Canoonet-Grammatik wird LEO-Grammatik

Es ist Ihnen wahrscheinlich schon aufgefallen, dass es Canoonet seit Anfang April nicht mehr gibt. Die Grammatikseiten, die Rechtschreibregeln und der Blog werden nun von LEO angeboten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Canoonet-Wörterbücher sind leider nicht mehr verfügbar. Flexionsinformationen, das heißt, Tabellen die Anzeigen, wie ein Wort gebeugt wird, finden Sie aber auch bei den deutschen Einträgen in den LEO-Wörterbüchern.

Ich bitte Sie noch einmal, die abrupten Adresswechsel und die zum Teil längeren Ausfälle in den letzten Monaten zu entschuldigen. Es war eine unsichere und wenig befriedigende Zeit. Ich bin froh, dass wenigstens ein Teil des Canoonet-Angebots bei LEO ein neues Zuhause gefunden hat. Ich bin davon überzeugt, dass wir Ihnen auch unter dem neuen Logo viel Nützliches anbieten können.

Wenn es hier und dort noch ein bisschen „holpert“, liegt das daran, dass die Eingliederung der Inhalte in die LEO-Seiten noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Warum „unverzeihlicherweise“ verzeihlicherweise nicht im Wörterbuch steht

Bemerkung

Danke für die schnelle Antwort. Übrigens steht Ihr „unverzeihlicherweise“ nicht in der Canoo-Liste, auch „verzeihlicherweise“ nicht.

Reaktion

Guten Tag Herr S.,

man kann von vielen Adjektiven ein mehr oder weniger übliches Adverb auf –erweise bilden. Dies geschieht häufig auch ad hoc, das heißt ganz spontan während des Sprechens oder Schreibens. Deshalb listen Canoonet und andere Wörterbücher lange nicht alle möglichen Ableitungen mit –erweise auf. Dies nicht nur wegen Platzmangels, was ja in der heutigen digitalen Welt viel weniger ein Problem ist als in der Zeit der dicken, vielbändigen Wörterbücher, die noch auf Papier gedruckt und gebunden werden mussten. Es ist auch nicht möglich und nicht sinnvoll, alle Ableitungen zu erfassen, die schon einmal verwendet worden sind oder einmal verwendet werden könnten. Hier ein paar Beispiele möglicher Bildungen, die nicht in (allen) Wörterbüchern zu finden sind:

abartigerweise, blamablerweise, cholerischerweise, diabolischerweise, enttäuschenderweise, fahrlässigerweise, grinsenderweise

… und viele andere mehr – auch mit positiver Bedeutung. Diese Ableitungen sind lange nicht alle stilistische Meisterwerke, aber das bedeutet natürlich nicht, dass sie nicht möglich sind.

Das Gesagte gilt nicht nur für die Adverbbildung mit -erweise, sondern auch für andere Worbildungsarten, mit denen noch neue Wörter gebildet werden können. Beispiele sind Ableitungen von Verben mit den Suffixen -bar und -ung und ganz besonders die Substantivzusammensetzungen, die in unendlicher Zahl bildbar sind.

Ich nenne hier deshalb wieder einmal einen wichtigen Grundsatz: Dass ein Wort nicht in den Wörterbüchern steht, heißt noch lange nicht, dass es das Wort nicht gibt oder nicht geben kann!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Heiß!

Selbst dieses Schattenplätzchen ist zu heiß zum Arbeiten (37 °C!):

Ich verlasse den Arbeitsplatz und gönne mir ein Eis.

Das Ausbleiben von Blogeinträgen bitte ich zu entschuldigen. Ich hoffe, dass es bis gegen Ende der Woche genügend abkühlt, dass ich Sie wieder mit neuen Artikeln belästigen/erfreuen kann.

Mit hochsommerlichen Grüßen

Dr. Bopp (strandfern und klimaanlagenlos)

Canoonet-App jetzt bereit für iOS 11

Wenn Sie auf Ihrem iPhone oder iPad unbedingt das neue iOS 11 installieren wollen, aber auf keinen Fall auf die Canoonet-App verzichten möchten, kommt hier die „erlösende“ Nachricht: Es funktioniert. Die Version 4.0 der Canoonet-App läuft auch unter iOS 11 problemlos. Gleichzeitig wurden ein paar Darstellungsprobleme auf größeren Displays behoben.

Die Canoonet-App ist im App Store erhältlich.

Zügeln

Wenn Sie bei Wörtern wie Zügeltermin, Zügelfirma, Zügelschachtel und Zügelstress an Pferde und Pferdesport denken, kommen Sie nicht aus der deutschsprachigen Schweiz. Das Verb zügeln hat nämlich im schweizerischen Deutsch, zumindest im eher umgangssprachlichen, zwei Bedeutungen.

Einerseits bedeutet es wie überall mit dem Zügel zurückhalten und im übertragenen Sinne beherrschen, unter Kontrolle bringen. Die anderswo unbekannte Verwendung ist umziehen, den Wohnort wechseln. Mit den eingangs genannten Wörtern ist also gemeint: Umzugstermin, Umzugsfirma, Umzugskarton und Umzugsstress.

Beide zügeln gehen auf das Verb ziehen zurück. Das allgemein gebräuchliche Verb gehört zu Zügel. Mit einem alten männlichen Suffix (-ila-) wurden Gerätebezeichnungen gebildet (vgl. auch z. B. Gürtel, Deckel, Schlägel, Schlüssel). Ein zugil war ein Gerät zum Ziehen – und ist es in der Form Zügel eigentlich immer noch. Das schweizerische zügeln kommt ebenfalls von Zug resp. ziehen, was ja nicht sehr erstaunlich ist, denn die gemeindeutsche Bezeichnung umziehen für einen Wohnungswechsel greift ja auch auf dieses Verb zurück.

Diesen kleinen Exkurs in die Regionalsprache haben Sie der Tatsache zu verdanken, dass unser Wohnungswechsel oder eben das Zügeln letzte Woche glimpflich verlaufen ist, die meisten Kartons wieder ausgepackt sind und sich bei mir der Zügelstress langsam wieder legt.

Umzug

Diese Woche sind Blogartikel spärlich und die Antwortzeiten lang. Das liegt daran, dass ich umziehe. Nicht der Blog und nicht Canoonet, sondern Dr. Bopp ganz privat hat morgen Umzugstag, und das bei Temperaturen die besser für einen karibischen Sommerkarnevalsumzug als für einen mitteleuropäischen Wohnungsumzug geeignet wären. Guten Mutes, aber doch schon leicht gestresst muss ich Sie deshalb um etwas Geduld bitten.

Wortbildung Umzug
Diese Wortbildungsinformationen finden Sie in Canoonet

Ich gelang?

Frage

[…] Es geht um:

Ich gelang (te) auf einem anderen Weg in den Besitz dieses Werkes.

Beim ersten Durchblättern der Grammatiktabellen in einem Werk des […]-Verlages stellte ich fest, dass die Formulierung „ich gelang“ dort nicht vorgesehen ist. Das verwirrt mich sehr, denn sowohl Canoo als auch Wiktionary sehen diese Form vor.

Antwort

Sehr geehrter Herr S.,

die Wortform ich gelang ist tatsächlich in Canoonet zu finden. Warum sie nicht im Werk steht, das Sie konsultiert haben, weiß ich natürlich nicht genau. Wichtig sind hier jedenfalls die folgenden beiden Präzisierungen:

Erstens: Die Form ich gelang gehört zum Verb gelingen. Das Verb gelangen wird regelmäßig gebeugt. Es heißt also korrekt:

Ich gelangte auf einem anderen Weg in den Besitz dieses Werks.

Die Form ich gelang kann nur als (umgangssprachlich oder poetisch) verkürzte Präsensform zu gelangen gehören:

Wie gelang[e] ich in den Besitz dieses Werks?

Zweitens: Die Vergangenheitsform ich gelang kommt äußerst selten vor. Das Verb gelingen wird vor allem in der dritten Person verwendet: etwas gelingt (jemandem). Die Formen der zweiten Person kommen selten vor, zum Beispiel wenn Gegenständliches personifiziert und direkt angesprochen wird:

Was soll ich tun, neuer Tag, dass du gut gelingst?
Lied, wie schlecht gelingst du mir!

Die Formen der ersten Person sind noch seltener. Sie sind wohl vor allem theoretisch möglich:

Lied, wie schlecht gelangst du mir! – Ich gelang dir nicht, weil …

Damit stellt sich die Frage, ob man solche Formen in Konjugationstabellen aufnehmen soll oder nicht. Nimmt man sie auf, könnte der Eindruck entstehen, sie seien allgemein üblich. Nimmt man sie nicht auf, sieht es so aus, als seien sie grundsätzlich falsch. Beides ist nicht der Fall.

Wenn man sie wie Canoonet anzeigt, müsste idealerweise auch eine recht detaillierte Beschreibung der Verwendungsmöglichkeiten von Formen dieser Art hinzugefügt werden. Solche detaillierten Angaben zur Verwendung „problematischerer“ Formen stehen schon lange auf meiner Wunschliste der Dinge, um die ich unsere Wörterbücher gerne ergänzt sehen würde. Aus Kapazitätsgründen verschiedener Art müssen Sie und ich uns aber leider noch gedulden und ohne sie auskommen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Vergissmeinnicht und Urlaub

Vergissmeinnicht

Weil sie im Garten und darum herum gerade so schön geblüht haben und sie einen so speziellen Namen tragen, hier ein paar Worte zum Vergissmeinnicht. Sie finden diese Angaben auch in etymologischen Wörterbüchern und andernorts, aber ich habe es hier einmal für Sie zusammengetragen:

Der ungewöhnliche Name Vergissmeinnicht kommt seit Anfang des 15. Jahrhunderts vor. Er wurde für Blumen verwendet, die nun andere, aber nicht viel weniger fantasievolle Namen tragen: Männertreu, Jelängerjelieber (eine Art Geißblatt) u.a.m. Die genaue Herkunft der Bezeichnung ist unbekannt, aber man nimmt an, dass diese Blumen als Aphrodisiakum angesehen wurden oder als Symbol für Liebende und die Vergänglichkeit der Liebe Verwendung fanden. Mitte des 16. Jahrhunderts (1561) findet man Vergissmeinnicht beim Schweizer Gelehrten Conrad Gesner zum ersten Mal als Name für die Blume mit den kleinen blauen Blüten und den rauhaarigen Blättchen.

Vergissmeinnicht

Ebenfalls im 15. Jahrhundert findet sich im Französischen die gleichbedeutende Bezeichnung ne m’oublie(z) mie (Modernfrz. ne m’oubliez pas). Ein gemeinsamer Vorfahre oder ein direkter Zusammenhang lässt sich offenbar nicht nachweisen. Interessant ist aber, dass sich dieser deutsche und französische Name wahrscheinlich mit Hilfe von botanischen Schriften auch in anderen Sprachen etablieren konnte. Hier ein paar Beispiele:

eng. forget-me-not
nld. vergeet-mij-nietje
schwed. förgätmigej
sp. nomeolvides
it. nontiscordardimé
russ. nezabúdka (незабудка)
poln. niezapominajka

Fast ebenso poetisch finde ich übrigens den botanischen Namen des Blümchens: Myosotis. Dieses griechische Wort bezieht sich auf die Form und die weiche Behaarung der Blättchen: Es bedeutet Mäuseohr.

Urlaub

Vom 25. Mai bis 5. Juni habe ich Urlaub (in einem Land, in dem das Blümchen neben myosotis auch ne m’oubliez pas heißt). Es wird also in den nächsten Tagen keine neuen Blogeinträge geben und auch auf eine Reaktion auf Ihre Fragen und Kommentare müssen Sie leider länger warten. Vom 6. Juni an werde ich versuchen, Ihnen so schnell wie möglich zu antworten. Vergessen Sie mich in der Zwischenzeit bitte nicht!

Urlaub und mehr

Diese Woche bin ich (halb) im Urlaub. Blogeinträge sind deshalb nicht zu erwarten und auch auf eine Reaktion auf Ihre Fragen und Kommentare müssen Sie leider etwas länger warten. Ich bitte Sie um Verständnis dafür.

Und wenn ich schon dabei bin, um Verständnis zu bitten: Wegen technischer Probleme war dieser Blog und die Frage/Kommentar-Seite leider ein paar Tage nur sehr schlecht erreichbar. Ab heute sollte alles wieder gewohnt schnell sein. Alles außer – wie bereits gesagt – meinen Antworten.