Hier setz ich keinen Apostroph

Frage

Wenn Sie folgenden Satz zur Korrektur vor sich liegen hätten

Ich freu’ mich, dass ich Ihnen Fragen zu sprachlichen Zweifelsfällen stellen darf.

würden Sie auf den Apostroph verzichten oder ihn wie oben setzen? Was ist nach heutigem Standard die korrekte Zeichensetzung, was Verbformen in der 1. Person Singular des Präsens Indikativ betrifft: Apostroph setzen oder nicht setzen? Oder ist beides (noch) gleichermaßen möglich und man überlässt die Apostrophsetzung schließlich den Schreibenden?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

bei allgemein üblichen Weglassungen von Flexionsendungen setzt man keinen Apostroph (siehe hier und hier). Üblich und auch ohne Apostroph problemlos verständlich ist das Weglassen der Endung in der 1. Person Singular Präsens Indikativ und im Imperativ Singular:

Ich freu mich, dass ich …
Ich hab mich sehr gewundert.
Mit meinem Bruder telefonier ich selten.

Red nicht so viel!
Spiel kein falsches Spiel!
Mach, was du willst!

Auch Konjunktiv-II-Formen kommen in alltäglichen bis umgangssprachlichen Texten häufiger ohne die Endung e daher:

Ich wär da vorsichtig.
Ich hätt das nie gedacht.
So müsst es eigentlich funktionieren.

Der Apostroph ist nur bei missverständlichen oder ungebräuchlichen Formen notwendig. Solchen Formen begegnet man fast nur in älteren und poetischen Texten:

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll.
Edeles Weib, ändr’ alles, was in dem Zorn du sprachst

Ansonsten geht es, wie gesagt, problemlos und gut verständlich ohne Apostroph, wenn ein e am Wortende weggelassen wird. Dies gilt übrigens auch für Wörter aus anderen Wortklassen:

Sei mir nicht bös.
öd und leer
Freud und Leid
auf Treu und Glauben
mit Müh und Not
Heut tu ich nichts mehr.

Mehr hab ich heut nicht dazu zu sagen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Aus aktuellem Anlass: Wie Charles III. dekliniert wird

„Die Königin ist tot, lang lebe der König!“ Dieser Satz, der die unmittelbare Thronübernahme im Vereinigten Königreich symbolisiert, soll mir hier als Entschuldigung dafür dienen, dass der heutige Blogartikel – für britische Begriffe wahrscheinlich ziemlich respektlos – nicht das Staatsbegräbnis Elisabeths II. behandelt, sondern den Namen ihres Nachfolgers. Wie wird Charles III. dekliniert?

Im Prinzip ist es gar nicht so kompliziert, aber um es genauer zu erklären braucht man mehr Worte, als ich anfangs gedacht hatte. Das liegt unter anderem daran, dass der Name Charles auf ein s endet. Das wirft im Genitiv die Frage auf, ob ein Apostroph stehen muss oder nicht. Bei Zweifel ist es am einfachsten, im Genitiv für Charles die deutsche Entsprechung Karl einzusetzten (so wie das bei Herrschernamen allgemein üblich war): Wenn Karl ein s erhält, schreibt man Charles mit einem Apostroph.

Fangen wir mit dem Namen an, wenn er ohne Title verwendet wird (die mit III. geschriebene Variante wird jeweils gleich ausgesprochen):

Charles der Dritte / Charles III.
für Charles den Dritten / für Charles III.
mit Charles dem Dritten / mit Charles III.
die Mutter Charles’ des Dritten / die Mutter Charles’ III.
Charles’ des Dritten Mutter / Charles’ III. Mutter

vgl.
die Mutter Karls des Dritten / die Mutter Karls III.
Karls des Dritten Mutter / Karls III. Mutter

Kommt der Titel König hinzu, bleibt der Titel ungebeugt und wird der Rest des Namens gleich gebeugt wie ohne Titel:

König Charles der Dritte / König Charles III.
für König Charles den Dritten / für König Charles III.
mit König Charles dem Dritten / mit König Charles III.
die Mutter König Charles’ des Dritten / die Mutter König Charles’ III.
König Charles’ des Dritten Mutter / König Charles’ III. Mutter

vgl.
die Mutter König Karls des Dritten / die Mutter König Karls III.
König Karls des Dritten Mutter / König Karls III. Mutter

Das ist noch nicht ganz alles, denn man kann den Titel auch mit Artikel verwenden. Dann wechseln Titel und Name bei der Beugung die Plätze: Der Titel wird gebeugt und der Name bleibt unverändert:

der König Charles der Dritte / der König Charles III.
für den König Charles den Dritten / für den König Charles III.
mit dem König Charles dem Dritten / mit dem König Charles III.
die Mutter des Königs Charles des Dritten / die Mutter des Königs Charles III.

vgl.
die Mutter des Königs Karl des Dritten / die Mutter des Königs Karl III.

Der Vollständigkeit halber habe ich oben alle Fälle aufgeführt. Zu Unsicherheiten führt aber vor allem der Genitiv. Wenn man einmal weiß, wo Karl ein s erhält, weiß man auch, wann man Charles mit einem Apostroph schreibt:

die Mutter Karls/Charles’ des Dritten
Karls/Charles’ des Dritten Mutter
die Mutter König Karls/Charles’ des Dritten
König Karls/Charles’ des Dritten Mutter
die Mutter des Königs Karl/Charles des Dritten

Die Namen weiblicher Monarchen werden im Prinzip gleich gebeugt. Genaueres behandle ich besser ein anderes Mal. Der Artikel ist so schon viel zu umfangreich. Nur kurz das Wichtigste zum Genitiv:

der Sohn Elisabeths der Zweiten
Elisabeths der Zweiten Sohn
der Sohn Königin Elisabeths der Zweiten
Königin Elisabeths der Zweiten Sohn
der Sohn der Königin Elisabeth der Zweiten

Mehr zu diesem Thema finden Sie hier unter „Enge Apposition“.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ist Ivanisavic Djokovics Trainer oder Djokovic’ Trainer?

Je nachdem wie man die Namen transkribiert, kann im Titel u. a. auch stehen:

Ist Ivanišavić Đokovićs Trainer oder Đoković’ Trainer

Die Angaben im Artikel gelten für beide Schreibweisen.

Frage

Ein Kollege hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass im Duden zum Thema Genitiv und Apostroph „neu“ das Beispiel „Andric’ Romane“ stehe. Ich habe bisher bei gesprochenem „itsch“ immer ein -s angehängt, also „Andrics Romane“ usw., und sehe das auch so bei Zeitungen wie der NZZ oder der Zeit. Wie sehen Sie das?

Antwort

Guten Tag Herr F.,

auch ich schreibe „Djokovics Trainer” und „Andrics Romane“ mit einem Genitiv-s, auch wenn im Duden etwas anderes steht.

Wenn -ic am Ende „-its“ gesprochen wird, ist der Apostroph richtig. Das „-ic“ resp. „-ić“ in vom Balkan stammenden Namen wird aber wie „-itsch“ ausgesprochen. Das ist meiner Meinung nach mittlerweile allgemein bekannt. Es gibt dann keinen Grund, das Genitiv-s durch einen Apostroph zu ersetzen. Also:

Djokovics Trainer
Miloševićs Regime
Andrićs Roman „Das Fräulein“

In Duden, „Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“, 2016, Stichwort „Apostroph“ 4.1, steht:

Der Apostroph steht heute im Allgemeinen auch zur Kennzeichnung des Genitivs von Namen, die zwar anders geschrieben werden, aber ebenfalls auf [t͜ʃ] oder [ts] enden:

Andrić’ Romane, Cyrankiewicz’ Staatsbesuch usw.

Hier stehen zwei fragwürdige Dinge:

1) „im Allgemeinen“

Bei einer schnellen Suche in Google und in Korpora (z.B. beim DWDS) ist festzustellen, dass der Genitiv solcher Namen viel häufiger mit -s als mit Apostroph geschrieben wird.

2) „Namen, die […] ebenfalls auf [t͜ʃ] oder [ts] enden“

Die Regel, dass im Genitiv ein Apostroph geschrieben wird, gilt nach § 96(1) der amtl. Rechtschreibregelung für Namen, die auf ein gesprochenes s enden. Die Beispiele sind:

Aristoteles’ Schriften, Carlos’ Schwester, Ines’ gute Ideen, Felix’ Vorschlag, Heinz’ Geburtstag, Alice’ neue Wohnung

Das ist bei Namen auf „-ic“ nicht der Fall, weil sie in der Regel nicht auf einen s-Laut, sondern auf einen sch-Laut [ʃ] enden. Bei solchen Namen wird im Genitiv ggf. ein s gesprochen und geschrieben. Zum Beispiel:

Frischs Romane,  Milowitschs Theaterkarriere, Timothy Peachs Filmrollen

Die Apostrophregel gilt nach § 96(E2) weiter auch für Namen, deren geschriebene Form auf ein stummes -s, -z oder -x enden:

Cannes’ Filmfestspiele, Boulez’ bedeutender Beitrag, Giraudoux’ Werke.

Das ist hier aus zwei Gründen nicht der Fall: Namen auf „-ic“ enden nicht auf -s, -z oder -x und das -c am Schluss ist nicht stumm, sondern es wird wie „tsch“ ausgesprochen.

Die Schreibung „Andric’ Romane“ lässt sich also weder durch die Rechtschreibregelung noch durch die Aussprache und auch nicht durch den allgemeinen Schreibgebrauch begründen. Ich halte deshalb die Angaben in Duden in diesem Fall für nicht zutreffend, und ich schreibe und empfehle:

Andrics Romane / Andrićs Romane
Djokovics Trainer/ Đokovićs Trainer

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Abkürzungen als Namen – und dann im Genitiv: ABCs, ABC’s oder ABC’ Produkte?

Frage

Ich habe hier den Firmennamen ABC, der also auf C endet. Gilt das C als Zischlaut und heißt es dann im Genitiv „von ABC’ Produkten“ (also von den Produkten der Firma ABC) oder „von ABCs Produkten“?

Antwort

Guten Tag Frau F.,

richtig ist hier die Schreibung mit einem Genitiv-s:

von ABCs Produkten

Entscheidend ist hier die Aussprache. Der Name ABC wird als „abeezee“ gesprochen, der Genitiv als „abezes“. Entsprechend erhält der Genitiv auch in der geschriebenen Form ein -s. Das gilt auch für Abkürzungsnamen mit einem Z [zet] am Schluss:

ein Pass von FCZs Mittelstürmer Alhassane Keita

Bei anderen Buchstaben gibt es kaum Probleme:

BASFs neuer Betriebsstandort
BMWs teuerstes Modell
IBMs Geschäftsleitung
RWEs Kraftwerke
H&Ms Bademode

Nur wenn Namen Abkürzungen sind, die mit einem als Buchstaben gesprochenen S [es] oder X [iks] enden, verzichtet man am besten auf eine Formulierung, die ein Genitiv-s oder einen Apostroph verlangt:

die Versanddienste von GLS (statt GLS’ Versanddienste)
der Geschäftserfolg von THX (statt THX’ Geschäftserfolg)

Bei Namen dieser Art, die mit Artikel verwendet werden, stellt sich wie bei Abkürzungen, die keine Namen sind, die Frage nach dem Apostroph nicht. Sie stehen je nach Aussprache mit einem Genitiv-s oder ohne Endung:

die Programme des ZDFs o. des ZDF
das Erlernen des Abcs o. des Abc
der Mittelstürmer des FCZs o. des FCZ
die Vorteile des ABS

Vielleicht ist Ihnen auch aufgefallen, dass die Kombination von Apostroph und s nicht vorkommt. Man schreibt tatsächlich nicht ABC’s, BMW’s, RWE’s oder GLS’s – jedenfalls nicht, wenn man sich an die Rechtschreibregelung halten möchte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Jeff Bezos dieser Welt haben viel, aber keinen Apostroph

Frage

In einer Zeitung lese ich heute:

Wir haben die Welt komplett den Jeff Bezos’, den Mark Zuckerbergs, den Bill Gates’ und den Steve Jobs’ überlassen.

Sind die Apostrophe korrekt?

Antwort

Guten Tag Herr T.,

die Apostrophe sind nicht korrekt. Warum? Weil es keine Regel gibt, die sie rechtfertigen würde. Richtig ist hier die Schreibung ohne Apostroph:

Wir haben die Welt komplett den Jeff Bezos, den Mark Zuckerbergs, den Bill Gates und den Steve Jobs überlassen.

die Britney Spears und die Katy Perrys dieser Welt

Ein Apostroph steht bei Eigennamen, die auf s, x oder z enden, nur im Genitiv Singular, wenn sie ohne einen Artikel o. Ä. stehen:

Jeff Bezos’ Onlineversandhaus
Bill Gates’ Ehefrau Melinda Gates
Britney Spears’ Vermögen

Echte Beispiele mit deutschen Namen habe ich nicht viele gefunden. Manchmal liest man „die Angela Merkels dieser Welt“, Formulierungen wie „die Andrea Nahles dieser Welt“ oder „die Heiko Maas dieser Republik“ bin ich aber kaum begegnet. Das hat vielleicht damit zu tun, dass bei manchen deutschen Namen spontane Pluralbildungen diese Art auch mit anderen Endungen möglich sind: „die Heiko Maase dieser Republik“.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Denises Auto und Denise’ Auto

Frage

In einer Diskussionsgruppe hat jemand die Frage gestellt, ob es Denise’ Auto oder Denises Auto heißt. Meiner Meinung nach ist Denise’ Auto richtig. Jemand hat aber behauptet, dass Denises stimmt. Jetzt frage ich Sie als Experten, was jetzt wirklich stimmt?

Antwort

Sehr geehrter Herr A.,

was stimmt, das heißt, wie man die Genitivform von Denise bildet, hängt davon ab, wie man den Namen ausspricht.

Bei der in Deutschland üblichen Aussprache hat der Name drei Silben und endet auf ein unbetontes e. Dann hängt man in Aussprache und Schrift im Genitiv ein s an:

Denise [denisə] – Denises Auto [denisəs auto]

Es heißt also Denises Auto wie Susannes Wagen, Hannelores Harley oder Lasses Lada.

Bei ans Englische angelehnter Aussprache hat der Name zwei Silben und endet auf s, das heißt, se am Wortende wird als s ausgesprochen. Die Aussprache ist im Genitiv gleich wie im Nominativ. Dann schreibt man im Genitiv einen Apostroph:

Denise [deni:s] – Denise’ Auto [deni:s auto]

Man schreibt dann Denise’ Auto wie Bruce’ Wagen, Alice’ Alfa oder Maurice’ Motorrad. (Sehr häufig sind diese Schreibungen aber nicht, da meist bewusst oder unbewusst auf andere Formulierungen ausgewichen wird.)

Die Schreibung des Genitivs von Denise richtet sich also nach der Aussprache des Namens (siehe auch hier). Somit haben in Ihrer Diskussionsgruppe im Prinzip alle recht – allerdings nur solange niemand auf die Idee kommt, Denise’s Auto zu schreiben. Das wäre ein Apostroph, den man im Deutschen besser nicht setzt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp