Wenn es Sie interessiert, was andere über Canoo denken und schreiben, lesen Sie den kürzlich in der Ausgabe 1/2007 des Fachmagazins “Vorsorge” der Winterthur Versicherungen erschienenen Artikel über Canoo.
Altersgelder
Frage:
Ich habe eine kurze Frage. Auf Ihrer Internetseite fand ich den Hinweis, daß es für das Wort Altersgeld eine Pluralform gibt. Im Duden hingegen steht: Altersgeld = ohne Plural.
Wann kann man die Pluralform von Altersgeld bilden?
Antwort:
Sehr geehrter Herr K.,
gerne beantworte ich die Frage zu den Pluralformen von Altersgeld. Da unsere Angaben hier von den Angaben im Duden abweichen, versuche ich dies relativ ausführlich zu tun.
Die Pluralform Altersgelder ist relativ selten, wird aber in der Gesetzgebung und z.B. auch in der Versicherungsbranche verwendet. Zum Beispiel:
http://bundesrecht.juris.de/rag_18/
http://www.swisslife.com/slcom/de/home/gruppe/tradition/insurance.html
Als individuelle Person hat man Recht auf Altersgeld, kann man Altersgeld anfragen oder Altersgeld beziehen. In diesem Sinne hat das Wort keine Mehrzahl. Wenn es aber allgemein um die Gelder (!) geht, die für die Ausbezahlung des Altersgeldes bestimmt sind und/oder die an bestimmte Gruppen der Bevölkerung ausbezahlt werden, kann auch von den Altersgeldern gesprochen werden. In ähnlichem Sinne werden z.B. auch die Pluralformen Gelder, Spargelder, Witwengelder und Waisengelder verwendet. Sie können den Gebrauch der Pluralformen auch mit dem Wort Altersrente vergleichen, das in ganz ähnlicher Weise sowohl im Singular als auch im Plural (Altersrenten) verwendet wird.
Im Duden steht die Angabe “ohne Plural” wahrscheinlich deshalb, weil die Dudendefinition des Wortes Altersgeld nur die erste Bedeutung des Wortes (an eine Einzelperson ausbezahlte/auszubezahlende Rente) umfasst.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
siebenhundertachtzigtausend, 780 000, 780-tausend
Frage:
Bei der Korrektur von Studententexten (Deutsch als Fremdsprache) ist mir aufgefallen, dass diese wohl in Analogie zu 3,5 Millionen auch 780 Tausend schreiben. Laut Duden werden Zahlwörter unter einer Million klein geschrieben, jedoch wird auch Zusammenschreibung angegeben: einhunderttausend. Mir scheint es jedoch logisch, bei großen Zahlen das Zahlwort auszuschreiben. Wie schreibt man dann jedoch das nachfolgende Tausend?
Ich würde 780 tausend schreiben, bin mir aber nicht sicher. 780tausend oder 780-tausend ginge auch, da man das Zahlwort als Wort zusammenschreiben würde? Oder ginge auch die Großschreibung, wie im Internet oft gefunden: 780 Tausend (ca. 30 Tausend mal!)?
Antwort:
Sehr geehrte Frau B.
hier zeigt sich wieder einmal, dass nicht alles, was man auf dem Internet findet, auch richtig ist. Die Schreibweise 780 Tausend (wie übrigens auch 30 Tausend mal) ist nämlich nicht korrekt. Es ist nicht einfach, Informationen zu dieser Frage zu finden, weil Ihre Studenten eine nach den Rechtschreibregeln zumindest ungebräuchliche Mischform von Ziffern und Buchstaben verwenden. Ich möchte deshalb die verschiedenen Möglichkeiten kurz erläutern:
- Schreibung in Worten: siebenhundertachtzigtausend
Im Allgemeinen gilt tatsächlich, dass Zahlwörter unter einer Million klein- und zusammengeschrieben werden. Siehe Rechtschreibregel.
- Schreibung in Ziffern: 780 000
Größere, unübersichtliche Zahlen können auch in nicht wissenschaftlichen Texten in Ziffern geschrieben werden. Siehe hierzu einen früheren Beitrag in unserem Blog. Im Gegensatz zum angelsächsischen Gebrauch werden dabei zur Gliederung der Ziffergruppen üblicherweise keine Kommas, sondern Zwischenräume (Computer: geschützte Leerzeichen, oder auf gut “Neudeutsch”: non-breaking spaces) verwendet: 780 000 (nicht 780,000).
- “Gemischte” Schreibung: ungebräuchlich
Außer bei Zahlen über einer Million (z.B. 3,5 Millionen, 275 Milliarden) ist es nach den Rechtschreibregeln ungebräuchlich, gleichzeitig Ziffern und Zahlen zu verwenden. Falls man es trotzdem tut, müsste das Zahlwort mit einem Bindestrich und kleingeschrieben werden: z.B. 780-tausend Euro. Vgl. Rechtschreibregel.
Zusammenfassend würde ich Ihnen empfehlen, den Studenten die Wahl zwischen
siebenhundertachtzigtausend und 780 000 zu lassen. Von der “gemischten”
Schreibung 780-tausend würde ich abraten, da sie nach den Rechtschreibregeln ungebräuchlich ist (und in meinen Augen stilistisch unschön – aber das ist wieder eine ganz andere Frage …)
Zu guter Letzt noch die korrekte Schreibung des zweiten Beispiels:
dreißigtausendmal / 30 000-mal oder bei besonderer Betonung
dreißigtausend Mal / 30 000 Mal.
Das ist ja schon fast zu viel der Auswahl!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Antwort auf verneinte Fragen
Wir hatten schon einmal eine Frage zur Antwort auf oder-Fragen. Hier nun eine ähnliches Problem, nämlich die Antwort auf eine verneinte Frage:
Frage
Ich liege im Clinch mit Schülern und Kollegen betreffs der Antwort auf verneinte Fragen.
In Ihrer Deutschen Grammatik habe ich (meiner Überzeugung entsprechend) gefunden, dass auf verneinte Fragen die Antwort zur Bestätigung nein lautet, die Antwort zur Verneinung doch. Ich hatte auch keine andere Auskunft erwartet, stehe allerdings mit diesem Regelverständnis bei Schülern und Kollegen weitgehend allein.
Allgemeiner Konsens scheint zu sein, dass man auf die verneinende Frage Hast du keinen Hunger? mit ja antwortet, wenn man tatsächlich keinen Hunger hat.
Antwort
Sehr geehrter Herr R.,
zu Ihrer Frage über die Antwortmöglichkeiten bei verneinten Fragen:
Unbestritten ist die Verwendung von doch wenn Widerspruch ausgedrückt werden soll.
Hast du keinen Hunger? – Doch (= Widerspruch: Ich habe Hunger)
Im Allgemeinen gilt, dass die bestätigende Antwort auf eine verneinte Frage nein ist:
Hast du keinen Hunger? – Nein (= Bestätigung: Ich haben keinen Hunger)
So steht es auch auf unseren Grammatikseiten und in anderen Grammatiken. In der Sprachrealität herrscht aber im letzteren Fall einige Verwirrung. Oft wird hier auch die Antwort ja verwendet:
Hast du keinen Hunger? – Ja (= Bestätigung: Ich haben keinen Hunger)
Hier könnten verschiedene Einflüsse eine Rolle spielen. Zum Beispiel:
- Das Antwortmuster bei negativen Adjektiven, das sich vom Antwortmuster bei verneinten Sätzen unterscheidet:
Bist du unzufrieden? – Nein (= Widerspruch: Ich bin zufrieden)
Bist du unzufrieden? – Ja (= Bestätigung: Ich bin nicht zufrieden)
Bist du nicht zufrieden? – Doch (= Widerspruch: Ich bin zufrieden)
Bist du nicht zufrieden ? – Nein (= Bestätigung: Ich bin nicht zufrieden)
- Das Antwortmuster bei Vergewisserungsfragen. Eine Vergewisserungsfrage ist keine eigentliche Frage, sondern eine Bitte um Bestätigung (nicht ist unbetont, gut ist betont):
Hab ich das nicht gùt gemacht? – Nein (= Widerspruch: Du hast das nicht gut gemacht)
Hab ich das nicht gùt gemacht? – Ja (= Bestätigung: Du hast das gut gemacht)
Es gäbe auch noch andere Erklärungsmöglichkeiten. Klar ist in diesem Zusammenhang nur, dass im Deutschen einige Verwirrung herrscht, welche Antwort man als bestätigende Antwort auf eine verneinte Frage geben soll. Nach der Grammatik des Standarddeutschen (und auch meinem Sprachgefühl) sollte man nein verwenden. Da aber viele Leute – wie Ihre Umfrage zeigt – auch ja verwenden, empfiehlt es sich, bei wichtigen Problemen eine verneinte Fragestellung zu vermeiden. Wenn die Frage schon gestellt ist, sollte man bei der Antwort mehr als nur nein oder ja zu sagen:
Hast du keinen Hunger? – Nein, ich habe keinen Hunger
oder, standardsprachlich weniger/nicht? akzeptiert:
Hast du keinen Hunger? – Ja, ich habe keinen Hunger
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Neue Wörter anfragen
Frage:
wo kann man vorschläge oder anträge auf den eintrag eines neuen wortes abgeben?
Antwort:
Sehr geehrter Herr G.,
sie können Vorschläge genauso wie alle Fragen an unsere Feedback-Mailadresse schicken. Wir prüfen dann anhand der uns zur Verfügung stehenden Wörterverzeichnisse und unter anderem auch mit Hilfe von Webbrowsern, ob das vorgeschlagene Wort aufgenommen werden soll.
Ich möchte unbedingt betonen, dass dieses letzte Hilfsmittel, die Suchmaschinen, nur sehr vorsichtig eingesetzt werden. Die Anzahl der Treffer ist NICHT das einzige ausschlaggebende Kriterium. Es gibt zum Beispiel Seiten, Texte, Zitate, Sätze u. Ä., die unter dutzenden oder mehr verschiedenen Adressen gefunden werden. So kann es vorkommen, dass ein Wort zwar nur einmal aufgeschrieben, aber danach vielfach kopiert wird und dann scheinbar häufig vorkommt. Ein paar Hundert Treffer sind also noch keine Garantie, dass ein Wort aufgenommen werden sollte. Aber auch Trefferzahlen in den Tausendern und Zehntausendern wollen überprüft sein. Auch wenn die Suchmaschinen die Möglichkeit bieten, nur deutsch geschriebene Seiten zu berücksichtigen, muss immer nachgegangen werden, ob es sich bei den Resultaten nicht zu oft um ein Wort in einer fremden Sprache handelt. Das gesuchte Wort kann nämlich auch innerhalb von fremdsprachigen Zitaten auftauchen oder die Suchmaschine kann sich beim Feststellen der Sprache irren. Dies sind nur ein paar der zahlreichen Gründe, weshalb die Resultate einer Suche mit einem Webbrowser immer recht genau analysiert werden müssen.
Wir sind auf Ihren Vorschlag gespannt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Karfreitag
Zum heutigen Karfreitag ein paar Worte über die Herkunft des Wortes:
Freitag heißt es natürlich, weil der Karfreitag immer auf einen Freitag fällt. Dieser Name hat übrigens keine christlichen, sondern griechisch-römische Wurzeln. Viele werden jetzt vielleicht die Stirne runzeln, weil sie wie ich gelernt haben, dass der Freitag der germanischen Göttin Freya oder Frigg geweiht war. Das zeigen auch andere Namen aus der germanischen Tradition wie z.B. das englische friday, das schwedische fredag oder das niederländische vrijdag. Das ist auch so, aber die Idee, Wochentage nach Göttern zu benennen, übernahmen die Germanen von den Römern. Diese nannten den Tag dies Veneris, Tag der Venus, ein Name der noch in den romanischen Sprachen fortlebt (z.B. französisch vendredi, italienisch venerdì, spanisch viernes). Die Idee fand man wohl gut, aber man wählte doch lieber eine eigene Göttin und „übersetzte“ Venus mit Freya. Auch die Römer waren nicht die eigentlichen Erfinder: ihr dies Veneris ist eine Übersetzung des griechischen Aphroditès hèmera, Tag der Aphrodite.
Bleibt noch die erste Silbe: Kar-. Sie geht auf das althochdeutsche Wort chara zurück, das so viel wie Wehklage, Trauer bedeutete. Im modernen Deutschen gibt es dieses Wort nicht mehr. Es steckt noch im Adjektiv karg, das auf das althochdeutsche charag (traurig) zurückgeht, aber im Laufe der Zeit eine andere Bedeutung erhalten hat. Das Wort chara findet sich auch noch im englischen care (Sorge, Kummer).
Der Karfreitag ist also der Freitag der Wehklage und Trauer – ein passender Name für den Tag, an dem der Kreuzigung Christi gedacht wird. Auch die Bezeichnung heiliger Freitag in den romanischen Sprachen ist leicht verständlich, wenn man an die große Bedeutung dieses Tages für die christliche Religion denkt (frz. vendredi saint, span. viernes santo, ital venerdì santo). Andere Sprachen wie z.B. Tschechisch, Polnisch, Ungarisch und Griechisch nennen ihn den großen Freitag, was auch noch relativ einfach interpretierbar ist. Die englische Bezeichnung Good Friday (guter Freitag) macht es einem schon etwas schwieriger. Eine der Erklärungen lautet, dass es von der älteren Bezeichnung Godes Friday = Gottes Freitag komme, was ja dann wieder recht gut zu verstehen wäre. Aber vielleicht stimmt ja auch die Erklärung, die im Allgemeinen für den niederländischen Goede Vrijdag (ebenfalls guter Freitag) gegeben wird: Der Freitag ist gut, weil der Kreuztod zum Guten der Menschheit geschah.
So finde ich die meisten Namen für den heutigen Feiertag mehr oder weniger verständlich. Aber nicht ganz alle: in Dänemark, Schweden, Norwegen, Island, auf den Färöern und auch in Finland ist heute nämlich der Lange Freitag. Die Erklärung für diese Bezeichnung muss ich Ihnen leider schuldig bleiben.
Frohe Ostern!
Dr. Bopp.
Kein e bei “lädt”?
Es folgt eine Frage, die uns Muttersprachler(innen) trotz ihrer Einfachheit in akuten Erklärungsnotstand bringt. Warum? Weil wir in Fällen wie diesen meist gar nicht wissen, dass es ein Problem überhaupt gibt. Ohne in der Grammatik nachzuschlagen hätte ich jedenfalls die Antwort nicht gewusst. Und für die Deutschlernenden mag die Frage ein Trost sein, wenn nicht immer alles ganz perfekt geht: Es gibt einfach viel zu viele Regeln und Ausnahmen.
Frage:
Warum konjugieren wir die er/sie/es-Form von laden als lädt? Der Verbstamm hat ein -d am Ende, dann müsste die Form doch lädet sein.
Antwort:
Sehr geehrte Frau J.,
die allgemeine Regel lautet tatsächlich, dass u.a. in der 3. Person Einzahl Indikativ Präsens bei Verbstämmen, die auf d enden, ein e eingeschoben wird:
baden -> er/sie/es badet (nicht badt)
enden -> er/sie/es endet (nicht endt)
reden -> er/sie/es redet (nicht redt)
usw.
Siehe Grammatik, e-Erweiterung.
So weit, so gut. Diese Regel ist nicht allzu kompliziert. Aber wie so oft geht es natürlich nicht ohne Ausnahmen: Wenn der Verbstamm umgelautet oder abgelautet wird, dann darf kein e eingeschoben werden:
laden -> er/sie/es lädt (nicht: lädet)treten -> er/sie/es tritt (nicht: trittet)
Siehe Grammatik, Ausnahmen zur e-Erweiterung. Und wenn Sie unsicher sind, finden Sie die Wortformen von laden, treten und allen anderen Verben in den Flexionstabellen im Wörterbuch.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Einwohner der Azoren
Frage:
Eine Frage zur Rechtschreibung: Wie muss es richtig heißen: Azoreaner oder Azorianer? Auf den Azoren kommt im Portugiesischen sowohl açoriano wie auch açoreano vor, meistens allerdings die letzte Form.
Antwort:
Sehr geehrter Herr H.,
zuerst eine etwas haarspalterische Bemerkung: Ob man die Einwohner der Azoren Azoreaner oder Azorianer nennt, ist eigentlich nicht eine Frage der Rechtschreibung, sondern eine Frage der Wortbildung oder des Wortschatzes. In diesen Bereichen gibt es keine amtliche Regelungen, so dass nicht eine Regelung, sondern der allgemeine Gebrauch ausschlaggebend ist.
Und gerade bei einem Gebiet wie den Azoren, die im deutschen Sprachraum außer in der Reisebranche und im Zusammenhang mit dem Azorenhoch nicht so oft erwähnt werden, ist es schwierig, einen allgemeinen Gebrauch festzustellen. Spontan werden wohl die meisten Deutschsprachigen von den Einwohnern der Azoren sprechen.
Ein kontrollierter Blick ins Internet zeigt, dass sowohl Azorianer als auch Azoreaner relativ häufig benutzt werden. Wie Sie selber bereits angeben, geht dies darauf zurück, dass es auch im Portugiesischen zwei Varianten für diesen Einwohnernamen gibt. Solange sich im deutschen Sprachraum keiner der beiden Begriffe eindeutig durchsetzt, sind sie beide korrekt.
Es gibt aber noch eine weitere Variante! Ich habe auch meine Intuition kontrolliert, die mir sagte, dass die Einwohner der Azoren Azorer heißen. Auch diese Variante kommt recht häufig vor. Sie steht z.B. auch im Staatenverzeichnis des deutschen Bundesministeriums vor Justiz (BMJ) und dem Länderverzeichnis des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland. Diese Verzeichnisse sind aber – wenn überhaupt – nur für die betreffenden Ämter und Ministerien bindend.
Sie können also zwischen drei im Prinzip korrekten Varianten wählen. Die letzte (Azorer, Azorerin, azorisch) hat wegen der genannten Verzeichnisse am ehesten den Status einer “offiziellen” Variante, die beiden anderen sind aber deswegen nicht falsch. Es empfiehlt sich allerdings, innerhalb eines Textes, Buches etc. immer die gleiche Variante zu verwenden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
in der Breite(n) Straße
Frage:
Ich habe eine Frage, durch die wir hier doch etwas in Streit gekommen sind: Heißt es für eine Adresse mit der Anschrift Breite Str.:
Ich wohne in der Breite Str. oder
Ich wohne in der Breiten Str.
Für eine Antwort wäre ich Ihnen (und meine Mitbewohner) sehr dankbar.
Antwort:
Sehr geehrter Herr K.,
die Grammatik eignet sich viel zu gut zum Streiten, als dass man das tatsächlich tun sollte. Einen eindeutigen Schiedsspruch werden Sie nämlich auch von mir nicht erhalten. Ich kann Ihnen leider nur eine dieser eher unbefriedigenden “Im-Prinzip-ja-aber-Antworten” geben.
IM PRINZIP werden in Eingennamen, die aus einem Adjektiv mit Endung und einem Nomen bestehenden, beide Teile ganz normal gebeugt. Zum Beispiel:
der Blaue Nil – die Quelle des Blauen Nils
das Deutsche Eck – am Deutschen Eck
das Rote Kreuz – das Internationale Komitee vom Roten Kreuz
und so auch z.B.
Alter Markt – am Alten Markt
die Breite Straße – in der Breiten Straße
ABER: In einigen Ortschaften, Städten oder Landstrichen wird von dieser Regel abgewichen. Eine der bekanntesten Ausnahmen ist, dass nur Nichtkölner sich am Alten Markt in Köln treffen. Kölner treffen sich nämlich offenbar am Alter Markt. Wahrscheinlich gehen sie auch nicht in der Breiten Straße einkaufen, sondern in der Breite Straße. Weshalb genau das so ist, kann ich hier nicht beurteilen (wahrscheinlich wird der Name als unveränderliches Ganzes erfahren). Entscheidend ist, dass, wenn dies in Köln allgemein üblich ist, es dort nicht als falsch bezeichnet werden sollte.
Ob Ich wohne in der Breite Straße richtig oder falsch ist, hängt also davon ab, wo sie wohnen. Ist Ihr Wohnort Köln, muss es wohl als richtig gelten. Läge die Straße zum Beispiel in Basel (wo man nicht in der Mittlere Straße sondern in der Mittleren Straße wohnt), wäre die Adressangabe in dieser Form falsch. Es bleibt mir also nicht viel anderes übrig als Ihnen zu raten, sich bei den Einheimischen ihres Wohnortes zu erkundigen. Und wenn dies auch zu keinem eindeutigen Resultat führt, würde ich mich an die allgemeine Regel (in der Breiten Straße) halten, da die unveränderliche Variante eigentlich eine Ausnahme ist.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Wie gehts? oder Wie geht’s?
Frage:
Habe Folgendes gerade auf cannoo.net gesucht und leider nicht gefunden: Schreibt man die Kurzform von “wie geht es?” als “wie gehts?” oder mit Apostroph “wie geht’s”?
Antwort:
Sehr geehrter Herr S.,
nach der Reform sind beide Formen korrekt:
Wie geht’s?
Wie gehts?
Sie finden diese Angabe und weitere Beispiele auf unseren Rechtschreibseiten im Kapitel über die Verwendung des Apostrophs.
Diese Seite ist tatsächlich recht gut verborgen. Deshalb hier noch ungefragt ein kleiner Tipp: Man kann die Seite finden, indem man im Suchfeld z.B. Apostroph, Auslassungszeichen oder es eingibt und dann dem Link in die Rechtschreibung folgt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp