Verlospreis oder Verlosepreis?

Sehr geehrte Frau L.,

Sie stellten die Frage, welche der beiden Formen ‘Verlospreis’ / ‘Verlosepreis’ richtig sei. Da dieses Wort in keinem Wörterbuch und keiner “offiziellen” Wörterliste zu finden ist, können wir Ihnen leider keine eindeutige Antwort geben.

Als allgemeine Faustregel für solche Fälle gilt, dass man neue Wörter dieser Art gleich bildet, wie bestehende Wörter, die das gleiche Erstelement haben. Das Erstelement ist in diesem Fall “verlosen”. Leider sind in den Wörterbüchern auch keine anderen zusammengesetzten Wörter zu finden, die mit “verlosen” gebildet wurden.

Die Grammatiken sagen, dass nach einem stimmhaften s ein e stehen kann. Siehe z.B. bei Canoonet. Die Grammatik hilft uns hier also auch nicht weiter.

Wir haben es somit mit einem Wort zu tun, das weder in Wörterbüchern noch in der Grammatik festgelegt ist. Somit dürfen Sie als Benutzerin des Wortes wählen, welche Variante sie benutzen wollen.

Ganz neu scheint das Wort allerdings nicht zu sein. Mit der Suchmaschine Google habe ich ein paar wenige Web-Seiten gefunden, in denen das Wort ‘Verlosepreis’ resp. ‘Verlospreis’ vorkommt. Sie können also in diesem Fall tatsächlich diejenige der beiden Formen wählen, die Ihnen besser gefällt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Case information with prepositions and verbs

Herr S. fragt, ob Canoonet nicht auch Informationen dazu angeben könnte, mit welchem Fall Präpositionen und Verben stehen.

Antwort:

Dear Mr. S,

we appreciate your interest in our language services and we thank you for the suggestion to add case information to prepositions and verbs.

The first type of information is already available on Canoonet. E.g.

Search for “gemäß”.

In the hitlist, under the header “Grammar”, you will see the following link:
“Preposition: Prepositions with dative”. See:
http://www.canoonet.eu/services/Controller?input=gem%E4%DF&MenuId=Search&service=canooNet〈=en

It leads you to this page where you find all the information on the case governed by “gemäß” and other prepositions.

We have not integrated case information in the inflection view of individual prepositions because it requires usually more than a simple indication of one case.

Case information on verbs would certainly be very helpful, too. We intend to offer this information. Unfortunately, we will not be able to do so in the near future because our database contains about 17.500 verbs, most of which govern more than only one case or combination of cases.

Kind regards,

Dr. Bopp

Umgangssprache – Standardsprache

Auf eine Frage von Herrn K. die folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

auch Ihnen vielen Dank für Ihre Antwort. Es freut das Linguistenherz, wenn sich nicht immer nur Linguisten für Spracherscheinungen interessieren.

Sie haben recht: Wir sprechen alle die gleiche Sprache, aber trotzdem gibt es viele Varianten und Unterschiede. Das ist auch nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, dass über 80 Millionen Menschen, vom Alpenbauern bis zum Ostseefischer und von der Forellenzüchterin bis zur Informatikprofessorin, Deutsch sprechen. Es gibt allerdings einen mehr oder weniger allgemein akzeptierten Standard, der die Verständigung unter allen Deutschsprachigen erleichtern soll. Aber sogar innerhalb dieses Standards gibt es korrekte Varianten. Zum Beispiel: norddeutsch “ich habe gestanden”, süddeutsch “ich bin gestanden”. Im Gegensatz zu dem, was viele denken, gibt es in der deutschen Sprache eine recht große Freiheit.

Die bei Ihnen übliche Form “…, dass er gestern spielen hat müssen” statt standardsprachlich “…, dass er gestern hat spielen müssen” ist wohl eher regionale Umgangssprache. Die Formen sind nicht in den Grammatiken belegt, und – ehrlich gesagt – ich kannte sie nicht.

Umgangssprachlich ist aber nicht gleichbedeutend mit falsch. Wenn man es bei Ihnen so sagt, ist das völlig in Ordnung. Es bedeutet nur, dass man die Form besser nicht z.B. in offiziellen Briefen, in formellen Reden, in Schulaufsätzen, bei Menschen aus anderen (Sprach-)Regionen usw. verwenden sollte. Im Umgang mit Familie, Freunden, Kollegen, Mitgliedern seines Sportvereins usw. ist man zum Glück in keiner Weise gezwungen Standardhochdeutsch zu sprechen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wortstellung “es dir” oder “dir es”?

Herr K. fragt:

Sehr geehrten Damen und Herren,

ich hätte nur eine kurze Frage zur Satzstellung. Ich habe folgende Sätze:

Ich habe es dir gestern gesagt.
Ich habe dir es gestern gesagt.

oder

Ich habe dir den Satz gestern gesagt.
Ich habe den Satz dir gestern gesagt.

Können die Wortstellung in beiden Sätzen verwendet werden oder ist jeweils der zweite Satz nicht möglich?

Ich hoffe, sie können mir eine kurze Antwort geben.

Besten Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

Um die Antwort auf Ihre Frage gleich vorwegzunehmen:

A)
Ich habe es dir gestern gesagt. = richtig
Ich habe dir es gestern gesagt. = falsch oder sehr unüblich

B)
Ich habe dir den Satz gestern gesagt. = richtig
Ich habe den Satz dir gestern gesagt. = richtig, aber üblicherweise nur dann, wenn “dir” betont wird und hervorgehoben werden soll. Also: Ich habe den Satz DIR (und nicht jemand anderem) gestern gesagt.

Die Wortstellung ist im Deutschen relativ frei und gleichzeitig sehr komplex, da sie von verschiedenen einander beeinflussenden und zum Teil widersprechenden Kriterien abhängig ist. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle all diese Kriterien für ihre Beispielsätze zu erläutern. Falls Sie daran interessiert sind, verweisen wir Sie auf die folgenden Stellen in unserer Online-Grammatik:

Zu A): Die Stellung der Objekte im Mittelfeld, Dativobjekt und Akkusativobjekt, dort Abschnitt “Objekte = Pronomen”.

Zu B): Pronomen vor Nomen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr.  Bopp

beim Putzen

Herr B. schreibt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Tochter Daniela geht in der Grundschule in der 3 Klasse. Bei dem Satz ” Hilfst du mir beim putzen? ” wurde ein Fehler angestrichen den ich nicht nachvollziehen kann. Die Lehrerin besteht darauf das “putzen” in diesem Fall groß geschrieben wird.
Können Sie das bestätigen?

Mit freundlichem Gruß

Antwort:

Sehr geehrter Herr B.,

die Lehrerin ihrer Tochter hat recht. Die korrekte Schreibweise ist “Hilfst du mir beim Putzen”.

Der Grund dafür ist, dass man Wörter großschreiben muss, wenn sie im Satz als Substantiv verwendet werden. Das Verb “putzen” wird in diesem Satz wie ein Substantiv verwendet. Das ist u.a. daran zu sehen, dass es mit einem Artikel verwendet wird: “beim Putzen = bei dem Putzen”. Es geht hier also um “das Putzen”, das mit einem Großbuchstaben geschrieben werden muss.

Sie finden die entsprechende Regel in den amtliche Rechtschreibregeln, §57. Die Beispiele zu den substantivierten Verben (= als Hauptwort verwendetes Tätigkeitswörter) finden sie dort unter Punkt 2 (§57.2).

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Steigerung von “optimal”

Herr P. schreibt:

Für “optimal” bietet Canoo-net die Steigerungsformen “optimaler”/”am optimalsten” an. Wenn etwas “optimal” ist, gibt’s allerdings keine Steigerung mehr!

mfG

Antwort:

Sehr geehrter Herr P.,

Wir danken Ihnen für Ihren Hinweis. Gemäß der strengen Schulgrammatik haben Sie recht. Das Adjektiv “optimal” ist ein sogenanntes absolutes Adjektiv, das in seiner Grundbedeutung nicht gesteigert werden kann.

