Fugen-s und Bindestrich:
Gesundheitspodcast, Gesundheits-Podcast oder Gesundheit-Podcast?

Frage

Ich habe ein Werbebanner für unsere Podcasts zur Begutachtung bekommen. Da steht dann:

Der Gesundheits-Podcast
Jetzt reinhören!

Mich stört irgendwie diese Schreibweise: „Der Gesundheits-Podcast“. Wäre das korrekt nicht eher „Der Gesundheitspodcast“? Das ist natürlich dann nicht so gut und schnell lesbar auf den ersten Blick, weil recht lang. Oder dann „Der Gesundheit-Podcast“ ohne „s“? Das wäre dann wieder besser lesbar, weil mit Bindestrich.

Welches ist die grammatikalisch korrekte Form? Im Netz findet man leider alle drei Varianten. Was würden Sie uns empfehlen, damit sowohl die Grammatik stimmt wie auch die Lesbarkeit garantiert ist.

Antwort

Guten Tag Frau W.,

ob man ein Fugen-s verwendet oder nicht, hängt davon ab, wie andere Zusammensetzungen mit dem gleichen Wort an erster Stelle gebildet werden. Zusammensetzungen mit Gesundheit an erster Stelle werden immer mit einem Fugen-s gebildet. Zum Beispiel:

Gesundheitsbehörde, gesundheitsbewusst, Gesundheitsexpertin, Gesundheitsfürsorge, Gesundheitsgefährdung, Gesundheitspolitik, Gesundheitsquiz, gesundheitsschädigend, Gesundheitswesen, Gesundheitszustand

Deshalb sollte auch diese Zusammensetzung mit einem Fugen-s geschrieben (und gesprochen) werden:

Der Gesundheitspodcast
Jetzt reinhören!

Dies ist auch gleich die Schreibweise, die ich nach der Rechtschreibregelung empfehlen würde. Da ich Gesundheitspodcast für gut lesbar halte, finde ich den Bindestrich nicht notwendig.

Wenn Sie einen „verdeutlichenden“ Bindestrich setzen wollen oder müssen, kann er nicht das Fugen-s ersetzen. Das s bleibt auch vor dem Bindestrich erhalten:

der Gesundheits-Podcast
Jetzt reinhören!

Diese Schreibweise gilt ebenfalls als korrekt, denn es ist nicht „verboten“, den Bindestrich in Zusammensetzungen mit einem Fugenelement zu verwenden. Nicht korrekt ist – auch auf Werbebannern – die Schreibung ohne s (*Gesundheit-Podcast) oder die Getrenntschreibung (*Gesundheits Podcast).

Hier noch ein paar Beispiele von Zusammensetzungen, bei denen es häufiger „schiefgeht“:

Versicherungsportal / Versicherungs-Portal
Lieblingsfoodblog / Lieblings-Foodblog
Überlebenstraining / Überlebens-Training

Wie sehr häufig würde ich hier überall die Schreibung ohne den „verdeutlichenden“ Bindestrich vorziehen, aber korrekt ist jeweils beides.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der i-Punkt und der i-Kringel

Wenn der heutige Artikel etwas schulmeisterlich klingt, liegt es daran, dass es um etwas geht, womit Schulmeisterinnen und Schulmeister sich früher abgeben mussten und Lehrpersonen sich auch heute noch hin und wieder abgeben müssen.

Frage

Meine Tochter ist 12 Jahre alt und geht in die siebte Klasse einer Realschule. Seit einiger Zeit entwickelt sie ihr eigenes Schriftbild. In diesem macht sie zum Beispiel über dem i, ä, ö und ü keinen Punkt sondern einen Kringel oder kleinen Kreis. Ihre Deutschlehrerin kommentiert ihre Arbeiten immer mit dem Satz: „Laut deutschen Rechtschreibgesetz ist ein i-Punkt ein Punkt und kein Kreis.“ Seit Neusten droht sie ihr sogar damit ihre Arbeiten mit einer sechs zu benoten wenn sie keinen richtigen i Punkt macht.

Gibt es tatsächlich ein Gesetz , nach dem man gezwungen werden kann, einen richtigen i Punkt zu machen. Kann die Lehrerin aufgrund der unechten i-Punkte Arbeiten mit einer Sechs benoten?

Antwort

Sehr geehrte Frau B.,

die amtliche Rechtschreibregelung schreibt nicht ausdrücklich vor, dass das kleine i mit einem Punkt geschrieben werden muss. Das i, das dort in § 0 (1) abgebildet ist, hat aber eindeutig einen Punkt und keinen Kringel. Streng genommen hat die Lehrerin Ihrer Tochter also recht.

Doch darum geht es eigentlich gar nicht. Es ist im Deutschen (und auch anderswo, wo man mit lateinischen Buchstaben schreibt) üblich, das i mit einem Punkt zu schreiben. Aufgabe der Schule ist es u. a., den Kindern gewisse Regeln und Konventionen mitzugeben, auch solche, die nicht von Gesetzes wegen vorgeschrieben sind. In nicht persönlichen Briefen, Bewerbungsschreiben usw. (sofern sie noch von Hand geschrieben werden) macht es sich im Allgemeinen schlecht, wenn man Kringel verwendet. Deshalb sollten auch auf der Schule Punkte verwendet werden.

Ich weiß nicht, ob die Lehrerin rechtlich gesehen die Möglichkeit hat, wegen Kringeln statt Punkten einen Notenabzug zu machen. Aus dem oben erwähnten Grund vermute ich allerdings, dass sie es kann. Die Rechtschreibregelung ist auf Schulen verbindlich.

Wenn Ihre Tochter in ihrer privaten Korrespondenz einen Kringel, ein Herzchen oder ein Blümchen statt des i-Punktes verwendet will, kann sie das natürlich tun, aber auf der Schule sollte sie tatsächlich Punkte schreiben. Ich empfehle Ihnen deshalb, die Lehrerin bei ihrer Aufgabe zu unterstützen.

Das i war ursprünglich punktlos. Der Punkt auf dem i kam im Mittelalter auf, zuerst als Akzentstrich, der später zu einem Punkt reduziert wurde. Er diente dazu, das i und vor allem zwei aufeinanderfolgende i (also ii, im Lateinischen relativ häufig), in der Frakturschrift von u, m und n zu unterscheiden. Auf dem großen I war diese Unterscheidung nicht notwendig, deshalb steht im Deutschen und den meisten anderen Sprachen kein Punkt auf dem Großbuchstaben I (Ausnahme z. B. im Türkischen: İ und I).

Die Umlautpunkte entstanden als kleines e, das über dem a, o oder u geschrieben wurde, um die Umlaute von diesen einfachen Vokalbuchstaben zu unterscheiden. Im Laufe der Zeit wurden dieses e über verschiedene Stufen zu zwei Punkten vereinfacht (siehe auch hier).

Mit der Einführung des Drucks haben sich der i-Punkt und die Umlautpunkte „definitiv“ etabliert. Ich gönne natürlich allen ihre Kringel, Kreise, Herzchen oder Smileys auf dem i, aber offiziell steht dort nur ein einfacher Punkt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Bin ich ein Content Creator, ein Content-Creator oder ein Contentcreator?

Frage

Der (Online-)Duden kennt „Content-Management“ und „Contentprovider“. Ich frage mich nun, wie man den heute im deutschen Sprachraum geläufigen und gerade bei deutschen Jugendlichen beliebten Anglizismus „Content Creator“ richtig schreibt:

Content Creator
Content-Creator
Contentcreator

Antwort

Guten Tag Herr B.,

am einfachsten wäre es, wenn man die deutschen Entsprechungen Inhaltsschöpfer oder Inhaltsentwicklerin verwenden würde. Dabei sollte die Zusammenschreibung bei den meisten einprogrammiert sein. Ich verstehe aber, dass Inhaltsschöpfer für moderne Kreative zu sehr wie Suppenkelle klingen könnte, und bei Inhaltsentwicklerin sieht man vielleicht besser als bei Content Creator, dass es „nur“ darum geht, Inhalte zu kreieren. Aber ich schweife ab und will hier keineswegs den Anglizismen den Kampf ansagen. Also zurück zur Rechtschreibung:

Nach § 45 (E1) der amtl. Rechtschreibregelung gilt Folgendes:

Aus anderen Sprachen stammende Verbindungen aus Substantiv + Substantiv, die sich im Deutschen grammatisch wie Zusammensetzungen verhalten, werden zusammengeschrieben; ebenso ist die verdeutlichende Schreibung mit Bindestrich möglich.
Sexappeal (Sex-Appeal), Sciencefiction (Science-Fiction), Shoppingcenter (Shopping-Center), Desktoppublishing (Desktop-Publishing), Midlifecrisis (Midlife-Crisis) 

Richtig ist demnach entweder die Zusammenschreibung oder die Schreibung mit Bindestrich:

Contentmanagement / Content-Managment
Contentprovider / Content-Provider
Contentcreator / Content-Creator

Der Duden legt offenbar die „Grenze der Deutlichkeit“, bei deren Überschreiten ein Bindestrich gesetzt wird, irgendwo zwischen Contentprovider und Content-Management (die zusammengeschrieben Variante Contentmanagement steht allerdings auch im Online-Duden). Richtig ist nach § 45 (E1) beides.

Die Getrenntschreibung Content Creator ist nach der Rechtschreibregelung nicht korrekt. Sie ist aber die weitaus am häufigsten vorkommende Schreibweise. Dieser rechtschreiblichen Kluft zwischen regelkonform und üblich begegnet man bei aus dem Englischen übernommenen Zusammensetzungen sehr oft. Mehr zu diesem Thema und weitere Beispiele finden Sie in diesem schon etwas älteren Blogartikel. Neu ist das Problem, wenn es überhaupt eines ist, also nicht. Der für diesen Blog verantworliche Content-Creator hat es schon mehr als einmal behandelt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Schwarze Freitag war ein schwarzer Freitag

Frage

Ist es dasselbe: der Schwarze Freitag und ein schwarzer Freitag / ein Schwarzer Freitag?

Antwort

Ihre Frage ist berechtigt, denn nicht alle Freitage, die schwarz genannt werden, bezeichnen dasselbe. Das wirkt sich auch auf die Rechtschreibung aus.

a) ein schwarzer Freitag

Ein schwarzer Freitag ist ein Unglückstag, der in der Regel auf einen Freitag fällt.

Heute war wieder einmal ein schwarzer Freitag in ihrer Beziehung.

Es handelt sich um eine figürlich verwendete Verbindung von einem Adjektiv und einem Substantiv. Nach § 63 (1.2) der Rechtschreibregelung wird das Adjektiv in einer solchen Verbindung kleingeschrieben (ebenso zum Beispiel: der blinde Passagier, die biologische Uhr, die graue Maus, der rote Teppich).

b) der schwarze Freitag oder meistens der Schwarze Freitag

Dieser schwarze/Schwarze Freitag ist eigentlich der amerikanische Black Friday, das heißt der Freitag nach Thanksgiving Day in den USA. Der Black Friday wird, meistens unter seinem englischen Namen, in den letzten Jahren vermehrt auch in Europa kommerziell „gefeiert“.

Sonderangebote zum Schwarzen / schwarzen Freitag

Es ist ein besonderer (aber kein religiöser oder offizieller) Kalendertag, bei dem das Adjektiv nach § 63 (E4) der Rechtschreibregelung klein- oder großgeschrieben werden kann. Da viele alle besonderen Kalendertage großschreiben, ist dieser Freitag – wenn er nicht sowieso Black Friday genannt wird – meistens der Schwarze Freitag mit großem S.

c) der Schwarze Freitag

Der Vater aller schwarzen Freitage ist der 24. November 1929, der Tag des großen Börsencrashs in New York.

Der Schwarze Freitag (der Schwarze Donnerstag [Black Thursday] in Amerika) im Oktober 1929 gilt als Auslöser der amerikanischen Wirtschaftsdepression der 1930er Jahre.

Es ist der Name eines historischen Ereignisses, deshalb wird nach § 60 (6) der Rechtschreibregelung das Adjektiv großgeschrieben (ebenso zum Beispiel: der Siebenjährige Krieg, die Französische Revolution, die Goldenen Zwanzigerjahre).

Es gibt also verschiedene Arten des schwarzen/Schwarzen Freitags. Wenn man wissen möchte, was genau gemeint ist, kann die Groß- und Kleinschreibung helfen. Da sich hier aber lange nicht alle an die Rechtschreibregelung halten (die hier nicht immer allzu einfach nachvollziehbar ist), empfiehlt es sich, vor allem auf den Zusammenhang zu achten. Dann erweist sich schnell, ob ein Unglückstag, ein Tag der Sonderangebote oder ein bestimmter historischer Börsencrash gemeint ist.

Mit freundlichen Grüße

Dr. Bopp

„Ferienhäuser, -wohnungen und Wohnmobile“: Ergänzungsstrich und Komma in Aufzählungen

Frage

Ich habe eine Frage zu Ergänzungsstrichen. Müssen in Aufzählungen wie dieser die ersten beiden Begriffe mit einem „und“ verbunden werden oder kann man so formulieren?

Wir vermieten Ferienhäuser, -wohnungen und Wohnmobile.

Oder muss es so heißen:

Wir vermieten Wohnmobile, Ferienhäuser und -wohnungen.

Antwort

Guten Tag Herr O.,

es ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, hier ohne und zu formulieren, aber es „holpert“ ein bisschen, und wenn man es ausspricht, ist nicht leicht verständlich, was genau gemeint ist. Es ist besser, Aufzählungen dieser Art ohne Weglassung zu formulieren oder alle Teile mit zum Beispiel und oder sowie zu verbinden:

besser nicht:
Wir vermieten Ferienhäuser, -wohnungen und Wohnmobile.
sondern:
Wir vermieten Ferienhäuser, Ferienwohnungen und Wohnmobile.

besser nicht:
Export-, Importfirmen und Produzenten sind vertreten.
sondern:
Export- und Importfirmen sowie Produzenten sind vertreten.
Exportfirmen, Importfirmen und Produzenten sind vertreten.

besser nicht:
ein-, mehrfarbig oder schwarzweiß
sondern:
ein- oder mehrfarbig oder schwarzweiß
einfarbig, mehrfarbig oder schwarzweiß

Nicht immer ist es also besser, so viel wie möglich abzukürzen. Wiederholung kann verdeutlichend sein.

In Aufzählungen wie den folgenden können aber dennoch problemlos Ergänzungsstrich und Komma kombiniert werden. Alle Elemente haben einen gemeinsamen Wortteil:

Wir vermieten Ferienhäuser, -wohnungen und -zimmer.
Export-, Import- und Produktionsfirmen sind verteten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Nichtvegansein oder Nicht-vegan-Sein, das ist hier die Frage

Frage

Könnten Sie mir bitte beim folgenden Beispiel weiterhelfen. Muss hier groß- oder kleingeschrieben werden:

Ist (das) Nicht-Vegansein nicht okay?

Antwort

die Schreibung das Nicht-Vegansein ist nicht zu empfehlen. Weshalb? – Beim Wort, um das es in Ihrer Frage geht, spielen zwei Rechtschreibregeln eine Rolle:

  • Verbindungen von nicht mit einem Adjektiv können getrennt oder zusammengeschrieben werden:

nicht öffentlich / nichtöffentlich
nicht europäisch / nichteuropäisch
nicht vegan / nichtvegan

Man kann also nicht vegan sein oder nichtvegan sein. Das hat auch Auswirkungen auf die Schreibung, wenn man diese Infinitivgruppe substantiviert.

  • Substantivierte Infinitivgruppen, die aus zwei Teilen bestehen, werden zusammengeschrieben. Bei substantivierten Infinitivgruppen, die aus mehr als zwei Teilen bestehen, setzt man in der Regel Bindestriche zwischen alle Teile der Infinitivgruppe (vgl. hier):

Tee trinken → das Teetrinken
Walzer tanzen → beim Walzertanzen
schnell fahren → das Schnellfahren

miteinander Tee trinken → das Miteinander-Tee-Trinken
Wiener Walzer tanzen → beim Wiener-Walzer-Tanzen
zu schnell Fahren → das Zu-schnell-Fahren

Das führt zu diesen möglichen Schreibungen der substantivierten Infinitivgruppe:

vegan sein → das Vegansein
nichtvegan sein → das Nichtvegansein
nicht vegan sein → das Nicht-vegan-Sein

Ihr Satz kann also auf zwei verschiedene Arten geschrieben werden:

Ist das Nichtvegansein nicht okay?
Ist das Nicht-vegan-Sein nicht okay?

Mehr dazu finden Sie in diesem Blogartikel älteren Datums.

Wer es noch komplizierter mag, lässt den Artikel weg. Dann gibt es nämlich noch zwei weitere mögliche Schreibweisen:

Ist Nichtvegansein nicht okay?
Ist Nicht-vegan-Sein nicht okay?

Ist nichtvegan sein nicht okay?
Ist nicht vegan sein nicht okay?

Wer nun vor lauter nicht und Bindestrichen nicht mehr klarsieht, formuliert am besten um:

Ist es nicht okay, nicht vegan zu sein?
Ist es nicht okay, nichtvegan zu sein?

Nichtvegansein oder Nicht-vegan-Sein, das ist hier die Frage. Es geht hier nämlich nur um die Rechtschreibung. Die Frage nach dem eigentlichen Vegansein oder Nichtvegansein/Nicht-vegan-Sein möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wo steht das Fragezeichen?

Frage

Ich habe wieder einmal eine Frage. Ein Beispiel, worum es mir geht:

Kennst du Die Firma: https://www.beispiel.de

„Die Firma“ ist hier jetzt nur ein Platzhalter für irgendeinen Begriff bzw. Namen. Der Link zeigt dann eine Seite dazu an. Ich habe mich gefragt, wo ich hier das Fragezeichen setze: ganz an den Schluss oder vor den Doppelpunkt?

Kennst du Die Firma: https://www.beispiel.de?
Kennst du Die Firma?: https://www.beispiel.de.

Ist vielleicht sogar beides falsch und man sollte es in zwei Sätze aufteilen […]?

Antwort

Guten Tag L.,

das Fragezeichen steht hier am Schluss des Gesamtsatzes, also nicht vor dem Doppelpunkt, sondern nach der erläuternden Ergänzung:

Kennst du Die Firma: https://www.beispiel.de?

Das gilt auch für Klammern und Ergänzungen anderer Art:

Kennst du Die Firma (https://www.beispiel.de)?
Kennst du Die Firma mit der Adresse https://www.beispiel.de?
Kennst du Die Firma, d. h. https://www.beispiel.de?

Wenn Sie die Ergänzung nicht in die Frage „einbauen“ wollen, können Sie sie auch nach dem Fragezeichen als eigenständige Einheit angeben:

Kennst du Die Firma? Mehr Informationen unter https://www.beispiel.de.
Kennst du Die Firma? Du findest sie unter https://www.beispiel.de.

So einfach ist es. Oder doch nicht? Das Fragezeichen steht immer am Schluss einer Frage, aber nicht immer ganz am Schluss eines Ganzsatzes.

Bei eingeklammerten oder zwischen Gedankenstrichen gesetzten Fragen steht das Fragezeichen vor der abschließenden Klammer oder dem abschließenden Gedankenstrich, auch wenn der Gesamtsatz noch weitergeht:

Er hat mehrere (wie viele?) T-Shirts gekauft.
Er hat mehrere T-Shirts gekauft (teure?).
Sie haben sich (noch?) nicht für den Kurs angemeldet.
Er behauptet – wer glaubt das schon? –, dass er nicht dabei gewesen sei.

Bei zitierten Fragen steht das Fragezeichen am Ende der Frage vor dem abschließenden Anführungszeichen, ganz gleich, was danach noch folgt:

„Wo wohnst du?“, wollte sie wissen.
Auf die Frage „Wo wohnst du?“ gab sie keine Antwort.
Hat sie wirklich gefragt: „Wer bin ich?“?

Zum Glück setzt man das Fragezeichen meistens spontan richtig, aber in einem Fall wie dem letzten muss auch ich mich konzentrieren und mich schließlich fragen: „Stimmt das wirklich so?“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ist Baden verboten oder ist baden verboten?

Frage

Auf einem Schild steht:

Lebensgefahr!
Durchfahrt und baden verboten

Ist das richtig geschrieben?

Antwort

Guten Tag Herr I.,

auf Schildern dieser Art wird Baden häufiger großgeschrieben:

Durchfahrt und Baden verboten

Es werden dann zwei Substantive durch und miteinander verbunden:

Die Durchfahrt und das Baden sind verboten
→ Durchfahrt und Baden verboten

Die Kleinschreibung ist aber nicht falsch, da baden auch als Verbform verstanden werden kann:

Die Durchfahrt ist verboten und hier zu baden ist verboten
→ Durchfahrt und baden verboten

Den Unterschied, dass heißt, dass Groß- und Kleinschreibung möglich sind, kann man auch mit Hilfe von Ergänzungen zeigen, die a) nur bei Substantiven oder b) nur bei Verben stehen können:

a) Durchfahrt und nächtliches Baden verboten
b) Durchfahrt und nachts baden verboten

a) Durchfahrt und Nacktbaden verboten [Nácktbaden]
b) Durchfahrt und nackt baden verboten [nackt báden]

a) Widerrechtliches Angeln ist verboten.
b) Widerrechtlich angeln ist verboten

a) Betreten des Geländes verboten
b) Gelände betreten verboten

Ein allein stehender Infinitiv wird in diesem Zusammenhang häufig großgeschrieben, die Kleinschreibung ist aber, wie gesagt, nicht falsch. Und ob nun baden verboten oder Baden verboten ist: Wenn es lebensgefährlich ist, kann man es sowieso besser nicht tun.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Nass-in-nass-Technik oder Nass-in-Nass-Technik?

Frage

Wieder mal eine Frage zur Groß-/Kleinschreibung: Die Anstriche werden nass in nass aufgebracht. 
Ich denke, dass nass beide Male richtig geschrieben ist, also klein. Stimmen Sie mir zu?

Antwort

Guten Tag Herr A.,

auch ich würde hier kleinschreiben:

Die Anstriche werden nass in nass aufgebracht

Dies in Analogie zu den Beispielen schwarz auf weiß, grau in grau u. a. m. in § 58(3.1) der amtlichen Rechtschreibregelung. Diese Regel sagt, dass „bestimmte feste Verbindungen aus Präposition und nichtdekliniertem Adjektiv ohne vorangehenden Artikel“ kleingeschrieben werden.

Formal entspricht nass in nass dieser Definition. Dass es sich auch um eine feste Verbindung handelt, zeigt sich für mich nur schon hierdurch: Ich musste den mir vorher unbekannten Begriff zuerst nachschlagen, um sicher zu sein, dass ich ihn auch wirklich richtig verstehe: eine neue Farbschicht anbringen, bevor die vorherige ganz trocken ist. Ich halte es deshalb für richtig, die Wendung nass in nass kleinzuschreiben.

Mit Ölfarbe kann auch nass in nass gearbeitet werden.
Die mehrfarbigen Ausdrucke werden nass in nass gedruckt.

Hier gerate ich allerdings indirekt in Widerspruch mit einer Angabe im Duden Rechtschreibwörterbuch. Dort gibt es den Eintrag Nass-in-Nass-Druck mit dem Hinweis auf die Regel, dass Zusammensetzungen mit Aneinanderreihungen mit Bindestrichen geschrieben werden. Damit bin ich einverstanden, aber nicht mit der Großschreibung des zweiten Nass.

Wenn man schreibt, dass nass in nass gedruckt wird, muss es auch Nass-in-nass-Druck sein. Nicht-Substantive werden in Zusammensetzungen mit Bindestrich nur am Wortanfang großgeschrieben, sonst klein. So findet man im Online-Duden auch den Eintrag Grau-in-grau-Malerei, also Malerei die grau in grau ausgeführt wird. Oder umgekehrt: Wenn man Nass-in-Nass-Druck schreibt, müsste es auch groß Nass in Nass drucken sein. Letzteres widerspricht aber, wie oben gesagt, der Kleinschreibung nass in nass, die § 58(3.1) verlangt.

Bezichtige ich hiermit den Duden eines Fehlers? So weit würde ich nicht gehen. Die Schreibungen Nass-in-Nass-Technik, Nass-in-Nass-Malerei oder Nass-in-Nass-Druck kommen sehr, sehr häufig in der Fachsprache vor; so häufig, dass man sie als dort gebräuchlich und richtig anschauen muss.

Ich komme deshalb zum kompromissvollen Schluss, dass man zwar nur nass in nass arbeiten schreiben sollte, dass aber neben der „eigentlich“ richtigen Schreibung Nass-in-nass-Technik auch das fachsprachlich übliche Nass-in-Nass-Technik als korrekt angesehen werden kann.

Anhand von nass in nass kann man schwarz auf weiß sehen, dass es auch in der Rechtschreibung nicht immer ganz klar ist, sondern auch einmal eher grau in grau sein kann.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Bopp

Hier setz ich keinen Apostroph

Frage

Wenn Sie folgenden Satz zur Korrektur vor sich liegen hätten

Ich freu’ mich, dass ich Ihnen Fragen zu sprachlichen Zweifelsfällen stellen darf.

würden Sie auf den Apostroph verzichten oder ihn wie oben setzen? Was ist nach heutigem Standard die korrekte Zeichensetzung, was Verbformen in der 1. Person Singular des Präsens Indikativ betrifft: Apostroph setzen oder nicht setzen? Oder ist beides (noch) gleichermaßen möglich und man überlässt die Apostrophsetzung schließlich den Schreibenden?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

bei allgemein üblichen Weglassungen von Flexionsendungen setzt man keinen Apostroph (siehe hier und hier). Üblich und auch ohne Apostroph problemlos verständlich ist das Weglassen der Endung in der 1. Person Singular Präsens Indikativ und im Imperativ Singular:

Ich freu mich, dass ich …
Ich hab mich sehr gewundert.
Mit meinem Bruder telefonier ich selten.

Red nicht so viel!
Spiel kein falsches Spiel!
Mach, was du willst!

Auch Konjunktiv-II-Formen kommen in alltäglichen bis umgangssprachlichen Texten häufiger ohne die Endung e daher:

Ich wär da vorsichtig.
Ich hätt das nie gedacht.
So müsst es eigentlich funktionieren.

Der Apostroph ist nur bei missverständlichen oder ungebräuchlichen Formen notwendig. Solchen Formen begegnet man fast nur in älteren und poetischen Texten:

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll.
Edeles Weib, ändr’ alles, was in dem Zorn du sprachst

Ansonsten geht es, wie gesagt, problemlos und gut verständlich ohne Apostroph, wenn ein e am Wortende weggelassen wird. Dies gilt übrigens auch für Wörter aus anderen Wortklassen:

Sei mir nicht bös.
öd und leer
Freud und Leid
auf Treu und Glauben
mit Müh und Not
Heut tu ich nichts mehr.

Mehr hab ich heut nicht dazu zu sagen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp