Sich Blasen laufen

Noch ein Nachtrag zum Urlaub: Stefan schreibt das Folgende in einem Kommentar zur Ankündigung „Dr. Bopp geht wandern“:

Frage

Lieber Dr. Bopp, haben sie sich “eine Blase gelaufen?? Dazu gleich meine Frage: Wieso “läuft? man sich eine Blase? Eigentlich “bekommt? man doch eine, oder “zieht sie sich zu?… Ich hoffe sie hatten einen schönen Urlaub!

Antwort

Guten Tag Stefan,

Der Urlaub war schön. Siehe hier.

Wieso läuft man sich Blasen? Man kann die Wendung sich … laufen verwenden, wenn man sich laufend etwas zuzieht oder sich oder etwas anderes laufend in einen bestimmten Zustand bringt. Zum Beispiel:

sich müde laufen
sich hungrig laufen
sich außer Atem laufen
sich die Füße wund laufen
sich Löcher in die Schuhe laufen

Und ebenso:

sich Blasen laufen
sich ein große Blase laufen

Reflexive Wendungen dieser Art sind nicht nur mit dem Verb laufen möglich:

sich einen Bruch heben
sich heiser singen/reden/brüllen/schreien
sich die Augen rot weinen
u. a. m.

Ich habe mich übrigens einige Male ziemlich müde gewandert, aber mir zum Glück dank gutem Schuhwerk keine Blasen gelaufen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Eine Menge schwarzer Schafe / schwarze Schafe / von schwarzen Schafen

Heute geht es um etwas, was mich sehr erstaunt hat, als ich zum ersten Mal in einem Grammatikbuch darauf stieß: wie ungenau die deutsche Sprache ausgerechnet bei Mengenangaben ist!

Frage

Gerade hörte ich im Radio, dass sich im Bildungssektor eine ganze Menge schwarze Schafe tummle. Muss es nicht heißen eine ganze Menge schwarzer Schafe?

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

bei Mengenangaben zeigt die deutsche Grammatik erstaunlicherweise nicht die Präzision, die man gerade dort erwarten würde. Beide Formulierungen sind nämlich möglich:

eine ganze Menge schwarzer Schafe
eine ganze Menge schwarze Schafe

Bei ungenauen Mengenangaben wie Menge, Reihe, Anzahl, Strauß usw. und etwas Gemessenem im Plural kommt der (partitive) Genitiv am häufigsten vor:

eine ganze Menge schwarzer Schafe
eine Gruppe französischer Bergsteiger
ein Strauß roter Rosen

Es ist jedoch ebenfalls möglich, das Gemessene als Apposition (Beisatz) zur Mengenangabe zu verwenden:

eine ganze Menge schwarze Schafe
eine Gruppe französische Bergsteiger
ein Strauß rote Rosen

Dabei übernimmt die Apposition den Fall der Mengenangabe. Im Dativ kann das Gemessene auch unverändert im Nominativ stehen:

mit Kasusangleichung:
mit einer ganzen Menge schwarzen Schafen
mit einer Gruppe französischen Bergsteigern
mit einem Strauß roten Rosen

ohne Kasusangleichung:
mit einer ganzen Menge schwarze Schafe
mit einer Gruppe französische Bergsteiger
mit einem Strauß rote Rosen

Das wären dann also schon drei verschiedene mehr oder weniger akzeptierte Möglichkeiten, wie man Mengengaben dieser Art formulieren kann. Das ist aber noch nicht alles! Nach Sammelbegriffen ist auch noch die Formulierung mit von möglich:

eine ganzen Menge von schwarzen Schafen
eine Gruppe von französischen Bergsteigern
eine Strauß von roten Rosen

Das führt dazu, dass bei einer Mengenangabe im Dativ und etwas Gemessenem im Plural vier Formulierungen möglich sind:

mit einem Strauß roter Rosen (partitiver Genitiv)
mit einem Strauß rote Rosen (Apposition ohne Kasusangleichung)
mit einem Strauß roten Rosen (Apposition mit Kasusangleichung)
mit einem Strauß von roten Rosen (Präpositionalgruppe mit “von”)

Diese Vielzahl verschiedener/verschiedene/von verschiedenen Möglichkeiten führt oft dazu, dass man ins Zweifeln gerät, sobald man anfängt, über die korrekte Formulierung nachzudenken. Am besten tun Sie dies deshalb nicht und formulieren Sie einfach so, wie Ihr Sprach- und Stilgefühl es Ihnen eingibt. Bei so viel Formulierungsspielraum kann ja kaum etwas schiefgehen! Falls Sie einmal wirklich nicht mehr weiterwissen: Der Genitiv ist in den hier beschriebenen Fällen immer richtig und wird auch von niemandem angezweifelt.

Die entsprechende Grammatikseite finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

An und auf der Stelle

Frage

Darf ich sowohl „Auf deiner Stelle würde ich …“  als auch „An deiner Stelle würde ich …“ schreiben?

Antwort

Guten Tag J.,

die Redewendung lautet üblicherweise:

An deiner Stelle würde ich …

Etwas steht, liegt, ist, befindet sich, ruht usw. an einer Stelle. Auch in der übertragenen Bedeutung wenn ich an deiner Stelle stünde verwendet man an:

Was würdest du an meiner Stelle tun.
An deiner Stelle würde ich sofort damit aufhören.
Er behauptete, dass er an ihrer Stelle schneller reagiert hätte.

Es heißt also in der Regel an einer/deiner Stelle, nicht auf einer/deiner Stelle. Damit es aber für zum Beispiel Deutschlernende nicht allzu einfach wird, sagt man manchmal doch auf der Stelle. Es handelt sich dann aber um eine andere feste Wendung:

auf der Stelle = sofort
Der Führerschein wurde ihr auf der Stelle entzogen.
An deiner Stelle würde ich auf der Stelle damit aufhören.

Ebenfalls mit auf steht der folgende, eher umgangssprachliche Ausdruck:

auf der Stelle treten = nicht vorwärts kommen; keine Fortschritte machen
Ich habe das Gefühl, dass ich beruflich schon lange auf der Stelle trete.

So viel zu an und auf der Stelle.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Nichts für Liebhaber unverrückbarer Regeln: etwas, was/das

Frage

Heißt es „etwas, das …“ oder „etwas, was …“?

Antwort

Sehr geehrte Frau L.,

es heißt üblicherweise

etwas, was
Sie sagte etwas, was mich sehr erstaunt hat.

Man hört und liest aber auch häufig:

etwas, das
Sie sagte etwas, das mich sehr erstaunt hat.

Ich vermute, dass Liebhaber und Liebhaberinnen einfacher, eindeutiger Regeln diese Antwort nicht mögen. Es handelt sich nämlich um eine Ausnahme zu einer Ausnahmeregel. Die erste Regel, die man lernt, lautet, dass man standardsprachlich in Relativsätzen das und nicht was verwendet:

nicht: das Buch, was ich gerade lese
sondern: das Buch, das ich gerade lese
nicht: das schöne Leben, was er führt
sondern: das schöne Leben, das er führt

Das bringt einige Eifrige dazu, einem einen Fehler anzustreichen, wenn man etwas, was sagt oder schreibt. Diese Verbesserer mögen es gut meinen, aber sie haben nicht gelernt oder einfach übersehen, dass die Regel nur dann gilt, wenn sich das Relativpronomen auf ein sächliches Substantiv (hier Buch und Leben) bezieht. In anderen Fällen ist standardsprachlich gerade was üblich, nämlich nach substantivierten sächlichen Superlativen (das klingt komplizierter als es ist) und nach hinweisenden und unbestimmten Pronomen:

Das ist das Beste, was du tun konntest.
Das ist das Schönste, was ich je erlebt habe.

Das, was du hier siehst, ist ein Frosch.
Ich habe alles, was ich mir wünschen kann.
Es gibt noch einiges, was ich dich fragen möchte.
Es gibt noch etwas, was ich nicht verstehe.

Auch dies ist aber keine Regel, die man blindlings anwenden kann. Wenn jemand sagt:

Es gibt noch etwas, das ich nicht verstehe.

macht diese Person nicht gleich einen unverzeihlichen Fehler. Wenn mit etwas nicht etwas Unbestimmtes, sondern etwas Bestimmtes, Einzelnes gemeint ist, kann auch standardsprachlich das gesetzt werden. Manche mögen auch einfach die Wiederholung von was nicht und verwenden deshalb nach etwas lieber das. Sehen Sie hierzu auch diese Grammatikseite (ganz unten).

Regeln sind hilfreich. Es gibt aber meistens auch Ausnahmen. Das ist etwas, was/das man nicht vergessen sollte!

Alle seine(r) Schüler

Vorwarnung: Heute gibt es wieder einmal etwas für Liebhaber und Liebhaberinnen grammatischer Erklärungen.

Frage

Was ist richtig: „Alle seine Schüler sind begeistert“ oder „Alle seiner Schüler sind begeistert“?

Antwort

Sehr geehrter Herr H.,

beide Formulierungen sind korrekt [siehe aber den Nachtrag unten]:

Alle seine Schüler sind begeistert.
Alle seiner Schüler sind begeistert.

Falls Sie an der Grammatik interessiert sind, können Sie weiterlesen. Falls Grammatisches Ihnen nicht so viel sagt, erfreuen Sie sich einfach der Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten, die uns die deutschen Sprache bietet, und klicken Sie weiter!

Warum kann seine(r) Schüler hier sowohl im Nominativ als auch im Genitiv stehen? Das liegt daran, dass alle sowohl als Artikelwort als auch als Indefinitpronomen verwendet werden kann. Als Artikelwort bestimmt es seine Schüler. Als Indefinitpronomen folgt ihm das Genitivattribut seiner Schüler.

Artikelwort alle:

Alle Schüler sind begeistert.

Als Artikelwort kann alle mit anderen Artikelwörtern wie diese, jene und seine kombiniert werden:

Alle seine Schüler sind begeistert.

Das Subjekt des Satzes ist hier eine Nomengruppe mit dem Kern Schüler. Der Kern wird durch die Artikelwörter seine und alle erweitert.

Indefinitipronomen alle:

Alle sind begeistert.

Als Indefinitpronomen kann alle wie ein Nomen durch ein Genitivattribut erweitert werden:

Alle seiner Schüler sind begeistert.

Das Subjekt des Satzes ist hier eine Pronomengruppe mit dem Kern alle. Der Kern wird durch das Genitivattribut seiner Schüler erweitert.

Je nachdem, ob man alle hier als Artikelwort oder als Pronomen verwendet, steht alle seine Schüler oder alle seiner Schüler. Ich sehe keinen wesentlichen Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Formulierungen. Mehr dazu finden Sie hier, hier und hier.

Dieses Beispiel zeigt, dass oft gleichberechtigt verschiedene grammatische Mittel angewandt werden können, um etwas auszudrücken. Hier ist die aus nur drei Wörtern bestehende Wortgruppe, die das Subjekt des Satzes bildet, ganz unterschiedlich strukturiert. Erstaunlicherweise sieht man dies an der Oberfläche nur an einem kleinen r.

Nachtrag:

Ganz so gleichberechtigt, wie ich es gerne hätte, sind die Formen allerdings nicht. Nach den strengeren Grammatikern gilt die Verwendung von alle mit einem Genitiv dieser Art aus irgendeinem Grund als „umgangssprachlich“ oder gar „falsch“. Wundern Sie sich also nicht, wenn nicht alle mit der Formulierung alle seiner Schüler einverstanden sind.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Fälle entlang – entlang der Fälle

Frage

Ich habe ein Problem mit „entlang“: Heißt es „Gesteinsbänder, entlang denen die Strecke verläuft“ oder „Gesteinsbänder, entlang derer die Strecke verläuft“?

Antwort

Sehr geehrte Frau G.,

das Wort entlang lässt einem so viel Freiheit bei der Wahl des Falles, dass viele ganz unsicher werden und dann „vorsichtshalber“ den Genitiv verwenden. Das ist zwar auch richtig, aber nicht immer:

Das Wort entlang wird dem Substantiv oft nachgestellt. Es steht dann in der Regel mit dem Akkusativ:

Die Strecke führt die Allee entlang.
Den Fluss entlang stehen Trauerweiden.

(Selten steht v. a. in der Schweiz auch der Dativ:
Die Strecke führt der Allee entlang.
Dem Fluß entlang stehen Trauerweiden.)

Wenn entlang vorangestellt wird, folgt ihm der Genitiv oder der Dativ:

Die Strecke führt entlang der Allee.
Entlang des Flusses stehen Trauerweiden.
Entlang dem Fluss stehen Trauerweiden.

Auch in Ihrem Beispiel steht entlang vor dem Wort das es bestimmt. Es kann entsprechend mit dem Genitiv oder mit dem Dativ stehen. Beide Varianten, die Sie vorschlagen, sind deshalb richtig:

Gesteinsbänder, entlang denen die Strecke verläuft. (Dativ)
Gesteinsbänder, entlang derer die Strecke verläuft. (Genitiv)

Wem diese Auswahlmöglichkeiten noch nicht genügen, dem stellt der Genitiv noch eine Variante zur Verfügung. Das ist ein weiterer komplizierender Faktor bei Ihrem Beispielsatz. In der weiblichen Einzahl und wie hier im Plural lautet die Genitivform des Relativpronomens nicht nur derer, sonder auch deren:

Gesteinsbänder, entlang deren die Strecke verläuft.

Weitere Angaben finden Sie in der LEO-Grammatik hier und hier.

Das Wörtchen entlang kann einen mit all seinen Möglichkeiten ziemlich verunsichern! So kurz nachdem ich dies alles aufgeschrieben habe, wüsste ich jedenfalls nicht mehr spontan, was richtig ist. Glücklicherweise hat man bei der Wahl des richtigen Falles fast immer viel weniger Schwierigkeiten, wenn man nicht darüber nachdenkt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Schneewittchens tausendundeinfache Schönheit

Literaturzitate sind hier in der Regel nicht zu erwarten – oder zu befürchten. Heute mache ich eine  Ausnahme. Das Wort „Literaturzitat“ ist allerdings etwas hoch gegriffen:

Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land.

Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber Schneewittchen
über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als Ihr.

Frage

Ich habe eine Meinungsverschiedenheit mit dem Chef. Er ist der Meinung, „viermal mehr“ und „viermal soviel“ sei dasselbe, nämlich das Vierfache einer Zahl. Ich hingegen bin der Meinung, „viermal mehr“ sei das Fünffache.

Antwort

Sehr geehrter Herr H.,

bei dieser Frage kann man die Sprachgemeinschaft grob in zwei Gruppen einteilen: Die Mathematiker (mit und ohne entsprechenden Abschluss) und den Rest der Welt. Die Mathematiker wissen, dass viermal so viel der vierfachen Menge und viermal mehr der fünffachen Menge entspricht. Letzteres wird oft mit einem „ganz einfachen“ Beweis erklärt, den ich zwar meistens nachvollziehen kann, aber immer gleich wieder vergesse. Für alle anderen gibt es keinen Bedeutungsunterschied zwischen viermal so viel und viermal mehr.

Sie, Herr H., gehören zur ersten Gruppe, welche die „offiziell“ als korrekt geltende Meinung vertritt. Der Chef gehört wie ich der zweiten Gruppe an, die die Wendung  x-mal mehr eigentlich „falsch“ verwendet. Dass so viele Menschen viermal so viel und vier mal mehr gleich verwenden, liegt vielleicht unter anderem daran, dass auch bei nicht direkt Zähl- oder Meßbarem oft die Wendung x-mal + erste Steigerungsstufe verwendet wird:

  • Sie kann das zehnmal besser als du (= elfmal so gut?)
  • Ein Ingenieur ist heute hundertmal schneller als früher (= 101-fache Schnelligkeit?)
  • Schnewittchen ist tausendmal schöner als Ihr (= 1001-mal so schön?)

„Offiziell“ haben Sie aber, wie bereits gesagt, trotzdem recht. Beim tausendundeinmal so schönen Schneewittchen hat die „mathematische“ Interpretation sogar etwas Poetisches!

Wenn Sie irgendwo x-mal mehr hören oder lesen und wenn die genaue Anzahl wichtig ist, würde ich Ihnen aber dennoch empfehlen nachzufragen, was genau gemeint ist. Vor allem bei niedrigen Zahlen kann der Unterschied ja beträchtlich sein. Aus dem gleichen Grund würde ich umgekehrt fünfmal so viel anstatt viermal mehr verwenden, wenn es wichtig ist. Die Wendung fünfmal so viel verstehen nämlich alle gleich, selbst mathematisch weniger Begabte wie ich. Vielleicht hilft mir von nun an Schneewittchens tausendundeinfache Schönheit als Eselsbrücke dabei, es richtig zu machen. Ich würde allerdings nicht allzu viel darauf verwetten …

MIt freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Worin verwandelt sich die Kröte?

Frage

Gestern wurde bei Günter Jauch in „Wer wird Millionär“ folgende Frage gestellt: „Worin verwandelt sich die Kröte durch Versetzen eines Buchstabens?“ Die möglichen Antworten, nur der Vollständigkeit halber: Hund, Katze, Maus, Märchenprinz.

Was mich an der Frage doch sehr verwundert, ist das Fragewort „worin“. Ich würde „in was“ vorziehen.

Antwort

Guten Tag M.,

Ihre Frage hat auch mich stutzen lassen. Ich finde nämlich wie Sie, dass Worin verwandelt sich eine Kröte … falsch klingt. Aber weshalb?

Im Allgemeinen gilt, dass man in der Standardsprache nicht mit einer Präposition und was fragt, sondern mit der entsprechende Form wo(r)-. Zum Beispiel:

Umgangssprachlich:
Mit was reparierst du das?
Über was redet ihr?
Von was hast du geträumt?

Standardsprachlich:
Womit reparierst du das?
Worüber redet ihr?
Wovon hast du geträumt?

Deshalb hat man sich bei der Quizsendung wohl dazu entschieden, nicht umgangssprachlich in was, sondern worin zu verwenden, wie es sich standardsprachlich zu gehören scheint. Ganz so einfach geht das aber leider nicht. Man kann im Prinzip auch in was besser durch worin ausdrücken. Das ist aber nur dann richtig, wenn mit in wörtlich oder figürlich ein Standort angegeben wird (in mit Dativ):

Worin soll ich das Geld aufbewahren?
Worin besteht der Unterschied?

Man kann worin nicht verwenden, wenn in wörtlich oder figürlich eine Richtung angibt (in mit Akkusativ). Es muss dann worein heißen:

Worein hast du das Geld gelegt?
Worein sollte ich mich weiter vertiefen?

Entsprechend hieße es theoretisch auch:

Worein verwandelt sich die Kröte durch Versetzen eines Buchstabens?

Dieses worein ist aber veraltet, das heißt, kaum jemand verwendet es noch. Wenn man hier in was vermeiden will und worein einem zu archaisch klingt, bleibt einem nichts anderes übrig, als eine andere Formulierung zu wählen.

In diesem Fall ist es gar nicht so einfach, eine andere Formulierung zu finden. Das Verb verwandeln soll einen ja in Verbindung mit der Antwortmöglichkeit Märchenprinz auf eine falsche Fährte führen. Man soll an das Märchen „Der Froschkönig“ denken, damit man nicht gleich auf die Idee kommt, den zweiten Buchstaben der Kröte an die letzte Stelle zu schieben. Das Verb verwandeln ist deshalb für die Fragestellung sehr wichtig. Und dieses Verb verlangt nun einmal die Präposition in mit Akkusativ.

Ich hätte den Quizredakteurinnen und –redakteuren deshalb empfohlen, den Standard für einmal Standard sein zu lassen und zu fragen: In was verwandelt sich die Kröte durch Versetzen eines Buchstabens? Besser eine Formulierung, die als umgangssprachlich angesehen wird, als eine falsche Formulierung. Worin verwandelt sich die Kröte? wäre höchstens dann eine passende Frage, wenn man eine Antwort wie im Schlossbrunnen oder im Schlafgemach der Prinzessin erwarten würde.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Als oder wie ich neulich …

Frage

Gibt es eine Regel, wann man in Aussagesätzen wie oder als verwendet?

Als ich neulich …
Wie ich neulich …

Antwort

Sehr geehrter Herr S.,

für die zeitliche Verwendung von als und wie gilt das Folgende: Mit als drückt man in der Vergangenheit aus, dass ein einmaliges Geschehen gleichzeitig mit einem anderen Geschehen erfolgt:

Als ich neulich nach Hause kam, stand die Polizei vor der Tür.

Hier sollte man nicht wie verwenden. Man sagt standardsprachlich also besser nicht:

Wie ich neulich nach Hause kam, stand die Polizei vor der Tür.

Wenn man hier trotzdem einmal wie verwendet, steht glücklicherweise nicht gleich die Polizei vor der Tür. Es gilt aber als umgangssprachlich. Nur wenn man etwas Vergangenes erzählt und dabei das sogenannte historische Präsens verwendet, kann als oder wie stehen:

Als ich neulich nach Hause komme, steht die Polizei vor der Tür.
oder
Wie ich neulich nach Hause komme, steht die Polizei vor der Tür.

Diese Angaben können Sie auch in der Canoonet-Grammatik nachlesen. Dort fällt sogar ein Schuss!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das unsystematische „welches“

Regelmäßige Besucher und Besucherinnen wissen, dass ich Sie immer wieder bitte, bei Fragen darauf zu achten, Ihre E-Mail-Adresse richtig anzugeben. Ich kann Ihnen nämlich sonst nicht antworten. Das ist gestern wieder zweimal vorgekommen. Einmal bei Andreas Frage nach dem Fall, der bei analog steht. (Andrea, wenn Sie an der Antwort interessiert sind, schicken Sie bitte eine E-Mail an die auf dieser Seite angegebene E-Mail-Adresse.)

Die zweite „unbeantwortbare“ Frage kam vermutlich aus Russland (.ru). Sie zeigt, dass wir im Deutschen manchmal etwas eigenartig mit der Übereinstimmung in Genus und Numerus umgehen:

Frage

In einem Kinderbuch habe ich folgenden Satz gelesen: „Welches sind die größten Schiffe?“ Dann habe ich noch mehrere ähnliche Fragen entdeckt. Worauf bezieht sich die Endung -s im Wort „welches“?

Antwort

Guten Tag!

Die Form welches ist die sächliche Einzahlform des Fragepronomens welch-. Sie kann sich trotz ihrer sächlichen Einzahl auf alle Genera und sogar auf den Plural beziehen, wenn sie allein steht und über das Verb sein mit einem Substantiv im Nominativ verbunden ist:

Welches ist der richtige Lösungsweg?
Welches war die beste Limonade.
Welches sind die neuen Aufträge und welches die alten?

Man kann hier ohne Bedeutungsunterschied auch die Formen von welch- verwenden, die sich – wie man es eigentlich von einem rechtschaffenen Pronomen erwarten dürfte – nach Geschlecht und Numerus des Wortes richten, auf das sie sich beziehen:

Welcher ist der richtige Lösungsweg?
Welche war die beste Limonade.
Welche sind die neuen Aufträge und welche die alten?

Mehr zu welches finden Sie hier.

Etwas Entsprechendes ist bei den Antwortmöglichkeiten der Fall: Die sächlichen Einzahlformen das, dies und jenes können sich unter den gleichen Voraussetzungen (sein und Substantiv im Nominativ) auch auf alle Genera und den Plural beziehen:

Das/dies/jenes ist der richtige Lösungsweg.
Das/dies/jenes war die beste Limonade.
Das/dies sind die neuen Aufträge und das/jenes die alten.

Das Deutsche ist hier also immerhin noch so konsequent, dass es bei Frage und Antwort gleich inkonsequent ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp