Wie man „hundert mal zweihundert Zentimeter“ am besten verkürzt

Frage

Immer mal wieder stolpere ich über die Frage, wie man eine Fläche oder ein Flächenformat im Lauftext am Schönsten darstellt. Gibt es dazu eine Best Practise? Der mir vorliegende Text lautet:

Die Lösung ist eine 100×120 cm große Plattform.

Ich frage mich: Ist das „x“ schöner als ein ausgeschriebenes „mal“? Oder gibt es noch eine andere Lösung? Mich würde Ihre Empfehlung sehr interessieren.

Antwort

Guten Tag Herr K.,

üblich ist hier vor allem die Schreibweise mit x oder „professioneller“ mit × (= Malzeichen oder Malkreuz). Zwischen den Zahlen und dem x oder × steht üblicherweise ein Abstand:

Die Lösung ist eine 100 x 200 cm große Plattform.
Die Lösung ist eine 100 × 200 cm große Plattform.

Wenn möglich sollten die Abstände vor und nach dem x oder × sowie vor cm geschützt sein (non-breaking space).

Ich würde Ihnen empfehlen, in dieser Weise vorzugehen. Verbindliche Regeln gibt es in diesem Bereich aber nicht.

Es ist also nicht falsch, das Ganze etwas buchstabenreicher aufzuschreiben:

eine 100 mal 200 Zentimeter große Plattform
eine hundert mal zweihundert Zentimeter große Plattform

Da Flächenangaben dieser Art aber meist in eher technischen Texten vorkommen, ist die weiter oben genannte Schreibweise mit Ziffern, x oder × und der Abkürzung cm die üblichste.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Zahlen unter und über zwölf: zehn bis 15 Prozent?

Frage

Zahlen bis zwölf soll man ausschreiben, heißt es. Doch wie verhält man sich in folgender Situation?

Windturbinen könnten hier 10 bis 15 Prozent des Strombedarfs decken.

Schreibt man 10 aus, erhält man eine optisch unbefriedigende Lösung. Darf man hier 10 unausgeschrieben lassen oder schreibt man stattdessen „fünfzehn“? Was ist Ihre Empfehlung?

Antwort

Guten Tag Herr K.,

auch ich bin irgendwann einmal während meiner Schulzeit der Regel begegnet, dass man Zahlen bis zwölf ausschreiben und bei höheren Zahlen Ziffern verwenden soll. Diese „Regel“ ist nur eine Empfehlung, von der man nicht nur jederzeit abweichen darf, sondern sehr häufig auch abweichen sollte. Wichtig ist nicht so sehr die Größe der Zahl, als vielmehr die Art des Textes, in dem man sie verwendet: In technischen Texten stehen eher Ziffern, in literarischen Texten stehen auch hohe Zahlen in Worten, und in Texten dazwischen verwendet man (je nach Kontext) das, was besser passt. Das steht auch in einem nicht mehr ganz taufrischen Blogartikel (siehe hier).

Bei der Verbindung von Zahlenangaben mit bis, und, oder usw. empfiehlt es sich immer, nicht zu mischen, sondern alle Zahlen entweder mit Ziffern oder in Worten auszudrücken:

Windturbinen könnten hier 10 bis 15 Prozent des Strombedarfs decken.
Windturbinen könnten hier zehn bis fünfzehn Prozent des Strombedarfs decken.

Der Vorgang dauert zwischen 2,5 und 3 Stunden.
Der Vorgang dauert zwischen zweieinhalb und drei Stunden.

Es fielen 100 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter.
Es fielen hundert bis hundertfünfzig Liter Regen pro Quadratmeter.

auf 1000 oder 1200 Metern Höhe
auf tausend oder tausendzweihundert Metern Höhe
auf tausend oder zwölfhundert Metern Höhe

Ob Sie Ziffern oder Buchstaben wählen, hängt von der Art des Textes und/oder vom weiteren Zusammenhang ab, in dem die Zahlenangabe steht. Die Wahl bleibt aber letztlich Ihnen überlassen. Richtig ist jeweils beides.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das bis-Zeichen und seine Länge

Frage

Ich habe eine Frage zur Rechtschreibung bezüglich Bindestrich und Gedankenstrich. Auf Ihrer Seite finde ich in den Verweisen auf die amtliche Regelungen keinen Hinweis darauf, welchen Strich ich schreiben sollte, wenn ich „bis“ ausdrücken möchte, also z. B. in einer Literaturangabe „S. 10-20 oder S. 10–20“ […].

Antwort

Sehr geehrter Herr L.,

auf unseren Seiten finden Sie tatsächlich keine ausdrücklichen Angaben zum Aussehen der verschiedenen horizontalen Striche. Unsere Seiten behandeln wie die amtlichen Rechtschreibregeln „nur“ die Rechtschreibung. Die Bestimmungen über zum Beispiel die Länge des Gedankenstrichs und des bis-Zeichens gehören aber nicht zur Rechtschreibung, sondern in den Bereich der Typografie und Textverarbeitung.

Nach den allgemein gebräuchlichen typographischen Regeln verwendet man den Halbgeviertstrich (auch Langstrich genannt) für das bis-Zeichen und den Gedankenstrich. Das ist – in „Laiensprache“ ausgedrückt – ein Strich, der doppelt so lang ist wie der gewöhnliche Bindestrich. Wenn Sie ihn gebrauchen wollen oder müssen, hängt es von Ihrem Tippgerät und dessen Tastaturbelegung ab, wie sie ihn erzeugen können. Vor und nach dem bis-Zeichen steht gemäß zum Beispiel Duden kein Leerzeichen:

24.–25. Oktober
die Buchstaben A–F
S. 10–20

Ganz so eindeutig ist die Lage aber nicht: Nach DIN 5008 (Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung, herausgegeben vom Deutschen Institut für Normung) wird für das bis-Zeichen ein Gedankenstrich mit Leerzeichen verwendet:

24. – 25. Oktober
die Buchstaben A – F
S. 10 – 20

Nach der allgemeinen Schreibkonvention steht übrigens kein Strich, sondern immer „bis“, wenn auch „von“ steht:

vom 24. bis 25. Oktober
die Buchstaben von A bis F
von Seite 10 bis Seite 20

Dann noch zur Strichlänge: Wenn Sie nicht von Berufs wegen oder aus anderen Gründen mit typografischen Anforderungen zu tun haben, steht es Ihnen frei, wie Sie den bis-Strich genau verwenden wollen. „Normalverbraucher“ und „Normalverbraucherinnen“ können von den (anders als viele meinen) nicht allgemein verbindlichen typografischen Regeln resp. der DIN 5008 abweichen. Dies gilt auch, wenn der Halbgeviertstrich nicht zur Verfügung steht oder man (noch) nicht weiß, wie man ihn der Tastatur entlocken kann. Die folgenden Schreibungen sind also nicht grundsätzlich falsch:

25.-25. Oktober / 24. ‑ 25. Oktober
die Buchstaben A-F / die Buchstaben A ‑ F
S. 10-20 / S. 10 ‑ 20

Zu empfehlen ist aber doch, wenn möglich den allgemein üblicheren längeren Gedankenstrich zu wählen – dies nur schon, um eventuellen Bemerkungen kritischer Zeitgenossen vorzubeugen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Verbinden und trennen zugleich: wenn der Bindestrich auch Trennstrich ist

Selbst in der Rechtschreibwelt ist es keine weltbewegende Frage, weil man es erstaunlicherweise meist kaum oder gar nicht bemerkt. Frau A. hat sich die Frage dennoch gestellt:

Frage

Ich habe Frage zur Trennung einer Zusammensetzung mit Bindestrich, in der der zweite Teil kleingeschrieben wird wie zum Beispiel in „deutsch-polnische Grenze“. Wenn „deutsch“ am Zeilenende steht und als letztes Zeichen in der Zeile der Bindestrich erscheint, riskiert man dann nicht, dass er wie ein Trennstrich betrachtet wird und das Ganze als “deutschpolnische” ohne Bindestrich verstanden werden kann?

Antwort

Guten Tag Frau A.,

das Risiko besteht tatsächlich, aber das ist nicht weiter schlimm. Wenn ein Wort wie „deutsch-polnische“ am Zeilenende getrennt wird, gibt es keine Möglichkeit, anzugeben, dass es nicht als „deutschpolnische“ gelesen werden sollte. Man trennt

süßsauer
mathematisch-technisch

am Zeilenende in gleicher Weise, nämlich:

… gebackenes Scheinefleisch mit einer süß-
sauren Sauce …
… Schüler und Schülerinnen des mathematisch-
technischen Gymnasiums …

Bei „süßsauer“ wird ein Trennstrich eingefügt, bei „mathematisch-technisch“ erfüllt der Bindestrich am Zeilenende auch die Funktion des Trennstriches. Dieser Unterschied ist den Strichen nicht anzusehen.

In der Regel führt dies nicht zu Unklarheiten. In Ihrem Beispiel gibt es keine Möglichkeit „deutschpolnische“ zu schreiben, so dass „deutsch-polnische“ gemeint sein muss. Auch in einem Fall wie „deutsch-schweizerisch“ („zwischen Deutschland und der Schweiz“; z. B. „die deutsch-schweizerische Grenze“) und „deutschschweizerisch“ („die deutschsprachige Schweiz betreffend“; z. B. „die deutschschweizerischen Schulen“) verdeutlicht normalerweise der Kontext, was genau gemeint ist.

So gegensätzlich „(ver)binden“ und „trennen“ auch sind, am Zeilenende wird der Bindestrich zugleich ein Trennstrich.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Uhrzeitangaben schreiben

Was man nicht alles an einem verregneten Sonntagmorgen im Januar tut, an dem nur schon die Vorstellung, die wohlige Wärme des Hauses zu verlassen, für ein Schaudern sorgt. Man kann sich damit beschäftigen, wie Uhrzeitangaben geschrieben werden. Wahrscheinlich steht das aber nicht bei allen ganz oben auf der Liste der sonntäglichen Lieblingsbeschäftigungen. Dennoch:

Frage

Meine Frage betrifft die Schreibweise der Uhrzeit. Regelmäßig werde ich gefragt, ob man zum Beispiel 15.00 Uhr oder 15:30 Uhr schreibt. Wie lautet eine „richtige“ Schreibweise der Uhrzeit: mit Punkt oder mit Doppelpunkt oder ist beides korrekt?

Antwort

Guten Tag Herr S.,

es gibt keine allgemein gültige Vorschrift, wie Uhrzeitangaben geschrieben werden. Nach der DIN 5008 (sie legt Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung fest) schreibt man Uhrzeitangaben immer mit vier Ziffern und einem Doppelpunkt:

09:25 Uhr
15:30 Uhr

Die DIN 5008 ist aber nicht allgemein verbindlich. Man muss sich nur daran halten, wenn zum Beispiel ein Hausstil, die auftraggebende Firma oder eine sich selbst auferlegte Richtlinie dazu verpflichtet.

Neben dieser Schreibweise ist vor allem die Schreibung mit einem Punkt üblich. Dabei kann auf die Null am Anfang verzichtet werden.

9.25 Uhr auch 09.25 Uhr
15.30 Uhr

Weiter wird auch die Schreibung mit hochgestellten Minutenangaben verwendet:

925 Uhr
1530 Uhr

So viel „Freiheit“ gibt es hier: All diese Schreibungen sind als korrekt anzusehen. Dringend zu empfehlen ist nur, innerhalb eines Textes oder einer Textreihe immer dieselbe Variante zu verwenden. So viel zu diesem Thema um kurz nach 10.00 Uhr, 10:00 Uhr resp. 1000 Uhr.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Das alles gilt nur für Zeitangaben nach dem 24-Stunden-Prinzip. Für die Angaben nach dem 12-Stunden-Prinzip gelten andere Regeln und Gebräuche. Dies als kurze Ergänzung um fünf nach zehn [Uhr].

Verschiedenes zur Schreibung von vierundneunzig Komma fünf Prozent

Frage

Ich korrigiere Mailings für eine Bank. Hier kommen Prozentzeichen natürlich oft vor. Deshalb meine dringende Frage: Wird nach einem vollständigen Satz, der mit einem Prozentzeichen endet, noch ein Schlusspunkt gesetzt?

Die Partizipation beträgt 94,5%

Und: Das Komma bei 94,5 ist korrekt, oder?

Antwort

Guten Tag Frau M.,

der Schlusspunkt wird auch nach dem Prozentzeichen gesetzt. Ein Prozentzeichen am Satzende gehört nämlich nicht zu den Fällen, in denen der Schlusspunkt wegfällt (vgl. hier).

Dies betrifft einen Wähleranteil von 48 %.
Wir gewähren einen Rabatt von 25 %.
Rabatte bis zu 50 %!

Weiter ist es üblich, wie in den Beispielen oben zwischen der Zahl und dem Prozentzeichen ein Leerzeichen zu verwenden. Das Leerzeichen sollte wenn möglich geschützt sein, um zu verhindern, dass die Zahlenangabe und das Prozentzeichen am Zeilenende getrennt werden. (Häufig wird im Druck auch ein schmales geschütztes Leerzeichen verwendet.)

Es ist auch üblich, Dezimalzahlen mit einem Komma zu schreiben (vgl. ausgesprochen vierundneunzig Komma fünf):

94,5
ein Wähleranteil von 48,3 %
12,5 % Rabatt
3,75 kg

Deutschland und Österreich gehören zu den Dezimalkommaländern, dies im Gegensatz zu zum Beispiel Großbritannien und den Vereinigten Staaten, wo der Dezimalpunkt üblich ist (94.5 = ninty four point five). Und die Schweiz? „Natürlich“ ist auch dies nicht einheitlich geregelt: Je nach Kanton und Schultyp wird das Dezimalkomma oder der Dezimalpunkt gelehrt. Geschrieben wird also uneinheitlich mit einem Komma oder einem Punkt, gesprochen wird aber überall Komma.

Zusamenfassend: Wenn Sie ein Dezimalkomma verwenden, zwischen der Zahl und dem Prozentzeichen einen Leerschritt einfügen und am Satzende nach dem Prozentzeichen einen Punkt setzen, machen Sie alles so, wie es im Allgemeinen üblich ist:

Die Partizipation beträgt 94,5 %.

Es ist zwar nicht gerade in null Komma nichts erklärt, aber eine Hexerei ist die Schreibung von Prozentangaben auch wieder nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

10-Prozent-Anteil und 10-Euro-Schein mit % und €

Frage

Wie sind Wortbildungen mit Sonderzeichen wie „die 30°C-Marke“ oder „der 10%-Anteil“ oder „der 10€-Schein“ korrekt zu schreiben? Und lassen sich solche Bildungen auch ausschreiben? Also: „die Dreißiggradcelsiusmarke“?

Antwort

Sehr geehrte Frau S.,

es gibt verschiedene Möglichkeiten, solche Bildungen zu schreiben. So können sie ganz in Worten oder mit einer Ziffer geschrieben werden:

Dreißig-Grad-Celsius-Marke
30-Grad-Celsisus-Marke
(Dreißiggradcelsiusmarke ist möglich, aber nicht sehr gut lesbar)

Zehnprozentanteil
10-Prozent-Anteil

Zehneuroschein
10-Euro-Schein

Vgl. hier und hier.

Komplizierter wird es, wenn die Maßeinheit mit einer Abkürzung wiedergegeben wird. Es wird zwar sehr(!) häufig anders geschrieben, aber man sollte auch dann Bindestriche zwischen allen Teilen der Zusammensetzung verwenden (siehe hier):

100-g-Beutel
10-km-Lauf

Und nun kommen wir endlich zu Ihrer eigentlichen Frage: Es gibt keine feste Regel mehr, wenn nicht Buchstaben und Ziffern, sondern Sonderzeichen und Symbole in einer Zusammensetzung vorkommen. Die Rechtschreibregelung macht nämlich keine Angaben dazu. Es gibt drei mögliche Schreibweisen, von denen ich keine als wirklich falsch bezeichnen würde:

(geschützter) Leerschritt Zusammenschreibung Bindestrich
30° C-Marke* 30°C-Marke 30°-C-Marke*
10 %-Anteil 10%-Anteil 10-%-Anteil
10 €-Schein 10€-Schein 10-€-Schein
1 £-Note 1£-Note 1-£-Note

Beim Prozentzeichen empfehlen die Wörterbücher die Schreibung mit einem (geschützten, schmalen) Leerzeichen zwischen Ziffer und %: 10 %-Anteil. Zu den anderen Symbolen machen sie keine Angaben.

Weiter ist noch zu bemerken, dass beim Eurozeichen die Schreibung mit einem Leerzeichen zu Missverständnissen führen kann:

10 €-Scheine = Zehneuroscheine oder zehn Euroscheine

10 €-Scheine

Es gibt also keine einfache, allgemein verbindliche und alle Fälle abdeckende Regel. Alles in allem würde ich deshalb empfehlen, wenn möglich in Zusammensetzungen keine Sonderzeichen zu verwenden:

30-Grad-Celsius-Marke
10-Prozent-Anteil
10-Euro-Schein
1-Pfund-Note

Diese Wörter lassen sich problemlos schreiben, sind gut lesbar und nicht furchtbar viel länger als die Varianten mit Symbolen und Sonderzeichen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

* Fachsprachlich auch 30 °C-Marke, 30-°C-Marke

Vom tz und vom ck

Frage

Die Buchstabenverbindungen ck respektive tz werden wie Doppelkonsonanten behandelt. Sie gelten als Kürzezeichen und stehen darum nach kurzen Vokalen. In der Fachliteratur steht oft als Begründung, weshalb ck resp. tz geschrieben wird, dies sei historisch begründet. Was für historische Gründe sind das?

Antwort

Liebe Familie S.,

die Schreibungen tz und ck haben eine unterschiedliche Herkunft. Fangen wir mit dem tz an:

Das z steht nicht für einen Laut, sondern für zwei Laute, nämlich t und s. Viele (also nicht alle) z sind sprachgeschichtlich aus einem t entstanden. Man sieht dies heute am besten an Wörtern aus dem Niederländischen, Schwedischen und Englischen, in denen das t ein t geblieben ist. Zum Beispiel:

Hitze: hitte, hetta, heat
schwitzen: zweten, svettas, sweat
Münze: munt, mynt, u.a. mint
zwölf: twaalf, tolv, twelve

Auch aus heutiger Sicht ist die Schreibung tz nach einem kurzen Vokal noch relativ gut zu erklären. Wenn man ein Wort mit tz im Wortinneren trennt, spricht man nicht zwei z (ts-ts), sondern ein t und ein z (o. evtl. ein t und ein s):

Hit – ze, schwit – zen, Fet – zen, put – zen

Die Schreibung tz statt zz erklärt sich also sowohl aus historischer Sicht (z ist aus t entstanden), als auch aus lautlicher Sicht (z steht für ts; bei Worttrennung spricht man t-z nicht ts-ts).

Beim ck ist es einfacher, aber vielleicht weniger überzeugend: Die Buchstaben c und k standen und stehen oft für denselben Laut (früher zum Beispiel Camerad, Canal, Concert und Creatur neben Kamerad, Kanal, Konzert und Kreatur). Bei der Verdoppelung nahm man nicht „unschön“ zweimal den gleichen Buchstaben kk, sondern die „schönere“ Verbindung von zwei verschiedenen Buchstaben mit dem gleichen Wert ck. Diese Schreibtradition, ck statt kk, hat sich bis in die heutige Schrift gehalten.

Das ist natürlich nicht die ganze Geschichte, aber als kurze Erklärung von einem Nicht-„Schriftgelehrten“ dürfte es hoffentlich ausreichend sein.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Name der Pünktchen (2)

Heute geht es einmal um etwas, das es im Deutschen gar nicht gibt: das Trema in Anaïs und Citroën.

Frage

Das Wort „Trema“ kommt aus dem Griechischen. Ist bekannt, ob diese Bezeichnung schon antik ist? Wann tritt dieser Begriff in der Sprachgeschichte zum ersten Mal auf? In welcher Sprache kommt er zum ersten Mal vor?

Antwort

Sehr geehrter Herr K.,

das Zeichen Trema stammt wie das Wort Trema aus dem Griechischen. Es bedeutet wörtlich Loch, Öffnug, dann auch Punkte, Löcher des Würfels. Es erhielt seinen Namen also durch seine Form, nicht wegen seiner Funktion. Es wurde schon im Altgriechischen verwendet, um die getrennte Aussprache zweier nebeneinanderstehender Vokale zu kennzeichnen. Das kam damals relativ häufig vor, weil man sich der scriptio continua bediente: In den antiken Texten trennte man die einzelnen Wörter nicht durch Zwischenräume voneinander, wasdaslesennichtgeradeeinfachermachte. Die Wortzwischenräume, die das Lesen stark vereinfachen, wurden im 7. Jahrhundert zuerst von irischen Mönchen verwendet und verbreitete sich in den folgenden Jahrhunderten in ganz Europa.

Zurück zu den Griechen. Sie verwendeten das Trema also, um die getrennte Aussprache von zwei nebeneinanderstehenden Vokalen anzugeben. Dies geschah, bedingt durch die scriptio continua, zwischen zwei Wörtern, aber auch im Wortinnern (wie immer noch im Neugriechischen). Das Trema wurde dann mit derselben Funktion in verschiedene europäische Sprachen übernommen. Heute unterscheidet es im Französischen zum Beispiel das einsilbige mais = aber vom zweisilbigen maïs = Mais. Im Niederländischen kommt es relativ häufig vor (zum Beispiel: coöperatie, geïnteresseerd). Im Spanischen gibt es unter anderem an, dass das u zwischen g und e oder i nicht stumm bleibt, sondern ausgesprochen wird (zum Beispiel: antigüedad, pingüino) und auch im Katalanischen verhindert es, dass zwei Vokale als Diphthong gelesen werden (zum Beispiel: ruïna, diürn).

Im Deutschen kommt das Trema nicht vor, außer in Eigennamen aus anderen Sprachen: Anaïs, Joël, Citroën. Auch die Inselgruppe Aleuten wird gelegentlich noch mit Trema geschrieben: Alëuten. Wenn als Diphthong lesbare Vokale aufeinanderstoßen, kommen wir also ohne Trema aus. Das ist meistens kein Problem, da auch ohne die beiden Punkte deutlich ist, wo die Silbengrenze liegen muss:

geimpft
Seineufer
beurteilen

Und auch bei

beinhalten

ist es in der Regel klar, dass zum Inhalt haben und nicht das Bein halten gemeint sein muss.

Es gibt aber mindestens einen Fall, bei dem das Trema vor allem auch für Deutschlernende nicht unpraktisch wäre: weibliche Substantive, die auf -ie enden:

Bakterie
Batterie

Das Schriftbild verrät hier nicht, dass der Wortausgang beim ersten Wort aus zwei Vokalen und beim zweiten Wort aus einem langen Vokal besteht. Hier könnte das Trema Abhilfe schaffen:

Bakterië
Batterie

Aber so weit wird es wohl nicht kommen, denn wirklich große Schwierigkeiten bereitet der Wortausgang -ie nun auch wieder nicht. (Die Deutschlernenden mögen mir diese Relativierung verzeihen!)

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass die Umlautpunkte, mit denen wir im Deutschen gar nicht sparsam umgehen, zwar gleich aussehen wie das Trema, aber eine ganz andere Entstehungsgeschichte haben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Siehe und sieh!

Frage

In unserem Arbeitsalltag als technische Übersetzer stolpern wir oft über Querverweise auf Abbildungen, Tabellen usw. mit dem kleinen Wörtchen „siehe“. Wird dieses groß- oder kleingeschrieben oder gibt es keine wirkliche Konvention. Zum Beispiel: „Die Warnleuchte befindet sich auf der Rückseite des Deckels (siehe/Siehe Abbildung 3 auf Seite 7).“ Und wie verhält es sich mit den Punkten?

Antwort

Sehr geehrter Herr P.,

eine allgemeingültige Regelung gibt es meines Wissens nicht, aber die folgenden Schreibweisen kommen häufig vor und sind recht praktisch:

Der Verweis wird oft in Klammern gesetzt. Man schreibt siehe dann klein und verwendet direkt nach dem Verweis keinen Punkt:

Die Warnleuchte befindet sich auf der Rückseite des Deckels (siehe Abbildung 3, Seite 7). Sie wird mit Schalter C bedient.
Die Warnleuchte befindet sich auf der Rückseite des Deckels (siehe Abbildung 3, Seite 7) und wird mit Schalter C bedient.
Die Warnleuchte befindet sich auf der Rückseite des Deckels (siehe Abbildung 3, Seite 7), wo auch der Schalter C zu finden ist.

Man kann dem Verweis auch etwas mehr Gewicht geben, indem man ihn nicht in Klammern setzt, sondern nach einem Punkt separat aufführt. Auch dann verwendet man üblicherweise kein Ausrufezeichen, obwohl es sich bei siehe um eine Art Befehlsform des Verbs sehen handelt.

Die Warnleuchte befindet sich auf der Rückseite des Deckels. Siehe Abbildung 3 auf Seite 7.

Weiter gibt es noch die folgende Art des Verweises. Man beachte, dass hier zwischen dem eigentlichen Verweis und demjenigen, wozu der Verweis angegeben wird, kein Komma steht (nein, auch nicht vor siehe im ersten Beispiel!):

Für die Montage der Warnleuchte siehe Anleitung B auf Seite 7.
Siehe Anleitung B auf Seite 7 für die Montage der Warnleuchte.

Dies sind nicht die einzig möglichen Schreibweisen, aber mit diesen einfachen „Regeln“ bin ich bis jetzt immer gut gefahren.

Wenn wir schon dabei sind, hier noch ein paar Worte zur Form: siehe mit e steht nur in Verweisen und Ausrufen:

Siehe Seite 7.
Siehe da, es funktioniert!
Und siehe, ein Engel des Herrn erschien.

Die „gewöhnliche“ Befehlsform von sehen ist sieh ohne e:

Sieh mich bitte an!
Sieh dir den Text noch einmal an!
Sieh her und sei ruhig!

Noch eine allerletzte Bemerkung und dann werde ich wirklich ruhig sein: Auch wenn die Befehlsform sieh! kein e am Schluss hat, kommt sie ganz ohne Apostroph aus!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp