Das kleine Alpha und das kleine a

Frage

Ich verstehe, dass man Einzelbuchstaben so schreiben soll, wie sie in der Schrift vorkommen, weil Einzelbuchstaben als Zitate dienen. So schreibt man „kleines t“ und „großes T“.

Nichtsdestotrotz stellt sich mir die Frage, ob dies auch bei griechischen Buchstaben gilt. […] Kann man „kleines alpha“ und „großes Alpha“ schreiben oder sind die Buchstaben als substantiviert anzusehen ohne Rücksicht darauf, ob der Buchstabe im Schriftbild groß- oder kleingeschrieben wird?

Antwort

Sehr geehrter Herr P.,

man schreibt

ein kleines a und ein großes A

aber:

ein kleines Alpha und ein großes Alpha

Man schreibt bei Alpha nicht den Buchstaben, sondern seinen Namen. Der Name ist ein Substantiv und wird entsprechend großgeschrieben. Wenn man den Buchstaben schreiben will, muss man, wo nötig, auf die griechischen Zeichen zurückgreifen:

ein kleines α  und ein großes Α (Alpha)
ein kleines δ  und ein großes Δ (Delta)

Vergleichen Sie die Schreibweise von Alpha auch mit der Schreibung von Ypsilon:

Yak schreibt man mit Y.
Ägypten schreibt man mit y.

Yak schreibt man mit [einem großen] Ypsilon.
Ägypten schreibt man mit [einem kleinen] Ypsilon.

Siehe auch die Angaben zu Alpha, A, Ypsilon und Y in Canoonet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das große O und das kahle Ü: Omega und Ypsilon

Letzthin hatte ich wieder einmal ein „sprachliches Aha-Erlebnis“. Es ging um den Ausdruck das A und das O, der die Bedeutung das Wichtigste, die Hauptsache, der Kernpunkt hat. Der Ausdrucks ist auch in der Bibel zu finden: Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der Herr (Offenbarung 1,8). Der Vergleich bezieht sich auf griechische Alphabet, in dem Alpha (A) der erste und Omega (Ω) der letzte Buchstabe ist. Man findet die Buchstabenkombination A und Ω deshalb oft als Symbol auf Türen, Fenstern und Gemälden in Kapellen, Kirchen und Kathedralen.

Soweit so gut. Aber warum steht denn das Ω im griechischen Alphabet an letzter Stelle, während unser O im Alphabet in der hinteren Mitte angesiedelt ist? Solche unerwarteten und wenig überlebenswichtigen Fragen kommen eben manchmal in mir auf, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte. Ein Blick auf das griechische Alphabet zeigt, dass unser O nicht auf das Omega, sondern auf das griechische Omikron zurückgeht, das die gleiche runde Form und ebenfalls eine Position in der hinteren Mitte hat. Omega – Omikron. Plötzlich war mir die Bedeutung des Wortes Omega klar: großes O. Mega bedeutet ja groß, wie man mit etwas Phantasie leicht aus Wörtern wie Megaprojekt, Megastar und megacool herleiten kann. Das Omikron ist dann das kleine O, denn mikro bedeutet ja klein (vgl. Mikroskop, Mikroklima und Mikrokredit). Tatsächlich steht im Griechischen das Omega, das große O, für ein langes O und das Omikron, das kleine O, für ein kurzes O. Fall geklärt.

Damit war aber diesmal die Neugierde des Dr. Bopp noch nicht ganz zufrieden. Ein anderer griechischer Buchstabe mit einem langen Namen ist das Ypsilon. Was hat es damit auf sich? Da mein Griechisch äußerst beschränkt ist (viel weiter als mega–mikro, kalimera–kalispera und efcharisto–parakalo bin ich auch nach mehrmaligem Griechenlandurlaub nie gekommen) musste ich etwas weiter suchen. Das Ypsilon ist auf Griechisch das υ psilon. Das bedeutet auf Deutsch das einfache Y, oder wörtlicher das bloße, kahle Y. Das Wort psilon findet sich noch in Fremdwörtern wie Psilose, einer Bezeichnung für krankhaften Haarausfall, und Psilocybe, dem Namen der Pilzgattung der Kahlköpfe. Doch ich schweife wieder einmal ab.

Inwieweit ist das Y also kahl, bloß oder einfach? Im Frühgriechischen wurde es wie ein u ausgesprochen und hieß auch so. Im klassischen Griechisch verschob sich die Aussprache zu ü und später dann zu i. Irgendwann einmal fiel diese Aussprache mit der Aussprache der Buchstabenkombination oι zusammen. Im Gegensatz zum zweibuchstabigen oι war das Y also bloß oder eben einfach. Das Gleiche gilt übrigens für das Epsilon, dass als einfaches ε der im Griechischen gleich ausgesprochenen Buchstabenkombination aι gegenübersteht.

Noch kurz zur Aussprache: Die im heutigen Standarddeutschen übliche Aussprache ü (Ägüpten, hüpermodern) geht auf den Einfluss der Schulbildung zurück, die sich dabei am klassischen Griechisch orientiert. Noch bis im 19. Jahrhundert soll der Buchstabe y auch im Deutschen wie in den meisten anderen Sprachen einschließlich des Neugriechischen wie ein i ausgesprochen worden sein. Das y in Bayern haben die Bayern übrigens ihrem König Ludwig I. zu verdanken, der als großer Philhellene (Freund des Griechentums) per Anordnung verfügte, dass Baiern zu Bayern werden sollte. Man sieht wieder einmal mehr: Nicht alles was alt aussieht, ist es auch.

Was man nicht alles über Buchstaben schreiben kann! Ich höre jetzt aber trotzdem auf und verweise sie nur noch auf diese Seite.

Frau Weiß und Herr Strauß in der Schweiz

Herr M. hatte noch eine Ergänzungsfrage zu seiner gestrigen Frage zum Eszett in der Schweiz:

Frage

In meinem Nachnamen steckt auch ein ß. Wird ein ß im Nachnamen einer in der Schweiz lebenden Person auch „eingeschweizt“?

Antwort

Sehr geehrter Herr M.,

auch Ihr Name wird in der Schweiz orthographisch „eingebürgert“. Auf Schweizer Tastaturen (ja, das gibt es!) ist das Eszett nämlich schlichtweg nicht vorhanden. Da man den Buchstaben im Schreibunterricht auf der Schule nicht lernt, fließt er auch von Hand geschrieben – wenn überhaupt – nur ganz harzig und ungewohnt aus Feder, Kugelschreiber oder sonstigem Schreibinstrument. Deshalb wird in der Regel das ß auch in Eigennamen zu einem doppelten s.

Leider weiß ich aber nicht, wie das ß amtlich gehandhabt wird, wenn eine Frau Weiß oder ein Herr Strauß sich bei einer schweizerischen Gemeinde als Einwohner anmeldet oder gar den roten Pass mit dem weißen Kreuz erhält. Ich vermute, dass sie dann als Frau Weiss und Herr Strauss durchs amtliche Leben gehen. Es ist auch nicht völlig unmöglich, dass das ganz föderalistisch von Gemeinde zu Gemeinde oder von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt ist. Wenn zufällig eine in der Schweiz wohnhafte Frau Weiß, ein zum Schweizer gewordener Herr Strauß oder sonst jemand, der damit zu tun hat(te), diesen Beitrag liest: Erlösen Sie uns bitte von dieser Ungewissheit.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Die Maße und die Masse in der Schweiz

Frage

Wie unterscheidet ein Schweizer die Worte Masse und Maße?

Antwort

Sehr geehrter Herr M.,

die Schweizer unterscheiden Masse und Maße tatsächlich nicht im Schriftbild, aber dadurch entstehen keine Probleme. Normalerweise gibt nämlich schon der direkte Satzzusammenhang an, was gemeint ist (N.B.: Schweizer Leser sind sich im Gegensatz zu anderen Lesern von vornherein gewöhnt, dass ein Vokal vor ss kurz ODER lang ausgesprochen werden kann):

die idealE Masse eines Atoms
die idealEN Masse eines Models
Die Masse IST eineS der Masse, die …
Die Masse SIND nicht bekannt.

Auch wenn die Beugung der umstehenden Wörter nicht angibt, welches der beiden Wörter gemeint ist, gibt der weitere Satzzusammenhang Aufschluss: Man spricht selten von der Masse eines Mannequins und ebenso selten von den Maßen eines Atoms. Wenn es zu Wartezeiten kommt, weil die Menschen in Massen zuströmen, ist recht eindeutig, dass damit nicht in Maßen gemeint ist. In den äußerst seltenen Fällen, in denen auch das nichts hilft, kann man immer noch zu anderen Mitteln greifen. Zum Beispiel:

Masse (in cm) = Maße
Masse (Länge x Breite x Höhe) = Maße
Masse (in kg) = Masse
in grossen Massen = in Massen
mit (statt in) Massen geniessen = in Maßen (mit Massen genießen = unwahrscheinlich)

Das Gleiche gilt auch für Busse-Buße und Russen-Rußen. So außergewöhnlich ist dieser Fall übrigens nicht. Der Rest der Deutsch schreibenden Welt geht nämlich auch problemlos mit Fällen wie den folgenden um:

das Heroin – die Heroin
das Band – die Band
der Gang – die Gang
modern (Verb) – modern (Adjektiv)
die Gründung (das Gründen) – der Gründung (Grün-Dung)
die Hochzeit (Trauung) – die Hochzeit (Blütezeit)
umfahren – umfahren
der anhaltende Zug (stoppt) – der anhaltende Regen (stoppt nicht!!)

Die menschliche Sprache ist viel zu robust, als dass sie sich schon wegen einer kleinen Zweideutigkeit aus der Bahn werfen ließe. Es lassen sich natürlich immer mehr oder weniger theoretische Fälle konstruieren, in denen diese Zweideutigkeit tatsächlich zu Verständigungsproblemen führen kann, aber dann muss man halt ein anderes Wort wählen oder ein kurze Erläuterung mitliefern. Nicht einmal im Physikunterricht an Schweizer Schulen oder in schweizerischen Patentbüros, wo man sich regelmäßig sowohl mit Massen als auch mit Maßen abgibt, hat das Fehlen des Buchstabens ß je zu größeren Problemen geführt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

eBay und iPod: Namen mit kleinem Anfangssbuchstaben

Frage

Ihr Internetangebot ist sehr hilfreich. Beim Thema Markennamen bin ich allerdings nicht fündig geworden.

Bspw. eBay (wie vom Unternehmen geschrieben).

Ist es erlaubt diesen Begriff in etwas wie E-Bay umzuformen? Wenn der Begriff in der eBay-Form geschrieben wird, bleibt er dann bei Verwendung am Satzanfang ebenfalls in dieser Form (kleines e)?

Antwort

Sehr geehrter Herr B.,

Markennamen unterliegen insofern nicht den Rechtschreibregeln, als man ein Unternehmen oder ein Produkt im Prinzip so nennen kann, wie man will (solange man nicht mit einem geschützten Markenzeichen o. Ä. in Konflikt kommt). Namen wie eBay oder iPod verstoßen dann auch gegen ein bis zwei amtliche Rechtschreibregeln, sind aber dennoch nicht falsch oder gar „illegal“. Man kann sich höchstens darüber streiten, ob sie in dieser Form wünschenswert sind.

Es steht Ihnen frei, in einem nicht geschäftlichen Umfeld zum Beispiel E-Bay oder I-Pod zu schreiben, aber es ist nicht sicher, ob die Leser dann noch wissen, wer oder was gemeint ist. Diese Namen sind vor allem wegen ihres auffälligen optischen Effekts so gewählt worden. Bei der ursprünglichen Schreibung entsteht am Satzanfang tatsächlich ein kleines Problem, aber auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Sie können entweder sämtliche Proteste ihres Sprachgefühls und aller Rechtschreib- und Grammatikkorrekturprogramme außer Acht lassen und mit einem Kleinbuchstaben beginnen, oder Sie formen den Satz so um, dass ein solcher Produktname nicht am Anfang steht:

eBay ist ein Firmenname. iPod ist ein Produktname.

oder zum Beispiel:

Der Name eBay ist ein Firmenname und iPod ist ein Produktname.

Ich persönlich würde Ihnen in den meisten Fällen die zweiten Lösung empfehlen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Der Buchstabe B/der Buchstabe b

Frage

Heute haben wir in der Schule diskutiert, ob die folgende Aussage korrekt ist:

Das B –> Schreibe ein großes B.

Ich würde mich freuen, wenn Sie uns weiterhelfen könnten.

Antwort

Sehr geehrte Frau B.,

es freut mich, dass ich Ihnen weiterhelfen kann. Buchstaben sind sächlich. Es heißt also richtig:

das B oder das b

Siehe hierzu die die allgemeine Seite zur Beugung von Buchstaben.

In dieser Tabelle sehen wir auch, dass alle Formen – also auch der Genitiv und die Mehrzahlformen – ohne s geschrieben werden. In der gesprochenen Umgangssprache sagt man zwar manchmal /des bes/ und /die bes/, die Endung s wird aber in der Regel nicht geschrieben.

Was für ein Wort soll ich denn mit drei B, zwei C und einem Y legen!
Die Rundung des b zeigt nach rechts.

Dann noch diese erklärenden Beispiele zur Groß- und Kleinschreibung:

Schreibe ein großes B.
Schreibe ein kleines b.
Das Boot schreibt man mit B.
Ebbe wird mit zwei b geschrieben.
der Buchstabe B oder der Buchstabe b

Im Weiteren gilt, dass als Substantiv verwendete Buchstaben großgeschrieben werden:

Ich habe mir alles von A bis Z erklären lassen, denn Kenntnis der Materie ist das A und O, damit einem niemand ein X für ein U vormachen kann.

Kleingeschrieben wird allerdings, wenn der Kleinbuchstabe gemeint ist. Man denke da zum Beispiel an den berühmten Punkt auf dem i. Siehe die entsprechende Rechtschreibseite.

Mehr Rechtschreibinformationen zum Buchstaben B (oder b) finden Sie hier. Es fehlt allerdings noch die Information, dass im folgenden Fall großgeschrieben wird:

Wer A sagt, muss auch B sagen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp