Sehr geehrte(r) Herr und Frau …

Frage

Kann man in einer Anrede schreiben: Sehr geehrter Herr und Frau Meier oder schreibt man Sehr geehrte Herr und Frau Meier?

Antwort

Sehr geehrter Herr V.,

Ihre Frage zeigt, dass keine der beiden Varianten so richtig befriedigend ist. Beide klingen nicht richtig. Wenn ein Adjektiv (hier: geehrt-) sich auf Wörter bezieht, die nicht das gleiche Geschlecht haben (hier: der Herr und die Frau), kann es nämlich nicht weggelassen werden. Siehe diese Grammatikseite.

Es sieht auch nicht viel besser aus, wenn man einen Klammerausdruck verwendet:

Sehr geehrte(r) Herr und Frau Meier,

Eine solche Klammer ist zwar platzsparend, aber hier ist Platzsparen nicht empfehlenswert. Bei einer höflichen Anrede darf man sich auch in der allzu oft mit dem Ausdruck „schnelllebig“ umschriebenen Moderne ruhig etwas Zeit lassen und etwas Raum in Anspruch nehmen. Am besten ist es deshalb, beide Personen getrennt anzusprechen:

Sehr geehrte Frau Meier,
sehr geehrter Herr Meier,

Auch bei zwei Herren oder zwei Damen sieht die getrennte Anrede besser aus:

Sehr geehrter Herr Meier,
sehr geehrter Herr Schmidt,

Sehr geehrte Frau Meier,
sehr geehrte Frau Schmidt,

Dasselbe gilt auch für persönlichere Anreden. Schreiben Sie also besser nicht Liebe Tom und Jerry oder Liebe(r) Anton und Michaela sondern:

Lieber Tom, lieber Jerry,

Lieber Anton, liebe Michaela,

Mein lieber Onkel, meine lieben Neffen und Nichten,

Dies sind übrigens keine festen Regeln, sondern allgemeine Empfehlungen. Wenn Sie einen Brief mit einer anders formulierten Anrede schreiben oder erhalten, ist das also nicht grundsätzlich falsch.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie wird ein Herr gebeugt?

Frage

Beim Korrigieren bin ich auf ein Problem gestoßen und komme nicht weiter: Wann muss man bei folgenden Sätzen ein n anfügen und wann nicht?

Ich schaute das Foto mit der weißen Stute noch einmal genau an, welches ich von Herr/Herrn Müller bekommen hatte.
Sie raste zum Bauernhof von Herr/Herrn Bucher.
Wir waren sehr glücklich, dass wir Herr/Herrn Zolfekari helfen konnten.

Antwort

Sehr geehrte Frau W.,

das Wort Herr wird immer dekliniert, außer wenn es im Nominativ steht oder als direkte Anrede verwendet wird:

Ungebeugt:

Nominativ:
Herr Christianson hat gesagt, dass …
Gestern hat Herr Matthieu angerufen.
Anrede:
Ich sehe Sie, Herr Spahn, gerne morgen wieder.
Ich gratuliere Ihnen, Herr Blum, ganz herzlich zum Geburtstag.

Sonst immer gebeugt, zum Beispiel:

Akkusativ:
Ich sehe Herrn Spahn morgen wieder.
Ohne Herrn Trautwein entscheide ich nichts.
Dativ:
Ich gratuliere Herrn Blum zum Geburtstag.
Nicht alle sind mit Herrn Fischer einverstanden.
Genitiv
Herrn von Guttenbergs Besuch in den USA
Der Besuch des Herrn von Guttenberg in den USA
anstelle Herrn Dr. Müllers

Auch in Anschriften schreibt man Herrn, obwohl man das früher übliche an weglässt:

Herrn
Daniel Huber
Baseler Straße 25
99999 Musterhausen

Natürlich gibt es auch hierzu wieder eine Ausnahme und auch diesmal wieder aus der Schweiz: Seit einigen Jahren ist es in der Schweiz üblich, in Anschriften nicht mehr den Akkusativ Herrn, sondern die ungebeugte Form Herr zu verwenden:

Herr
Daniel Huber
Baslerstrasse 25
9999 Musterwil

Das gilt aber nur für das Herr in der Anschrift (und nur in der Schweiz). In einem fortlaufenden Text muss Herr auch in der Schweiz nach den allgemeinen Regeln gebeugt werden.

Da hat man es doch viel einfacher, wenn es um Frauen geht: Die Anrede Frau bleibt immer ungebeugt. Es soll noch einer behaupten, es sei viel komplizierter, mit Frauen umzugehen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Liebe Freundinnen und Freunde

Frage

Kann man anstatt Liebe Freundinnen und Freunde kürzer Liebe FreundInnen (mit großem I) schreiben? Die gleiche Frage stellt sich auch für RätInnen, GenossInnen usw.

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

nach der amtlichen Rechtschreibung ist diese Verwendung eines Großbuchstabens im Wortinnern nicht vorgesehen. Es gibt aber verschiedene Alternativen, wie man Frauen und Männer in einem Ausdruck erwähnen kann. Am besten finde ich, wenn möglich nicht abzukürzen:

Liebe Kolleginnen und Kollegen
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesucht
die Rätinnen und Räte
Freundinnen und Freunde

Wenn Sie zum Beispiel aus Platzgründen abkürzen müssen oder wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Schrägstrich

    Liebe Kolleginnen/Kollegen
    Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen gesucht
    die Rätinnen/Räte
    Freundinnen/Freunde

  • Schrägstrich und Ergänzungsstrich

    Mitarbeiter/-innen gesucht
    250 Schüler/-innen

    Diese Schreibweise sollte nur dann verwendet werden, wenn das erste Wort keine Endung hat. Also besser nicht:

    Kollegen/-innen
    Räte/-innen
    Freunde/-innen

  • Klammern

    Liebe Kolleg(inn)en
    Mitarbeiter(innen) gesucht

    Diese Schreibweise verwenden Sie der Lesbarkeit zuliebe besser nicht, wenn die Wörter unterschiedliche Endungen haben. Also besser nicht:

    Rät(inn)e(n)
    Freund(inn)e(n)

  • Großes I im Wortinnern
    Diese Variante ist, wie bereits gesagt, offiziell nicht anerkannt. Sie sollte vor allem dann nicht verwendet werden, wenn die Wörter wie z.B. Freund-e und Freundinn-en unterschiedliche Endungen haben.

    Liebe KollegInnen
    MitarbeiterInnen gesucht

Bei Freundinnen und Freunde gibt es also nur eine gute Möglichkeit, abzukürzen:

   Liebe Freundinnen/Freunde

Eine Anrede wie Liebe Freundinnen und Freunde würde ich persönlich aber immer ausschreiben. Das sieht irgendwie viel höflicher, netter oder respektvoller aus. Und wenn man sieht, wie kompliziert das Abkürzen sein kann, ist Ausschreiben ohnehin zu empfehlen …

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Guten Tag(,) Frau Schneider – Briefanreden mit oder ohne Komma?

Frage

Ich habe versucht, auf Ihrer Internetseite folgende Kommasetzung zu finden:

Hallo, Frau Schneider!
Guten Tag, Herr Schulz!

Wir sind uns im Büro leider nicht einig, ob nach Hallo und Guten Tag in Briefanreden ein Komma gesetzt wird oder nicht.

Antwort

Sehr geehrte Frau Z.,

es ist nicht besonders verwunderlich, dass Sie sich im Büro bei dieser Frage nicht einig werden können. Nach den Beispielen in der DIN 5008 (sie legt Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung fest) schreibt man ohne Komma:

Hallo Frau Schneider,
Guten Tag Herr Schulz,

Nach den Beispielen in Duden – Richtiges und gutes Deutsch kann man nach Hallo ein Komma setzen und muss man nach Guten Tag ein Komma verwenden:

Hallo[,] Frau Schneider,
Guten Tag, Herr Schulz

Was ist also richtig? Ich greife hier auf die amtlichen Rechtschreibregeln zurück, die besagen, dass man bei Anreden ein Komma setzt, wenn man sie besonders hervorheben will (siehe Regel). Die Unsicherheit entsteht durch den dort stehenden Nebensatz „die besonders hervorgehoben werden sollen“. Man muss hier also nicht unbedingt Kommas verwenden.

Hervorhebung wird in der gesprochenen Sprache u. a. durch eine kurze Pause angegeben. Anreden wie Hallo[,] Frau Meier oder Guten Tag[,] Herr Schulz kann man sowohl mit, als auch ohne Hervorhebung resp. Pause lesen. Entsprechend kann mit oder ohne Komma geschrieben werden.

Soweit ich weiß üblicher und für mein Auge etwas weniger gewöhnungsbedürftig sind übrigens die Briefanreden ohne Komma. Wenn die Anrede länger wird, drängt sich allerdings wieder eher die Verwendung des Kommas auf:

Guten Tag, sehr geehrte Frau Schneider,

Der langen Rede kurzer Sinn: Ein Komma ist nicht notwendig, es kann aber gesetzt werden. Das ist keine eindeutige Regel, aber das macht nichts. Diese Anreden werden ja verwendet, weil sie weniger förmlich sind als das traditionelle Sehr geehrte(r). Dann darf man sicher auch die Kommasetzung etwas lockerer nehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Liebe Auszubildende(n)?

Frage

Ich habe eine Frage zur Flexion von substantivisch verwendeten Partizipien: Wenn ich meine Azubis anschreiben möchte, heißt es dann Liebe Auszubildende oder Liebe Auszubildenden?

Antwort

Sehr geehrte Frau S.

Die richtige Anrede lautet in diesem Fall:

Liebe Auszubildende

Das Partizip wird hier wie ein substantiviertes Adjektiv verwendet. Es muss deshalb wie ein ohne Artikelwort stehendes Adjektiv gebeugt werden. Es hat die gleiche Endung wie das vor ihm stehende Adjektiv liebe.

Ohne Artikelwort stehende Adjektive werden stark gebeugt und Anreden stehen im Nominativ. Daraus folgt, dass die beiden Wörter in der Anrede die folgende Form haben müssen: Nominativ Plural starke Flexion.

  • Die Endug des Nominativ Plural der starken Flexion ist -e (vgl. Sie sind auszubildende Jugendliche)
    => Auszubildende
  • Die Regeln zur Deklination von substantivieren Adjektiven, die einem deklinierten Adjektiv folgen, stehen hier.
    => Liebe Auszubildende

Andere Beispiele sind:

Lieber Auszubildender
Liebe Studierende
Sehr geehrte Beamtinnen und Beamte

Die Anrede mit der Endung en (Liebe Auszubildenden) wird wohl in Anlehnung an die Pluralform mit Artikelwort (die Auszubildenden) oder Anreden mit anderen Wörter (zum Beispiel Liebe Kollegen) gebildet. Sie kommt recht häufig vor, ist aber als falsch anzusehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp