lohnt)
… dass sich’s so besser schläft (nicht: dass’s sich so besser schläft)
Welche Wortstellung für ’s in Kombination mit anderen Pronomen üblich oder üblicher ist, hängt also von zwei Kriterien ab: von der normalen Wortstellung mit es und – wie Sie richtig gesehen haben – von der unmittelbaren Nähe eines anderen s.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
PS: Überall ist auch die Schreibung ohne Apostroph möglich: kanns, weils, mirs, sichs.
Steht das “s” bei dieser Verkürzung nicht eventuell für “das” und nicht für “es”?
Ich kann mir’s denken.
Ob “das” grammatikalisch eine andere Funktion hat als “es”, weiß ich nicht.
Das ist eine gute Frage. Wenn ‘s in der seltenen Formulierung ich kann mir’s denken für das steht, ist zumindest die Wortstellung geklärt (vgl. ich kann mir das denken). Dagegen spricht, dass das vor allem dann anstelle von es steht, wenn nachdrücklicher als mit es auf etwas verwiesen wird. Es halte es deshalb für weniger wahrscheinlich, dass dieses nachdrücklichere das zu s verkürzt wird.
Für verkürztes es spricht auch die Tatsache, dass dieses s aus lautlichen Gründen in der folgenden Formulierung vor allem hinter dem anderen Pronomen steht:
Das eine muss aber das andere nicht ausschließen. Vielleicht hat ja die Position von das einen Einfluss auf die Position des verkürzten es.