Wir gehen aber davon aus, dass auch absolute Adjektive gesteigert werden können, wenn sie gefühlsmäßig, bewusst übertreibend oder in übertragenem Sinne verwendet werden. Hier ein Zitat, in dem (unserer Meinung nach) bewusst und richtig Steigerungsformen verwendet werden, um die ‘Absolutheit’ zu benachdrucken:

“Es sind die absolutesten Gegenpole, man kann sich keine absoluteren Gegensätze denken.”

Mehr zu diesem Punkt finden Sie in unseren Grammatikseiten unter Komparation, Steigerungslos.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Reihenfolge der Kasus

Frage

Bei Ihnen sind die Fälle in der Reihenfolge Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv sortiert. Aus dem Latein- und Englisch- und Russischunterricht kenne ich die Sortierung Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, (Ablativ/Instrumental) Ist das erste die internationale und das zweite die deutsche Art der Sortierung?

Antwort:

Sehr geehrter Herr K.,

Die Reihenfolge Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ (NGDA) entspricht der klassischen, auf dem Lateinischen basierenden Grammatiktradition. Die Reihenfolge Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv (NADG) wird häufig in neueren Lehrwerken für die deutsche Sprache sowohl für Deutsch- als auch für Fremdsprachige verwendet. Das hat u. a. damit zu tun, dass neuere Erkenntnisse zeigen, dass es lerntechnisch sinnvoll ist, gleiche Formen nebeneinander darzustellen. Da im Deutschen die Formen des Nominativs und des Akkusativs sehr oft gleich lauten, werden sie nebeneinander aufgezeigt. Die am häufigsten davon abweichende Form, der Genitiv, wird dementsprechend als letzte genannt. In unseren Tabellen und Darstellungen haben wir diese neuere Darstellungsweise (NADG) der klassischen (NGDA) vorgezogen, vor allem weil sie der Darstellungsweise in moderneren Lehrmethoden entspricht. In Listen und Tabellen wird übrigens nun auch in der Duden-Grammatik 2005 die Reihenfolge NADG verwendet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Urlaub von/vom 20.-27.10.

Frau E. fragt:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Meine Frage hat mit der neuen Rechtschreibung nichts zu tun und ist für Sie sicher äußerst simpel, aber wir haben hier in unserer Firma eine Diskussion deswegen.

Heißt es richtig :Urlaub von 20.-27.10. 06
Oder Urlaub vom 20.-27.10.06 ????

Oder ist vielleicht beides möglich?

Bitte entschuldigen Sie dass ich wegen so einer Banalität Ihre Zeit in Anspruch nehme, aber ich wäre Ihnen für eine kurze Antwort sehr dankbar.

Herzlichen Dank und freundliche Grüße

Antwort:

Sehr geehrte Frau E.,

wir empfehlen: Urlaub vom 20.-27.10.06

Weshalb? – Wenn der in Ziffern ausgedrückte Teil in Worten ausgedrückt wird, muss “vom” stehen: “Urlaub vom zwanzigsten bis siebenundzwanzigsten Zehnten …” Die Verwendung von “von” wäre hier falsch. Es sollte deshalb auch nicht bei der Schreibung mit Ziffern verwendet werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

krumpfecht

Herr M. schreibt:

Hallo,

ich habe einen Fehler entdeckt.

http://www.canoonet.eu/services/Controller?dispatch=inflection〈=en&input=krumpfecht

Das muss richtig heißen “Schrumpfecht” und nicht krumpfecht.

Mit freundlichen Grüßen

Antwort:

Sehr geehrter Herr M.,

Wir danken Ihnen für Ihren Hinweis. Unserer Meinung nach ist “krumpfecht” aber kein Fehler. Der Begriff stammt aus der Textilindustrie und bedeutet “nicht einlaufend”. Mit dieser Bedeutung steht das Wort auch in anderen Wörterbüchern, z.B. im Duden, im Wahrig oder online im DWDS.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp