Hompage des Musikverein Eintracht – Wo bleibt das s?

Frage

Gibt es irgend einen Grund, warum man sehr häufig schreibt: „Konzert des Musikverein XXX“ ohne dabei ein s nach Musikverein anzuhängen?

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

in mehrteiligen Namen von Institutionen, Betrieben, Vereinigungen usw. wird das zentrale Wort manchmal ohne Endung verwendet, auch wenn es im Genitiv steht und eigentlich eine Endung haben müsste. Zum Beispiel:

auf der Homepage des Musikverein Eintracht
die Präsidentin des Verband der Deutschen Möbelindustrie
im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehen

Das hat vielleicht damit zu tun, dass man sich scheut, einen „feststehenden“ Namen durch die Verwendung einer Endung zu „verändern“. Eine andere mögliche Erklärung ist, dass die Endung weggelassen wird, wie dies bei mit Artikel stehenden Personennamen geschehen muss:

Johann Sebastian Bachs Kompositionen
aber endungslos: die Kompositionen des Johann Sebastian Bach
(Siehe Regel)

Ob dies die Gründe sind oder ob es eine weitere Erklärung gibt, müssten genauere Untersuchungen ausweisen. Die Endungslosigkeit gilt hier in jedem Fall standardsprachlich als nicht korrekt. Richtig muss es also bei dieser Art von Eigennamen immer heißen:

auf der Homepage des Musikvereins Auenberg
die Präsidentin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie
im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Frohe Weihnachten!

Wie man Weihnachtswünsche in korrekter Groß- und Kleinschreibung verfasst, habe ich hier schon erwähnt. Wie es sich genau mit dem Nikolaus, dem Weihnachtsmann, dem Christkind und den Geschenken verhält, wurde an anderen Orten bereits ausführlich beschrieben: zum Beispiel hier, hier und hier. Und auch die Herkunft des Wortes Weihnachten gibt nicht wirklich viel Spannendes her (die heiligen Nächte, wahrscheinlich zurückgehend auf die heiligen Mittwinternächte). Deshalb hier nur kurz, aber nicht weniger wohlgemeint:

Ich wünsche allen treuen, gelegentlichen und zufälligen Besuchern dieses Blogs und insbesondere auch allen „Canooeys“ wunderschöne Weihnachtstage!

Dr. Bopp

zu durchforsten oder durchzuforsten?

Nein, es geht nicht darum, den Wald sogenannt zu „durchforsten“ oder „durchzuforsten“, um sich auf das Portemonnaie schonende Weise einen Weihnachtsbaum zu verschaffen. Außer bei Waldbesitzern und anderen dazu berechtigten Personen würde man das nämlich nicht durchforsten, sondern ganz unweihnächtlich und mit einem nicht präfigierten Verb stehlen nennen. Die Fragestellerin möchte vielmehr eine Bibliothek auf Vordermann bringen.

Frage

Ich habe Canoonet gerade zu Rate ziehen wollen, um zu klären, ob man um (die Bibliothek) zu durchforsten oder um (die Bibliothek) durchzuforsten sagt. Sie haben das Verb zweifach in Ihrer Liste, einmal soll das Präfix untrennbar und einmal trennbar sein. Welchen Schluss soll ich nun daraus ziehen? Sind beide Möglichkeiten gleichwertig? Das kommt mir seltsam vor.

Antwort

Sehr geehrte Frau B.,

beides ist ohne Bedeutungsunterschied möglich; zu durchforsten scheint allerdings üblicher zu sein als durchzuforsten.

Ich kannte eigentlich nur die untrennbare Variante durchfórsten. Nicht nur in Canoonet, sondern auch gemäß zum Beispiel Duden gibt es aber daneben die trennbare Variante dúrchforsten, die allerdings seltener sein soll. Entsprechend sind immer beide Varianten möglich.

gebräuchlicher:

Ich durchforste das Archiv:
Ich habe das Archiv durchforstet.
das Archiv zu durchforsten

seltener:

Ich forste das Archiv durch.
Ich habe das Archiv durchgeforstet.
das Archiv durchzuforsten

Dass ein trennbares Verb (auf der Vorsilbe betont) und ein untrennbares Verb (auf dem Verbstamm betont) ohne eigentlichen Bedeutungsunterschied nebeneinanderstehen, kommt nicht allzu häufig vor. Das Verb durchforsten ist aber nicht der einzige Fall. Zum Beispiel:

Ich durchtrenne das Kabel.
Ich trenne das Kabel durch.

Man überführte ihn in ein anderes Krankenhaus.
Man führte ihn in ein anderes Krankenhaus über.

Weitere Informationen zu den trennbaren Verben gibt es in diesem Blogeintrag.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Meine Haarfarbe ist braun/Braun?

Frage

Wie schreibt man den folgenden Satz (Groß- und Kleinschreibung) richtig?

Meine Haarfarbe ist Braun.
Meine Haarfarbe ist braun.

Antwort

Sehr geehrte Frau C.,

beide Schreibungen sind möglich und korrekt, da bei dieser Formulierung zwei verschiedene Interpretationen möglich sind. Die Wörter Haarfarbe und braun/Braun lassen sich nämlich auf zweierlei Weise miteinander kombinieren:

die Haarfarbe Braun (wie die Farbe Blau)
die braune Haarfarbe (wie die blaue Farbe)

Das hat für Ihren Beispielsatz die folgende Konsequenz:

Meine Haarfarbe ist Braun bezieht sich auf Haarfarbe Braun.
Meine Haarfarbe ist braun bezieht sich auf braune Haarfarbe.

Da beide Interpretationen möglich sind und es kaum einen merkbaren Unterschied gibt, können Sie frei wählen, welche Variante Sie bevorzugen. Wie immer gilt aber, dass man innerhalb eines Textes immer die gleiche Variante wählen sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Mercedes/die Mercedizes? Plural von Autonamen

Frage

[…] Die allerletzte Frage, die leider auch Canoo nicht beantworten konnte, ist die Frage, ob der Plural von Mercedes in nachfolgendem Beispielsatz korrekt ist:

Sie parkten ihre Mercedizes, um im benachbarten Freizeitpark zu grillieren.

Antwort

Sehr geehrter Herr D.,

Mercedizes klingt zwar ausgesprochen wissenschaftlich und gebildet, lässt sich aber weder durch historische noch durch moderne Wortbeugung erklären.

Der Autoname Mercedes geht auf Mercédès Jellinek, die Tochter des Geschäftsmannes und Autoliebhabers Emil Jellinek, zurück. Er ließ Anfang des letzten Jahrhunderts bei Daimler mehrere Autos bauen und verlangte, dass die Modelle nach dem Kosenamen seiner Tochter Mercedes genannt würden. Gehen wir noch weiter zurück: Der Name Mercedes ist spanisch. Es ist der Plural von merced, das unter anderem Gnade, Gunst bedeutet. Das spanische Wort wiederum geht auf das lateinische merces, mercedis zurück. Etymologisch gesehen handelt es sich also um einen Mädchennamen und weiter zurück um eine spanische Pluralform. Hier findet sich somit keine Begründung für eine Pluralform auf -izes. Im Deutschen kommt diese Pluralform eigentlich nur bei Fremdwörtern vor, die im Lateinischen einen Plural auf -ices haben.

Zurück in die Moderne: Im modernen Sprachgebrauch werden Pluralformen von Autonamen vielfach mit -s gebildet: Audis, BMWs, Smarts, Peugeots, Toyotas, Alfa Romeos usw. Andere wiederum sind endungslos: die Chrysler, die Rover, die Opel. Letzteres ist wohl so, weil männliche Wörter auf unbetontes -el und -er im deutschen meist einen endungslosen Plural haben (vgl. die Bäcker, die Computer, die Esel). Und bei Mercedes wird – wohl in Anlehnung an Busse, Ibisse, Atlasse usw. – häufig die Pluralform Mercedesse verwendet. Diese Form halte ich auch für die beste, da sie sich naht- und mühelos in die Sprachsystematik des Deutschen einordnet. In meinen Augen weniger schön aber ebenfalls recht häufig ist die blässliche, jegliches Risiko scheuende Pluralvariante ohne Endung: die Mercedes.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie konjugiert man englische Verben im Deutschen?

Heute geht es um eine Frage, die hin und wieder im Zusammenhang mit aus dem Englischen übernommenen Verben gestellt wird: Wie schreibt man die konjugierten Formen solcher Verben? Es geht also NICHT um die Frage, inwieweit solche Verben aus stilistischen Gründen vermieden und durch deutsche Verben ersetzt werden sollten. Diese Diskussion ist absolut sinnvoll, aber darum geht es mir heute nicht.

Aus dem Englischen übernommene Verben werden wie deutsche Verben konjugiert: Man nehme die Grundform (den Infinitiv) des Verbs, schneide -en ab und hänge die regelmäßigen deutschen Verbendungen an. Welche Endungen das sind, sehen Sie in der Grammatik oder bei jedem beliebigen regelmäßigen Verb in der Wortformentabelle im Wörterbuch. Und jetzt kommt etwas Wichtiges: Mit englischen Rechtschreibkonventionen muss und darf man sich dabei nicht abgeben.

Mit diesen Angaben lassen sich Verben wie die folgenden problemlos durchkonjugieren:

surfen, du surfst, surfte, hat gesurft
bluffen, du bluffst, bluffte, hat geblufft
checken, du checkst, checkte, hat gecheckt
designen, du designst, designte, hat designt (nicht *designed!)

Bei auf -d und -t endenden Verbstämmen geht es auch gut (e-Erweiterung):

fighten, fightest, fightete, hat gefightet
fitten, fittest, fittete, hat gefittet
daten, datest, datetet, hat gedatet

Auch -s und -x sind problemlos (s-Verschmelzung)

dissen, du disst, disste, hat gedisst
leasen, du least, leaste, hat geleast
relaxen, du relaxt, relaxte, hat relaxt

Auch wenn der Stammauslaut wie ein sch ausgesprochen wird, gibt es keine Probleme:

switchen, du switchst, switchte, hat geswitcht
crashen, du crashst, crashte, ist gecrasht

Ebenfalls problemlos sind:

sprayen, du sprayst, sprayte, hat gesprayt
reviewen, du reviewst, reviewte, hat reviewt.

Bei den obenstehenden Fällen wird einigen die Form des Perfektpartizips seltsam vorkommen, aber englische Verben bilden es nur im Englischen mit -ed. Wenn man sie ins Deutsche importiert, muss ihr Partizip mit einem -t gebildet werden. Das geschieht leider sehr oft nicht. Am unschönsten finde ich Mischformen mit deutschem ge- und englischem -ed: *gedated, *gedissed, *gecrashed.

Noch schwieriger für das die englische Rechtschreibung gewohnte Auge sind die folgenden Fälle. Aber auch sie müssen nach der deutschen Rechtschreibung so geschrieben werden:

Doppelkonsonant auch wenn kein e folgt:

bloggen, du bloggst, bloggte, hat gebloggt
joggen, du joggst, joggte, hat gejoggt.
shoppen, du shoppst, shoppte, hat geshoppt

Ein -e fällt weg, auch wenn es im Englischen für die Aussprache wichtig ist (und auch hier gilt: Perfektpartizip -t, nicht -ed):

stylen, du stylst, stylte, hat gestylt (weder *gestyled noch *gestylet)
saven, du savst, savte, hat gesavt (weder *gesaved noch *gesavet)
biken, du bikst, bikte, hat gebikt
dopen, du dopst, dopte, hat gedopt

Ebenso:

managen, managst, managte, hat gemanagt
loungen, loungst, loungte, hat geloungt

Und trotz empörtem Aufschnauben manches Anglophilen:

piercen, du pierct, piercte, hat gepierct
outsource, du outsourct oder sourct out, outsourcte oder sourcte out, hat outgesourct

Gerade die letzten Formen zeigen, dass es oft besser und sogar einfacher wäre, Importverben durch im Deutschen etabliertere Verben zu ersetzen. Aber – wie eingangs gesagt – diese Diskussion möchte ich hier nicht führen. Der heutige Beitrag ist ohnehin schon viel zu lang.

Du und er seid oder sind?

Frage

Was ist richtig?

Peter und du sind doof! oder
Peter und du seid doof!

Antwort

Sehr geehrter Herr J.,

die Bedeutung des Satzes ist wohl in beiden Varianten eindeutig: Ein gewisser Peter und die angesprochene Person stehen zum Sprechzeitpunkt auf einer eher niedrigen Sprosse der Sympathieleiter des oder der Sprechenden. Soweit zum Inhalt. Nun zur Form. Die entsprechende Regel lautet:

Sind eine 2. Person (du) und eine 3. Person (Peter) mit und verbunden, richtet sich das Verb nach der 2. Person Plural. Die beiden Subjekte können durch ihr zusammengefasst werden.

Richtig ist demnach:

Peter und du seid doof.

Für mehr Informationen hierzu siehe diese Grammatikseite.

Ihre Frage zeigt aber, dass der Satz irgendwie nicht so richtig gut läuft. Auch ich musste bei der Wahl der Verbform zuerst überlegen. Es ist deshalb zwar nicht notwendig, aber auch nicht übertrieben, hier ein ihr einzufügen.

Peter und du, ihr seid doof.

Der Satz lässt sich dadurch besser, das heißt ohne Zweifel über die Verbform aussprechen und interpetieren. Und in diesem Fall kann man vor dem ihr auch noch eine kleine „Kunstpause“ einfügen. Dadurch wird die Gesamtaussage noch prägnanter:

Peter und Du – ihr seid doof!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

unser beider Hund

Heute wieder einmal eine etwas spezialistischere Frage: Es geht um eine nicht mehr allzu häufig benutzte, aber deswegen nicht weniger schöne Ausdrucksweise mit dem Genitiv.

Frage
Als Kenner der alten Sprachen hat sich mir neulich ein Problem bei einer lebenden aufgetan. Es handelt sich um ein Problem aus meiner Muttersprache: Der Satz Unser beider Hund läuft schnell ist zwar nicht ganz alltäglich, aber erscheint doch den meisten als grammatikalisch korrekt.

Meine Frage dazu: Kann man die Kombination unser beider (respektive auch euer beider, unser aller etc. pp.) beugen? Im Deutschen habe ich beispielsweise mit dem Satz Ich liebe unser beider Hund ein Problem. Auch Ich liebe unseren beider Hund erscheint mir fremd. Ebenso Unsere beider Schlange … oder Unser beider Schlange …

Antwort
Sehr geehrter Herr H.,

Wortgruppen wie unser beider, unser aller usw. lassen sich beugen, aber nicht in dem Sinne, wie sie wahrscheinlich meinen. Es handelt sich um die Kombination eines Personalpronomens mit alle resp. beide. Solche Wortgruppen werden in folgender Weise gebeugt:

Nom: wir alle, wir beide
Akk: uns alle, uns beide
Dat: uns allen, uns beiden
Gen: unser aller, unser beider

In Ihrem Beispielsatz ist unser beider ein Genitivattribut, das das Nomen Hund bestimmt:

Wessen Hund? – unser beider Hund.

Im Normalfall werden Besitzverhältnisse im weiteren Sinne nicht durch Personalpronomen, sondern durch Possessivpronomen ausgedrückt:

Wessen Hund? – unser Hund.
Wessen Hund? – euer Hund.
Wessen Hund? – ihr Hund.

Nur in Verbindung mit aller und beider kommen die Genitivformen des Personalpronomens noch mit dieser Funktion vor:

Wessen Hund? – unser aller Hund.
Wessen Hund? – euer beider Hund.
Wessen Hund? – ihrer aller Hund.

Sie bemerken, dass in diesen Beispielen die Form des Personalpronomens sich nur in der dritten Person Plural von der Form des Possessivpronomens unterscheidet: ihr vs ihrer. Anders sieht es in einem anderen Kasus oder bei einem weiblichen Bezugswort aus.

Ohne wen oder was können wir nicht mehr leben?
– ohne unseren Freund, das Handy
– ohne unser aller Freund, das Handy

Wessen Unterstützung bieten wir an?
unsere Unterstützung.
unser beider Unterstützung.

Wie es für alle Genitivattribute gilt, verändern sich auch die Genitivattribute dieser Art nicht, wenn die Nomengruppe dekliniert wird:

Nom: Unser aller Interesse ist das faire Miteinander.
Akk: Es geht mir um unser aller Interesse.
Dat: Es ist in unser aller Interesse.
Gen: die Wahrung unser aller Interesses

Sie sehen also, dass unser beider Schlange und Ich liebe unser beider Hund korrekt formuliert sind. Es klingt wohl deshalb ziemlich fremd in den Ohren, weil unser beider, euer aller usw. zum gehobenen und literarischen Sprachgebrauch gehören, während die genannten Beispiele eher aus dem alltäglichen Sprachgebrauch stammen.

Falsch hingegen sind Ich liebe unseren beider Hund und unsere beider Schlange.

Möge diese schöne Ausdrucksweise noch lange unser aller die deutsche Sprache liebendes Auge erfreuen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

hat geendet/ist geendet

Frage

Wir diskutieren gerade, ob man sagt Die Frist ist gestern geendet oder Die Frist hat gestern geendet.

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

das Verb enden wird in den meisten Fällen mit haben konjugiert. Also:

Die Frist hat gestern geendet.

Auch was für viele leider bald ziemlich aktuell ist, formuliert man mit dem Hilfsverb haben:

Die Ferien haben geendet.

Aus irgendeinem Grund verwendet man hier aber eher Formulierungen mit sein:

Die Ferien sind zu Ende.
Die Ferien sind zu Ende gegangen.
Die Ferien sind vorbei.

Vielleicht stammt daher die Unsicherheit über die Wahl des Hilfsverbs bei enden. Richtig ist aber – wenn man das Verb überhaupt in der Vorvergangenheit verwendet – meistens haben. Dies gilt nicht nur für Fristen und Ferien, sondern für fast alles, das enden kann: ein Vortrag (um 21.30 Uhr), eine Streiterei (in einer Prügelei), ein Freiluftkonzert (wenn man Pech hat im strömenden Regen), ein Film (mit einem Happy End), ein Rendezvous (wenn man Happy Ends mag mit einem Kuss im strömenden Regen), strömender Regen (je nachdem zu früh, zu spät oder gerade rechtzeitig), der Deutsche Aktienindex DAX (zurzeit meist im Minus), Buslinien (am Stadtrand), Wege (am Waldrand), Röcke (kurz über oder unter dem Knie) und so weiter. All diese Verwendungen von enden verlangen im Perfekt das Hilfsverb haben.

Weshalb dann aber die Angabe in LEO, dass enden auch mit sein stehen kann? Das Hilfsverb sein kann dann verwendet werden, wenn es um nichts weniger als das Leben geht, das endet. Dann nämlich sind beide Hilfsverben erlaubt:

Sie hat/ist kläglich geendet.
Er hat/ist in der Gosse geendet.
Sie hat/ist im Zuchthaus geendet.
Er hat/ist durch Selbstmord geendet.
Sie hat/ist als Hexe auf dem Scheiterhaufen geendet.

Und mit diesen nicht gerade fröhlichen Beispielen endet auch dieser Beitrag.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Sauregurkenzeit

Sie ist zwar schon bald wieder vorbei, aber auch bei den E-Mails zu Grammatik- und Rechtschreibfragen ist sie deutlich zu spüren: die Sauregurkenzeit. Es ist ja auch gut zu verstehen, dass viele in Ferienzeiten die (deutsche) Sprache vor allem für das Bestellen von Eis, kühlen Getränken, Tapas und was es sonst noch alles an den Sommer Erfrischendem und Versüßendem gibt. Auch wenn der Sommer dieses Jahr nicht ganz immer und nicht ganz überall so richtig mitspielen will: Ferien sind Ferien und Urlaub ist Urlaub. Wer mag sich dann schon den Kopf über komplizierten Mehrzahlformen und Kommaregeln zerbrechen?

Der Name Sauregurkenzeit stammt (zumindest nach meinen Quellen) aus der Zeit, als Gemüse und Früchte noch ganz ohne die Hilfe von Gewächshäusern auskommen mussten. Die Gurken wurden deshalb vor allem Mitten im Sommer geerntet und zur besseren Haltbarkeit in Essig eingelegt. Sonst war im Handel offenbar in dieser Zeit des Jahres auch früher schon nicht mehr viel los, so dass diese ruhige und ereignislose Periode Sauregurkenzeit genannt wurde. Im Niederländischen gibt es einen ähnlichen Ausdruck: komkommertijd. Das heißt so viel wie Gurkenzeit. Sogar in Holland wurden also die Gurken früher hauptsächlich im Sommer geerntet. Im Norwegischen soll es auch einen Ausdruck mit Gurken für diese Zeit geben, aber leider konnte ich ihn nicht finden.

Da ich es aus „berufsdeformatorischen“ Gründen doch nicht ganz lassen kann: Die Sauregurkenzeit darf auch mit Bindestrichen geschrieben werden: Saure-Gurken-Zeit. Das ist wohl so, weil sie sowohl als feststehender Ausdruck (zusammen) als auch als Zusammensetzung mit einer Wortgruppe (mit Bindestrich) interpretiert werden kann. Und auch bei der Beugung hat sie eine Besonderheit in petto: das Adjektiv darf mitgebeugt werden. Man kann in der Saure-Gurken-Zeit oder in der Sauren-Gurken-Zeit sagen. Das Gleiche gilt für das Ende der Saure-Gurken-Zeit und das Ende der Sauren-Gurken-Zeit. Bei der Schreibung ohne Bindestrich der Formen mit gebeugtem Adjektiv wird es dann irgendwie so kompliziert, dass die verschiedenen Wörterbücher zu unterschiedlichen Resultaten kommen. In diesem Fall würde ich einfach auf das Sommerloch ausweichen. Das bedeutet ungefähr das Gleiche und der Ausdruck ist eigentlich fast genauso schön.