Frage
Wenn Sie folgenden Satz zur Korrektur vor sich liegen hätten
Ich freu’ mich, dass ich Ihnen Fragen zu sprachlichen Zweifelsfällen stellen darf.
würden Sie auf den Apostroph verzichten oder ihn wie oben setzen? Was ist nach heutigem Standard die korrekte Zeichensetzung, was Verbformen in der 1. Person Singular des Präsens Indikativ betrifft: Apostroph setzen oder nicht setzen? Oder ist beides (noch) gleichermaßen möglich und man überlässt die Apostrophsetzung schließlich den Schreibenden?
Antwort
Guten Tag Herr B.,
bei allgemein üblichen Weglassungen von Flexionsendungen setzt man keinen Apostroph (siehe hier und hier). Üblich und auch ohne Apostroph problemlos verständlich ist das Weglassen der Endung in der 1. Person Singular Präsens Indikativ und im Imperativ Singular:
Ich freu mich, dass ich …
Ich hab mich sehr gewundert.
Mit meinem Bruder telefonier ich selten.Red nicht so viel!
Spiel kein falsches Spiel!
Mach, was du willst!
Auch Konjunktiv-II-Formen kommen in alltäglichen bis umgangssprachlichen Texten häufiger ohne die Endung e daher:
Ich wär da vorsichtig.
Ich hätt das nie gedacht.
So müsst es eigentlich funktionieren.
Der Apostroph ist nur bei missverständlichen oder ungebräuchlichen Formen notwendig. Solchen Formen begegnet man fast nur in älteren und poetischen Texten:
Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll.
Edeles Weib, ändr’ alles, was in dem Zorn du sprachst
Ansonsten geht es, wie gesagt, problemlos und gut verständlich ohne Apostroph, wenn ein e am Wortende weggelassen wird. Dies gilt übrigens auch für Wörter aus anderen Wortklassen:
Sei mir nicht bös.
öd und leer
Freud und Leid
auf Treu und Glauben
mit Müh und Not
Heut tu ich nichts mehr.
Mehr hab ich heut nicht dazu zu sagen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp