Seit, seid und das Korrekturprogramm

Frage

Weshalb zeigt die weder Rechtschreibeprüfung von MS noch noch der Duden Korrektor Plus einen Fehler an?

Ihr seit angekommen.
Ihr seid angekommen.

Antwort

Sehr geehrter Herr F.,

dass die Rechtschreibkorrekturprogramme den seid/seit-Fehler nicht erkennen, hat damit zu tun, dass solche Programme nicht verstehen, was sie korrigieren. Um den Unterschied zwischen seid und seit zu erkennen, muss man nämlich den Satzzusammenhang verstehen. Schließlich gibt es beide Wörter in vielen verschiedenen Satzstellungen:

Ihr seid seit gestern hier.
Seit wann seid ihr hier?
Seit ihr hier seid, geht alles gut
Seid ihr hier seit dem Anfang der Vorstellung?
Habt ihr seit der Zeit noch etwas von ihm gehört?
Denn ihr seid der Zeit weit voraus.

Die Rechtschreibprogramme nehmen aber fast keine Analyse der Wortstellung und schon gar keine Analyse der Satzbedeutung vor. Deshalb können sie nicht entscheiden, ob in Ihrem Beispielsatz seid oder seit stehen muss.

Aus diesem Grund darf man (wie ich auch schon früher einmal erwähnte) den Korrekturprogrammen nicht blind vertrauen. Nicht alles, was sie korrigieren, ist tatsächlich falsch. Erst recht gilt umgekehrt, dass nicht alles, was sie unkorrigiert stehen lassen, auch richtig geschrieben ist! Trotz guter Kontrollprogramme muss – und darf! – man auch selber noch ein wenig nachdenken.

Wann man seit und wann man seid schreiben muss, sehen Sie übrigens hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Liebe Freundinnen und Freunde

Frage

Kann man anstatt Liebe Freundinnen und Freunde kürzer Liebe FreundInnen (mit großem I) schreiben? Die gleiche Frage stellt sich auch für RätInnen, GenossInnen usw.

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

nach der amtlichen Rechtschreibung ist diese Verwendung eines Großbuchstabens im Wortinnern nicht vorgesehen. Es gibt aber verschiedene Alternativen, wie man Frauen und Männer in einem Ausdruck erwähnen kann. Am besten finde ich, wenn möglich nicht abzukürzen:

Liebe Kolleginnen und Kollegen
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesucht
die Rätinnen und Räte
Freundinnen und Freunde

Wenn Sie zum Beispiel aus Platzgründen abkürzen müssen oder wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Schrägstrich

    Liebe Kolleginnen/Kollegen
    Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen gesucht
    die Rätinnen/Räte
    Freundinnen/Freunde

  • Schrägstrich und Ergänzungsstrich

    Mitarbeiter/-innen gesucht
    250 Schüler/-innen

    Diese Schreibweise sollte nur dann verwendet werden, wenn das erste Wort keine Endung hat. Also besser nicht:

    Kollegen/-innen
    Räte/-innen
    Freunde/-innen

  • Klammern

    Liebe Kolleg(inn)en
    Mitarbeiter(innen) gesucht

    Diese Schreibweise verwenden Sie der Lesbarkeit zuliebe besser nicht, wenn die Wörter unterschiedliche Endungen haben. Also besser nicht:

    Rät(inn)e(n)
    Freund(inn)e(n)

  • Großes I im Wortinnern
    Diese Variante ist, wie bereits gesagt, offiziell nicht anerkannt. Sie sollte vor allem dann nicht verwendet werden, wenn die Wörter wie z.B. Freund-e und Freundinn-en unterschiedliche Endungen haben.

    Liebe KollegInnen
    MitarbeiterInnen gesucht

Bei Freundinnen und Freunde gibt es also nur eine gute Möglichkeit, abzukürzen:

   Liebe Freundinnen/Freunde

Eine Anrede wie Liebe Freundinnen und Freunde würde ich persönlich aber immer ausschreiben. Das sieht irgendwie viel höflicher, netter oder respektvoller aus. Und wenn man sieht, wie kompliziert das Abkürzen sein kann, ist Ausschreiben ohnehin zu empfehlen …

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

zum einen – zum anderen

Frage

Schreibt man die Wendung zum einen – zum anderen jeweils klein oder gilt nach der neuen Rechtschreibung zum Einen – zum Anderen?

Antwort

Sehr geehrte Frau K.,

die Pronomen eine und andere werden im Prinzip immer kleingeschrieben. Nach der Reform darf man sie aber neu auch großschreiben, wenn damit unterstrichen werden soll, dass es sich um Substantive handelt.

Der Ausdruck, um den es hier geht, bedeutet etwas Ähnliches wie einerseit – andererseits. Ich empfehle deshalb, einen und anderen kleinzuschreiben:

Damit soll zum einen die Wettbewerbsfähigkeit erhöht, zum anderen die Entwicklung neuer Technologien gefördert werden.

Die Möglichkeit der Großschreibung ist eher für Fälle wie den folgenden vorgesehen:

Er erzählt niemanden die gleiche Geschichte. Zum Einen sagt er dies, zum Anderen wieder das.

Aber auch hier ist die Kleinschreibung korrekt:

Er erzählt niemanden die gleiche Geschichte. Zum einen sagt er dies, zum anderen wieder das.

Nur in der Wendung sein Ein und Alles muss immer großgeschrieben werden. Sehen Sie hierzu auch die Angaben zur Rechtschreibung von andere und eine.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der heißersehnte/heiß ersehnte Urlaub

Frage

Der heiß ersehnte Urlaub! Wird heiß ersehnt zusammen- oder getrennt geschrieben?

Antwort

Sehr geehrte Frau B.,

beides ist möglich und korrekt. Es handelt sich hier um eine Verbindung mit einem Partizip an zweiter Stelle (ersehnt). Man schreibt eine solche Verbindung getrennt, wenn die darunterliegende Verbverbindung (hier: etwas heiß ersehnen) getrennt geschrieben wird. Man darf aber auch zusammenschreiben:

der heiß ersehnte Urlaub oder
der heißersehnte Urlaub

Die Regel und weitere Beispiele finden Sie auf dieser Rechtschreibseite.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Hinweis in eigener Sache

Diese Frage habe ich nicht ganz zufällig gewählt. Ab morgen, dem 24. Oktober, bin ich nämlich für zwei Wochen im Urlaub, und zwar so weit weg, dass ich mich leider nicht um Ihre sprachlichen Fragen werde kümmern können. Ab dem 8. November bin ich dann wieder für Sie da.

Der Apostroph in Beck’s

Frage

Könnten Sie mir bitte sagen ob der Apostroph in „Becks“ (das Bier) richtig verwendet ist?

Antwort

Sehr geehrter Herr H.,

nach der alten Rechtschreibung war Becks mit Apostroph als Genitivform im Prinzip falsch. ABER: Die Rechtschreibregeln galten und gelten nicht für Eigennamen. Es steht einem im Prinzip also frei, wie man seine Firma oder sein Produkt nennen und schreiben will. Becks ist in diesem Sinne kein „gewöhnliches“ Wort, sondern ein Produktname. Dass die Firma sich für eine Schreibung mit Apostroph entschied, könnte damit zu tun haben, dass die Bremer Brauerei ursprünglich (fast) nur für den Export produzierte und auch heute noch ein großer Teil der Produktion in die nicht deutschsprachige Welt geht. Die Firma kennt übrigens die richtige Schreibung, wie dieses Zitat aus ihrer Webseite zur Geschichte der Brauerei zeigt:

Seit einer Umstrukturierung im Jahre 1875 unter dem Namen „Beck & Co“ firmierend, blieb die Brauerei auch nach dem Tode Heinrich Becks (1881) und Lüder Rutenbergs (1890) auf Erfolgskurs.

Nach der neuen Rechtschreibung darf der Apostroph vor der Genitivendung s bei Eigennamen zur Verdeutlichung verwendet werden. Gedacht ist dies vor allem zur Vermeidung von Verwechslungen der folgenden Art:

Andreas – Andreas
Carlos – Carlos

Sehen Sie hierzu diese Regel oder ganz amtlich § 57 E. Somit entspricht der Produktname Becks (halbwegs) der neuen Rechtschreibung.

Auch heute gilt, dass Eigennamen, Firmennamen, Namen von Produkten u. Ä. von den Rechtschreibregeln ausgenommen sind. Selbst wenn es diese neue Ausnahmeregel nicht gäbe, könnte man also einer international operierenden Brauerei nicht verbieten, den Namen ihrer Produkte nach ihrem eigenen Gutdünken zu schreiben. Die Bremer Bierbrauer sind auch nicht die einzigen „Rechtschreibpiraten“. Auch mehr oder weniger häufig vorkommende Schreibungen wie DIE ZEIT statt Die Zeit, ver.di statt Verdi und Meissner Porzellan statt Meißner Porzellan, sind (z.T. geschützte) Namen, die nicht den amtlichen Rechtschreibregeln entsprechen.

Ich hoffe, dass mir die Liebhaber und Produzenten anderer Biermarken diesen Beitrag verzeihen mögen. Es geht nur um die Schreibung, nicht um den Geschmack! Den zu beurteilen überlasse ich anderen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Frechdachse, Probleme und auseinandersetzen

Frage

Wir schreiben und lesen viele Texte. Eine Frage taucht dabei in letzter Zeit öfters auf: Wie schreibt man auseinandersetzen? Oder auseinanderzusetzen? Eher zusammen oder getrennt? In deutschen Medien sieht man öfters die getrennte Schreibweise. Was ist hauptsächlich für die Schweiz und Deutschland gebräuchlich?

Antwort

Sehr geehrter Herr W.,

das Verb auseinandersetzen schreibt man zusammen. Dies gilt auch für die mit zu erweiterte Form auseinanderzusetzen. Regionale Unterschiede gibt es dabei nicht: Im gesamten deutschen Sprachraum und auch im Rest der Welt, sofern man Deutsch als Mutter- oder Fremdsprache verwendet, schreibt man dieses Verb zusammen. Die Zusammenschreibung gilt sogar für alle Bedeutungen. So kann man sowohl störende Schüler auseinandersetzen als auch sich mit einem Problem auseinandersetzen. Alle Wortformen von auseinandersetzen finden sie hier und mehr Informationen zur Rechtschreibung hier.

Weshalb finden Sie dann häufiger getrennt geschriebene Formen, obwohl sie nach der aktuellen Rechtschreibregelung falsch sind? Das liegt vielleicht unter anderem daran, dass Wörter wie auseinandersetzen eine ziemlich komplizierte Rechtschreibgeschichte hinter sich haben. Vor der Rechtschreibreform von 1996, also nach der alten Rechtschreibung, gab es zwei unterschiedliche Schreibungen:

Alte Schreibung:
auseinander setzen = voneinander getrennt setzen
sich auseinandersetzen mit = sich beschäftigen mit

Man musste also freche Schülerinnen auseinander setzen und sich dann mit der Frage auseinandersetzen, ob sie bestraft werden sollten.

Dann kam die Reform und alle Kombinationen von einem Verb mit einem Adverb auf -einander mussten getrennt geschrieben werden:

1996-2006
auseinander setzen = voneinander getrennt setzen
sich auseinander setzen mit = sich beschäftigen mit

Ein paar Jahre lang musste man also nicht nur freche Schüler auseinander setzen sondern sich dann auch mit der obengenannten Frage auseinander setzen.

Schließlich entschied die Reform der Reform, dass dann zusammengeschrieben werden muss, wenn die Hauptbetonung auf dem ersten Teil (hier auseinander) einer solchen Verbverbindung liegt.

Seit 2006
auseinandersetzen = voneinander getrennt setzen
sich auseinandersetzen mit = sich beschäftigen mit

Deshalb muss man heutzutage sowohl die Frechdachse auseinandersetzen als auch sich mit der Bestrafungsfrage auseinandersetzen.

Je mehr man sich mit dieser Frage auseinandersetzt, desto verwirrender wird es. Deshalb hier noch die ganz kurze Antwort: auseinandersetzen schreibt man nach der amtlichen Regelung zusammen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Viel Kommas um wenig Text

Frage

Ich bin grade bei einer schriftlichen Ausarbeitung über meinen eigenen Satz gestolpert, der etwa Was mich fasziniert, ist, dass … lautet. Ist die Kommasetzung hier tatsächlich richtig und wenn ja, wie kommt so etwas zustande?

Antwort

Sehr geehrter Her H.,

ja, Sie müssen tatsächlich so viele Kommas setzen. Nebensätze werden bekanntlich durch Kommas abgetrennt. Wenn man Ihren Satz, der fast nur aus Nebensätzen besteht, umformuliert, sehen Sie, wie die einzelnen Kommas zu erklären sind:

Komma vor ist:

Was mich fasziniert, ist die Kommasetzung.

Komma nach ist:

Faszinierend ist, dass man die Kommas so setzen muss.

Wenn sie diese beiden Sätze ineinanderschieben, erhalten sie:

Was mich fasziniert, ist, dass man die Kommas so setzen muss.

Das sieht tatsächlich so aus, als ob es etwas viel des Guten wäre, aber die wohlwollende Leserschaft liest meistens darüber hinweg, ohne dass ihr etwas auffällt. Wenn Sie diese Kommahäufung trotzdem stört, sind andere, stilistisch oft noch etwas bessere Formulierungen möglich. Zum Beispiel:

Besonders faszinierend finde ich, dass …
Mich fasziniert vor allem, dass…

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die goldene Hochzeit

Am heutigen 20. September 2008 habe ich etwas ganz Besonderes, wenn auch wieder einmal eher Persönliches zu melden: Ich gratuliere meinen Eltern ganz herzlich zur goldenen Hochzeit! Schon fünfzig Jahre ist die Hochzeit her und immer noch sind sie ein Ehepaar. Das ist doch bestimmt erwähnenswert!

Damit auch die Sprach- und Rechtschreibfanaten unter Ihnen etwas davon haben: Warum man die goldene und nicht die Goldene Hochzeit schreibt, sehen Sie hier und hier.

Wenn Banken Bankrott … oder bankrott …?

Heute wieder einmal etwas Aktuelles: die Bankenkrise. Keine Angst, ich werde sie weder genauestens analysieren, noch haarfein darlegen, wer die Schuld daran trägt und wie sie hätte vermieden werden können. Auch Prognosen über Dauer, Ausmaß und mögliche weitere „Opfer“ dürfen Sie von mir nicht erwarten. Das überlasse ich Finanzexperten und anderen Wahrsagern. Nein, da ich Sprachler bin (und über keine nennenswerten risikovollen Finanzanlagen verfüge), ist mir beim Lesen der Zeitung heute Morgen das folgende Wort aufgefallen: Bankrott.

Warum Bankrott? – Weil es auch bankrott gibt und ich mich an seine Entstehungsgeschichte erinnerte. Doch der Reihe nach: Neben dem großgeschriebenen Substantiv Bankrott gibt es auch das kleinzuschreibende Adjektiv bankrott. Das führt vorerst zu keinen größeren Schwierigkeiten:

Die Bank steht vor dem Bankrott.
Sie mussten den Bankrott anmelden.
Er wird des betrügerischen Bankrotts beschuldigt.

Die Bank ist bankrott.
Diese Politik wird das Geschäftsleben noch bankrott machen.
Der bankrotte Giftmüllbetrieb gefährdet das Grundwasser.

Nun gibt es aber auch feste Wendungen, bei denen man tief nachdenken muss, ob man nun ein großes B oder ein kleine b schreiben muss. Bankrott gilt in den folgenden Wendungen als Substantiv:

Bankrott machen
Bankrott anmelden
seinen Bankrott erklären.

Und in diesen Wendungen ist es ein Adjektiv:

bankrott sein
sich bankrott erklären
sich für bankrott erklären

Das ist aber noch nicht alles: In Verbindung mit gehen muss bankrott klein- und wo nötig mit dem Verb zusammengeschrieben werden:

bankrottgehen
Die Bank ging bankrott.
Sie spekulierten so lange, bis sie bankrottgingen.
Das Geschäft ist bankrottgegangen.
Der Konzern drohte bankrottzugehen.

Wenn Sie einen Artikel über Zahlungsunfähigkeit schreiben wollen, wissen Sie nun, wann Sie Bankrott und wann bankrott schreiben müssen. Und wenn Sie bei dieser Variantenfülle wie ich nach spätestens einer Viertelstunde den Bankrott Ihres Erinnerungsvermögens anmelden müssen, dann gibt es zum Glück noch Canoonet. Sehen Sie hier.

Viel wichtiger als die Groß- und Kleinschreibung ist natürlich, dass in nächster Zeit nicht allzu viele Banken bankrott machen, bankrottgehen oder Bankrott anmelden müssen.

Nun noch kurz zur Herkunft des Wortes: Wie das Wort Bank für das Finanzinstitut kommt auch Bankrott aus dem Italienischen: banco rotto = gebrochene Bank. Die Bank war früher vor allem in Italien ein Tisch auf dem Markt, auf dem die ersten Bankiers ihr Geld ausliehen, ihre Wechsel schrieben usw. Wenn ein solcher Banker nun zahlungsunfähig war, wurde sein Tisch gebrochen (ob buchstäblich oder in irgendeinem übertragenen Sinne, das konnte ich leider nicht herausfinden), um anzugeben, dass er nicht mehr in der Lage war, seine Geschäfte zu führen.

Ich wiederhole es in entsprechend historisierenden Worten: Es ist zu hoffen, dass in näherer Zukunft nicht allzu viele Bänke gebrochen werden.

Der angekommene Urlaub und die beschwipste Konsulin

Es gibt seit kurzem die Möglichkeit, Fragen auch mit Hilfe eines Kontaktformulars zu stellen. Diese Fragen kann ich aber nur dann beantworten, wenn Sie Ihre korrekte E-Mail-Adresse angeben. Alle Fragesteller und Fragestellerinnen erhalten nämlich immer eine persönlich an sie gerichtete Antwort. Canoonet verspricht Ihnen, dass wir Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse weder veröffentlichen noch an Dritte weitergeben. Wie belästigen Sie noch nicht einmal mit Post von uns.

Diese Einleitung richtet sich auch an Frau H., deren Frage ich wegen einer wahrscheinlich falsch eingegebenen E-Mail-Adresse nicht beantworten konnte. Hier dann also ausnahmsweise eine „unpersönliche“ Antwort direkt im Blog:

Frage:

Wie ist die Kommasetzung bei diesem Satz:

In Kuba angekommen, beginnt sein Urlaub.

Oder:

In Kuba angekommen beginnt sein Urlaub.

Antwort

Guten Tag Frau H.,

der Satz kann sowohl mit als auch ohne Komma geschrieben werden. In Kuba angekommen ist eine Partizipgruppe (Partizipialkonstruktion), die zur Verdeutlichung oder zur Hervorhebung durch ein Komma abgetrennt werden kann.

Es gibt aber ein anderes Problem: Partizipialkonstruktionen haben kein Subjekt. Normalerweise ist das Subjekt des Partizips dasselbe wie das Subjekt des Hauptsatzes. Das bedeutet – wenn man streng sein will –, dass in Ihrem Beispiel nicht er, sondern sein Urlaub in Kuba angekommen ist. Das Subjekt des Hauptsatzes ist nämlich sein Urlaub (Wer oder was begann?).

Am besten formulieren Sie deshalb den Satz wie folgt um:

In Kuba angekommen beginnt er seinen Urlaub.

Oder mit Komma:

In Kuba angekommen, beginnt er seinen Urlaub.

In dieser Weise ist das Subjekt zu angekommen identisch mit dem Subjekt des Hauptsatzes, nämlich er.

Ein vielleicht noch aussagekräftigereres Beispiel ist das folgende:

Mit Wein gefüllt[,] überreichte die Konsulin ihrem Gatten das Glas.

Hier wird nicht, wie es wahrscheinlich beabsichtigt ist, ausgedrückt, dass das Glas mit Wein gefüllt war. Wegen der oben beschriebenen Subjektigleichheit unterstellt dieser Satz vielmehr, dass die Konsulin schon ziemlich beschwipst gewesen sein muss.

Hier noch die Angaben zu den entsprechenden Regeln:
Rechtschreibung
Grammatik

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp