Frage
Ich rufe Sie heute um Hilfe an, weil ich mit einer Lebenssituation nicht fertig werde. Sie passierte mir heute schon wieder und ich weiß nicht, ob ich die richtige Präposition gewählt habe. Evtl. habe ich die Bahnschrankenwärterin auch in eine tiefe Präpositions-Sinn-Krise gestürzt.
Ich war heute mit dem Fahrrad unterwegs, wunderschöne Tour am Mittellandkanal entlang, und stand dann irgendwann wieder vor (m)einer Bahnschranke, die sich nach Betätigung einer Sprechtaste öffnet, sofern kein Zug in unmittelbarer Nähe ist.
Mein Satz lautete: „… ich möchte durch die Schranke.“ Ist das richtig? Hätte ich sagen müssen: „… ich möchte über die Schranke“? Wenn die Bahnschranke hochgezogen ist, gehe ich darunter hindurch. Aber das traute ich mich nun wirklich nicht zu sagen.
Welche Präposition ist in diesem Fall richtig?
Antwort
Sehr geehrter Herr R.,
da ich annehme, dass Sie nicht mehr vor der geschlossenen Schranke stehen, kann ich Ihnen bestätigen, dass Sie diese Lebenssituation ausgezeichnet gemeistert haben, ganz gleich, welche Präposition Sie dabei benutzt haben. Ich nehme weiter an, dass die Bahnschrankenwärterin durch die Präposition durch in keinerlei Krise gestürzt wurde. Sie wird diese Präposition schon des Öfteren gehört haben.
Ihre Zweifel entstehen dadurch, dass Sie eigentlich weder über noch durch die Schranke wollen. Sie möchten auch nicht unter ihr hindurch. Sie wollen, dass die Schranke geöffnet wird, damit Sie über die Gleise gehen können. Die wirklich korrekte Frage wäre also:
Könnten Sie bitte die Schranke öffnen? Ich möchte den Bahnübergang benutzen.
Aber auch wenn Sie durch die Schranke sagen, werden Sie im Alltagsleben alle – außer ein paar Spaßvögeln oder Sprachpuristen – ausgezeichnet verstehen, ohne sich zu wundern. Standardsprachlich würde ich diese Form allerdings nicht empfehlen. Die Verwendung von über oder unter ist auf allen Sprachebenen zweifelhaft, denn es ist nicht nur verboten, sondern auch lebensgefährlich, über eine Bahnschranke zu klettern oder unter ihr hindurchzukriechen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp