Keine zehn gebrauchte/gebrauchten(?) Apparate

Frage

Wie dekliniere ich hier richtig:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich keine 200 000 neu geschaffene/geschaffenen Sozialwohnungen sein.
Aktuell werden keine 100 gebrauchte/gebrauchten Apparate im Netz angeboten.

Antwort

Guten Tag Herr B.,

nach der gebeugten Form keine wird ein Adjektiv schwach gebeugt, das heißt, es hat dieselbe Endung wie nach z. B. dem bestimmten Artikel:

die neu geschaffenen Sozialwohnungen
keine neu geschaffenen Sozialwohnungen
die 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen
keine 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen

die gebrauchten Apparate
keine gebrauchten Apparate
die 100 gebrauchten Apparate
keine 100 gebrauchten Apparate

Das gilt auch, wenn keine umgangssprachlich nach einer Zahlenangabe die Bedeutung nicht, nicht einmal hat:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich keine 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen sein.
= Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich nicht 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein.

Aktuell werden keine 100 gebrauchten Apparate im Netz angeboten.
= Aktuell werden nicht einmal 100 gebrauchte Apparate im Netz angeboten.

Da keine wie nicht (einmal) verwendet wird, kommt manchmal auch wie nach nicht die starke Beugung vor, was ich aber nicht empfehlen würde:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich keine 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein [?]

Aktuell werden keine 100 gebrauchte Apparate im Netz angeboten [?]

Aber die Umgangssprache wäre nicht die Umgangssprache, wenn Sie sich daran hielte, was jemand wie Dr. Bopp empfiehlt. Standardsprachlich „unproblematisch“ formuliert man zum Beispiel so:

Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich nicht 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein.
Im Jahr 2029 werden es wahrscheinlich weniger als 200 000 neu geschaffene Sozialwohnungen sein.

Aktuell werden nicht einmal hundert gebrauchte Apparate im Netz angeboten.
Aktuell werden weniger als hundert gebrauchte Apparate im Netz angeboten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Des Öfteren?

Frage

Bei dem Mehrwortausdruck „des Öfteren“ hat mein Analysierer Probleme mit dem Wort „Öfteren“. Mir persönlich kam es nicht unvertraut vor, ich konnte aber auf Anhieb keine Erklärung für diese Wortform finden. […] Bei „des Weiteren“ hat mein Tool kein Problem, „Weiteren“ als substantiviertes Adjektiv im Komparativ mit der Flexionsendung „-en“ zu erkennen. Aber „oft“ ist ein Adverb und Adverbien gelten doch als unflektierbar? […]

Antwort

Guten Tag Herr H.,

die Form öfteren in des Öfteren kann wie weiteren in des Weiteren als Genitivform analysiert werden (es sind Adverbialgenitive). Bei des Öfteren handelt es sich um eine feste Wendung, die auf die Verwendung des Komparativs öfter als Adjektiv zurückgeht. Standardsprachlich ist diese Verwendung nicht mehr gebräuchlich, in der Umgangssprache kommt sie aber noch vor:

ihre öfteren Besuche
nach öfterer Wiederholung

Auch die heute nur selten vorkommende Superlativform öftesten geht auf die adjektivische Verwendung von oft bzw. öfter zurück:

die am öftesten gehörte Antwort
So tituliert er sich am liebsten und am öftesten.

Im heutigen Standarddeutschen werden oft und öfter nur als Adverbien und entsprechend ungebeugt verwendet. Die Superlativform am öftesten kommt – wie gesagt – nur selten vor. Normalerweise wird hierfür am häufigsten verwendet.

Daneben kam und kommt manchmal noch die Form öfterer (statt öfter) vor. Dieser doppelte Komparativ lässt sich dadurch erklären, dass öfter häufig nicht vergleichend, sondern verstärkend verwendet wird und dann (fast) die gleiche Bedeutung hat wie einfaches oft:

Das haben wir schon oft / öfter gehört.
Sie war oft / öfter in Talkshows zu sehen.

Zu dem so als Positiv empfundenen öfter wurde eine Komparativform öfterer und eine Superlativform öfterst gebildet.

Die Männchen schreien stärker, volltönender und öfterer als die Weibchen
und dieses ist der öfterste Fall

Diese Formen gelten standardsprachlich als nicht korrekt.

Im heutigen Standarddeutschen gibt es also nur das Adverb oft mit seiner Komparativform öfter (und dem Superlativ am häufigsten). Adjektivisch gebeugte Formen trifft man auch an, aber sie sind veraltet oder gelten als umgangssprachlich. Ausnahme: des Öfteren.

Ihr Analysierer hat wahrscheinlich deshalb Mühe mit mit der Form Öfteren, weil sie nicht nach heute geltenden Regeln gebildet wurde. Sie setzt ein Adjektiv oft voraus, das es in der heutigen Standardsprache nicht gibt.

Viel mehr zur Geschichte von oft und seinen Steigerungsformen finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Ungebeugtes »ein«: ein und dieselbe Sache, in ein bis zwei Monaten, das ein oder andere Problem

Frage

Warum steht hier „ein“:

ein und dieselbe Sache
(https://www.duden.de/rechtschreibung/ein_Zahl)

Sollte es nicht „eine und dieselbe Sache“ heißen? Im Duden fehlt die Erklärung.

Antwort

Guten Tag Frau S.,

ein bleibt häufig ungebeugt, wenn es durch und, bis oder oder mit zwei oder einer anderen Kardinalzahl oder andere verbunden wird. Diese Angabe ist auf Anhieb kaum verständlich. Die folgenden Beispiele helfen hoffentlich dabei, die Sache zu verdeutlichen:

Wir warten noch ein bis zwei Tage.
eine Mietdauer von zwischen ein und drei Jahren
Wir hatten noch das ein oder andere Problem zu lösen.
in ein und einer halben Stunde

Das ist auch dann der Fall, wenn ein durch und mit derselbe/dieselbe/dasselbe verbunden wird:

Das ist ein und dieselbe Sache.
für ein und denselben Zweck
mit ein und demselben Auto

Meist ist es auch möglich, ein zu beugen (siehe auch hier):

Wir warten noch einen bis zwei Monate.
eine Mietdauer von zwischen einem und drei Jahren
Wir hatten noch das eine oder andere Problem zu lösen.
in einer und einer halben Stunde

Bei der Wendung ein und derselbe/dieselbe/dasselbe kommt gebeugtes ein aber selten vor:

Das ist eine und dieselbe Sache.
für einen und denselben Zweck
mit einem und demselben Auto

Ein und dieselbe Sache und eine und dieselbe Sache sind also fast ein und dieselbe Sache. Die Version mit eine kommt allerdings seltener vor.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Im Duden-Wörterbuch finden Sie keine Erklärung, aber in anderen Duden-Werken wird dieser Fall schon behandelt (z.B. in Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle und in der Duden-Grammatik).

Vom Planet(en) Wissen und vom Planet(en) der Affen

Frage

Ich habe eine Frage zur schwachen Deklination der Substantive. Mich interessiert der Satz: „Ich komme vom Planet Wissen“ – ist es richtig so? Onlinetextprüfung verbessert in „vom Planeten“ .

Antwort

Guten Tag Frau S.,

automatische Textprüfer haben nicht immer recht, aber in diesem Fall ist die Verbesserung sehr wahrscheinlich gerechtfertigt. Das Substantiv Planet wird in der Standardsprache schwach gebeugt, das heißt, außer im Nominativ Singular hat es immer die Endung en („siebenmal en“, wie ein niederländischer Freund und Kollege es vor Jahren einmal im Deutschunterricht in Amsterdam gelernt hat).

Es heißt somit:

den Planeten Mars mit bloßem Auge sehen
für jeden Planeten eine Karte erstellen
zum Planeten Jupiter fliegen
Avatar spielt auf dem Planeten Pandora
die Atmosphäre unseres Planeten Erde

und entsprechend auch:

Ich komme vom Planeten Wissen
(= von einem Planeten namens Wissen)

Ausnahmen gibt es natürlich auch. Wenn ein schwach dekliniertes Substantiv allein steht, wird es häufig nicht dekliniert. So heißt es:

von einem Planeten zum andern
eine Zwischenform zwischen einem Planeten und einem Stern

aber ohne Endung:

von Planet zu Planet
eine Zwischenform zwischen Planet und Stern

Auch bei zitierten Namen von Titeln u. Ä. wird nicht gebeugt. Wenn also von der Fernsehserie „Planet Erde“ oder der ARD-Sendung „Planet Wissen“ die Rede ist, bleibt der Name in der Regel artikellos und ungebeugt:

die letzte Folge von Planet Erde (auch: von „Planet Erde“)
Ich komme von Planet Wissen (auch: von „Planet Wissen“)

So viel zu Standardsprache. In der Umgangssprache werden schwach deklinierte Substantive im Akkusativ und im Dativ manchmal auch ohne Endung verwendet:

eine Karte für jeden Planet
den Planet Mars sehen
auf dem Planet Pandora

Das gilt standardsprachlich (noch?) nicht als korrekt, es ist aber keine neue Erscheinung. So wurde zum Beispiel schon vor über fünfzig Jahren bei den deutschen Titeln einer amerikanischen Science-Fiction-Filmreihe (bewusst?) Planet statt eigentlich korrekt Planeten gewählt:

Rückkehr zum Planet der Affen (1970)
Flucht vom Planet der Affen (1971)
Eroberung vom Planet der Affen (1972) [!]
Die Schlacht um den Planet der Affen (1973)

Selbst wenn den für diese Titel Verantwortlichen bewusst war, dass es eigentlich zum Planeten der Affen, vom Planeten der Affen, des Planeten der Affen und um den Planeten der Affen heißen müsste, zeigt die Wahl, dass die ungebeugten Formen auch damals schon vorkamen und relativ gebräuchlich waren. Die Fans des Genres kann es wahrscheinlich kaum stören, ob die Filme auf dem Planeten der Affen oder auf dem Planet der Affen spielen. Wer sich der gebräuchlichen Standardsprache bedienen möchte, spricht und schreibt aber am besten vom Planeten der Affen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Warum es zu unser aller Bestem und nicht zu unser aller Besten ist

Frage

Eine Freundin und ich sind uns unsicher, wie es richtig heißen muss: „Das ist zu unser aller Bestem“ oder „Das ist zu unser aller Besten“? Unser Tipp ist, dass „unser aller Bestem“ korrekt ist, da man hier ja […] den Dativ verwendet.

Antwort

Guten Tag Herr U.,

richtig ist hier tatsächlich:

zu unser aller Bestem

Ein (substantiviertes) Adjektiv wird schwach gebeugt, wenn ein Artikelwort vor ihm steht, dessen Endung den Fall schon angibt:

das Beste für uns alle
zum (= zu dem) Besten der Kinder
zu unserem Besten

Ein (substantiviertes) Adjektiv wird stark gebeugt, wenn kein Artikelwort vor ihm steht, dessen Endung den Fall schon angibt:

nichts Bestes
für dein Bestes
zu Susannes Bestem

Das bringt uns zum Unterschied zwischen zu unserem Besten und zu unser aller Bestem:

Im Gegensatz zu unserem ist die Wendung unser aller kein Possessivartikel. Es ist der Genitiv von wir alle:

Nom.: wir alle
Akk.: uns alle
Dat.: uns allen
Gen.: unser aller

Als solches ist es ein Genitivattribut zum substantivierten Adjektiv Bestes:

zu wessen Bestem?
zum Besten aller
zum Besten unser aller

Wenn ein Genitivattribut vorangestellt wird, fällt der Artikel weg (hier: zum → zu). Es steht dann kein gebeugtes Artikelwort mehr vor dem substantivierten Adjektiv, so dass die starken Endungen zum Zug kommen:

unser aller Bestes
für unser aller Bestes

Also auch im Dativ:

zu unser aller Bestem

wie zum Beispiel auch:

zu Susannes Bestem
zu Herrn U.s Bestem

Mehr zu unser aller und unser beider finden Sie in diesem (nicht mehr ganz taufrischen) Blogartikel.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das Café Huber im Genitiv und im Plural

Frage

Ich möchte „Café Huber“ deklinieren, und zwar Genitiv und Plural. Kann man beim Gesamtbegriff das -s weglassen?

Antwort

Guten Tag Frau W.,

der Genitiv des Namens Café Huber kann mit und ohne Genitiv-s gebildet werden (vgl. hier und hier):

des Cafés Huber
des Café Huber

Ebenso zum Beispiel:

des Hotels Central
des Hotel Central

des Bahnhofs Altona
des Bahnhof Altona

des Theaters an der Wien
des Theater an der Wien

Ich halte allgemein die Varianten mit Genitiv-s für besser und entsprechend für empfehlenswert. Da aber die Tendenz, bei Eigennamen mit Artikel die Genitivendung wegzulassen, sehr stark ist, kann man die endungslose Variante nicht mehr als falsch bezeichnen.

Nicht richtig ist es, bei Namen dieser Art das Genitiv-s ganz am Ende anzuhängen:

nicht: *des Café Hubers
nicht: *des Hotel Centrals
nicht: *des Bahnhof Altonas

So viel zum Genitiv. Bei der Pluralbildung bin ich eigentlich überfragt, denn ohne Kontext ist es nur schwer vorstellbar, was gemeint ist. Ein Beispiel könnte sein, dass es irgendwo zwei Cafés mit demselben Namen gibt. Dann könnte man wie folgt formulieren (auch hier mit und ohne Endung, aber der Fall ist so selten, dass es weder Regeln noch allgemeine Tendenzen gibt):

die beiden Cafés Huber
die beiden Café Huber

Meist ist es wahrscheinlich besser, je nach Kontext anders zu formulieren. Zum Beispiel:

die Lokale/Cafés mit dem Namen »Café Huber«
die Cafés der Huber-Kette

Man kann also jemanden zu einem Besuch des Cafés Huber oder des Café Huber einladen. Und wenn es deren zwei gibt, sollte man angeben, in welches der beiden Cafés Huber, der beiden Café Huber oder der beiden Cafés mit dem Namen Huber man einlädt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Direktor des Amsterdamer Rijksmuseum(s): (fremdsprachige) Eigennamen mit Artikel im Genitiv

Frage

Es geht um die Beugung von Eigennamen, und zwar im Speziellen solchen, die aus anderen Sprachen stammen wie dem Englischen etwa oder dem Niederländischen. Würden Sie bei „Direktor des Amsterdamer Rijksmuseum(s)“ ein Genitiv-s verwenden oder nicht? Oder bei „Musik des (fiktiven) Westminster Trio(s)“? […] „Museum“ und „Trio“ sind auch deutsche Wörter, weswegen es mir wehtut, diese nicht zu beugen, nur weil sie zu einem nichtdeutschen Eigennamen gehören. Wie sehen Sie das? Oder gibt es gar eine Duden-Regel, die mir entgangen ist?

Antwort

Guten Tag Herr H.,

es gibt im Deutschen eine Tendenz, Eigennamen im Genitiv ungebeugt zu lassen, wenn sie mit einem Artikel o. Ä. stehen. Das gilt für alle Namen, nicht nur für solche, die aus einer anderen Sprache kommen.

Im heutigen Deutschen gilt dies praktisch immer für Personennamen:

die Werke des jungen Goethe
das Spielzeug des kleinen Mark
die Liebe des Otto Weidt

Bei geografischen Namen kommen häufig sowohl die gebeugte als auch die ungebeugte Form vor:

die Hauptstadt des Irans / des Iran
die Berge des Engadins / des Engadin
die Geschichte des modernen Europas / des modernen Europa
die Sehenswürdigkeiten des kaiserlichen Wiens / des kaiserlichen Wien

Dies gilt allerdings nicht für alle geografischen Namen. Nach der Art eines kleinen gallischen Dorfes widerstehen einige männliche und sächliche Namen noch tapfer der Endungslosigkeit. Praktisch immer mit einer Genitivendung stehen zum Beispiel:

die Mündung des Rheins
die Hauptstadt des Baskenlandes
die größte Insel des Mittelmeers

Auch für viele Namen anderer Art gilt, dass sie im Genitiv mit oder ohne Endung verwendet werden:

Besuch des Praters / des Prater in Wien
der Eingang des Kopenhagener Tivolis / des Kopenhagener Tivoli
die Gäste des Hiltons / des Hilton in Malta
die Filialleiterein des Aldis / des Aldi in unserer Stadt

Das erstreckt sich auch auf Namen mit „gewöhnlichen“ Wörtern:

die Direktorin des Frankfurter Zoos / des Frankfurter Zoo
die Besucher des Nationalparks Hohe Tauern / des Nationalpark Hohe Tauern
der Neubau des Kunsthauses Zürich / des Kunsthaus Zürich

Bei der letzten Gruppe halte ich die gebeugte Version für besser. Ich kann aber die ungebeugte Version nicht (mehr) als grundsätzlich falsch bezeichnen (siehe auch hier).

Das gilt ähnlich auch für anderssprachige Namen, die deutschen Namen gleichen und (fast) wie deutsche Namen ausgesprochen werden:

der Direktor des Amsterdamer Rijksmuseums / des Amsterdamer Rijksmuseum
die Musik des Westminster Trios / des Westminster Trio

Namen, die eindeutig nur fremdsprachig sind, werden häufig nicht gebeugt, sie können aber auch mit Genitiv-s stehen:

die Direktion des Louvre / des Louvres
die Gemäldesammlung des Prado / des Prados
das Atrium des New Yorker MoMA / des New Yorker MoMAs

Wie Sie sehen, geht es hier mehr um Tendenzen als um Regeln. Daran kann oder könnte auch der Duden nichts ändern.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Schwach oder stark: keine 100 gebrauchte/gebrauchten Fahrzeuge?

Frage

Wie dekliniere ich hier richtig:

In fünf Jahren wird es keine 200 000 neu geschaffene / geschaffenen Sozialwohnungen geben.

Aktuell werden keine 100 gebrauchte / gebrauchten Fahrzeuge dieses Typs im Netz angeboten.

Antwort

Guten Tag Herr B.,

nach der gebeugten Form keine wird ein Adjektiv schwach gebeugt, das heißt, es hat die Endung en:

keine neuen Sozialwohnungen
keine neu geschaffenen Sozialwohnungen
keine 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen
In fünf Jahren wird es keine 200 000 neu geschaffenen Sozialwohnungen geben.

keine gebrauchten Fahrzeuge
keine 100 gebrauchten Fahrzeuge
Aktuell werden keine 100 gebrauchten Fahrzeuge dieses Typs im Netz angeboten.

Das gilt auch, wenn keine umgangssprachlich vor einer Zahlenangabe die Bedeutung nicht oder nicht einmal hat. Vor allem wenn keine für (noch) nicht einmal steht, kommt manchmal allerdings auch die starke Endung e vor wie nach nicht oder einer unverneinten Zahlenangabe:

Aktuell werden keine 100 gebrauchte Fahrzeuge diese Typs im Netz angeboten. [??]
Vgl. : Aktuell werden nicht einmal 100 gebrauchte Fahrzeuge diese Typs im Netz angeboten.
Vgl. : Aktuell werden 100 gebrauchte Fahrzeuge diese Typs im Netz angeboten.

Die Fragezeichen in eckigen Klammern sollen angeben, dass ich Formulierungen wie keine 100 gebrauchte nicht empfehlen würde, auch wenn sie vielleicht manchen gar nicht so falsch in den Ohren klingen. Und wenn es unbedingt richtig sein soll, ist nicht einmal hundert ohnehin besser als keine 100.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Auf dem oder auf den Markt einkaufen gehen?

Frage

Der Satz: „Anna geht häufig auf dem Markt einkaufen“ klingt für mich besser als „Anna geht häufig auf den Markt einkaufen“. Würden Sie hier nach der Wechselpräposition „auf“ auch den Dativ wählen?

Antwort

Guten Tag Herr M.,

die Frage lautet, in welchem Kasus Ortsbezeichnungen bei einkaufen gehen stehen. Gibt man an, wo man einkaufen geht (mit Dativ) oder wohin man einkaufen geht (mit Akkusativ)? Beides ist vertretbar:

a) gehen, um irgendwo einzukaufen:
Wo kaufe ich ein? – Ich kaufe auf dem Markt ein.

b) irgendwohin gehen, um einzukaufen
Wohin gehe ich? – Ich gehe auf den Markt.

Im ersten Fall ist die Ortsangabe von einkaufen abhängig, im zweiten Fall ist sie von gehen abhängig.

Grammatisch ist beides vertretbar, aber kommt auch beides vor? Die Antwort auf diese Frage ist ein „klares Jein“. Im Internet und im DWDS-Korpus kommt einkaufen gehen sehr viel häufiger mit dem Dativ vor. Hier ein paar Beispiele:

Im Supermarkt können Sie aber noch in Ruhe einkaufen gehen.
… in einem normalen Kaufhaus Strumpfhosen einkaufen geht
in dem Supermarkt, in dem meine Freundin immer einkaufen geht
Rodeo Drive, die Straße, in der die Stars einkaufen gehen
Wenn [er] in der Markthalle am Hafen einkaufen geht
Vom Franzosen […], der meist nur einmal pro Woche in einem Hypermarché einkaufen geht
bei der Entscheidung, wo man einkaufen geht
Was tun, wenn mein Kind im Internet einkaufen geht?
in Hamburg/Leipzig/Innsbruck/Zürich einkaufen gehen

Selten sind Fundstellen, in denen einkaufen gehen mit dem Akkusativ steht. Hier ein paar Beispiele:

wenn Sie in den Supermarkt einkaufen gehen
wenn ich mit meiner Geldbörse auf den Markt einkaufen gehe
Du gehst in die Stadt einkaufen, wie immer.
dürfen […] einmal im Monat Gewisses in die Schweiz einkaufen gehen
Er muß nur, bevor er in den Intershop einkaufen geht, einen Weg zur Bank machen
da die Liechtensteiner ins benachbarte Ausland einkaufen gingen
ehemalige Kunden, die […] heimlich nach Dubraucke einkaufen gehen

Der langen Rede kurzer Sinn: Richtig ist bei einkaufen gehen sowohl der Dativ als auch der Akkusativ. Sehr viel üblicher sind aber Formulierungen mit dem Dativ. Ich würde also eher auf dem Markt einkaufen gehen wählen als auf den Markt einkaufen gehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Adjektivbeugung: immer zweimal er

Frage

Folgender Satz bereitet mir bezüglich des Kasus Probleme:

Nebenleistungen dienen der Erfüllung der Hauptleistung oder dem Schutz sonstiger vertragsrelevanten Interessen einer Vertragspartei.

Das Adjektiv „vertragsrelevanten“ müsste doch im Genetiv stehen (… dienen der Erfüllung wessen? Der Erfüllung vertragsrelevanter Interessen). […]

Antwort

Guten Tag Herr F.,

in diesem Satz sollten die aufeinanderfolgenden Adjektive parallel gebeugt werden, das heißt, das auf das Adjektiv sonstig folgende Adjektiv sollte die gleiche Endung wie sonstig haben:

Nebenleistungen […] dienen […] dem Schutz sonstiger vertragsrelevanter Interessen.

Vergleiche hierzu die Angaben auf dieser Seite in der LEO-Grammatik.

Ist die nicht parallele Beugung sonstiger vertragsrelevanten einfach nur falsch und unbegreiflich? Standardsprachlich ist sie tatsächlich nicht akzeptiert, aber völlig unverständlich ist sie nicht.

Bei der männlichen starken Dativendung em kommt die sogenannte Wechselbeugung nämlich häufig vor, auch in der Standardsprache. Hier einige Beispiele, die mir bei einem schnellen Blick ins Internet und in das Korpus des DWDS begegnet sind:

Parallele Beugung:

Geschichten mit sonstigem politischem Hintergrund
Informationen zu missbräuchlichem oder sonstigem betrügerischem Verhalten
Knüppel aus sonstigem legiertem Stahl
Man findet den Begriff vor allem auf sonstigem abgepacktem Gemüse
die Möglichkeit, aus sonstigem berechtigtem Interesse zu kündigen
mit sowjetischen Waffen und sonstigem militärischem Gerät
von der Heiligen Schrift oder sonstigem christlichem Vorstellungsgut bestimmt
Schäden an sonstigem elektrischem Zubehör

Wechselbeugung:

Arbeitsverträge mit sonstigem pädagogischen Personal
Haftung bei sonstigem fehlerhaften Prospekt
bei sonstigem freien Vermögen der GmbH
Teppiche voller Schilf, Gras und sonstigem losen Bewuchs
Der Qualitätsanspruch zeigt sich an Becherhaltern und sonstigem polierten Metall.
Mitarbeitende in Seelsorge und sonstigem kirchlichen Dienst
auf sonstigem elektronischen Wege
mit sonstigem regelmäßigen Einkommen

Dabei fällt auf, dass die Wechselbeugung (em – en) im Korpus häufiger vorkommt als die parallele Beugung (em – em).

Bei der Endung er habe ich so schnell gar kein Gegenbeispiel zur parallelen Beugung (er – er) gefunden:

als CEO oder in sonstiger gehobener Position
mit sonstiger, fundierter Berufserfahrung
eine zweistündigen Ruhepause zu sonstiger freier Verfügung
ohne Ansehen ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder sonstiger individueller Eigenschaften
aufgrund sonstiger zu tilgender Darlehen
die Erhebung sonstiger sachdienlicher Informationen
im Rahmen sonstiger gesetzlicher Schranken
die Delikte sonstiger Krimineller

Ein anderer Einfluss könnte sein, dass ein Adjektiv nach einem gebeugten Artikelwort schwach gebeugt wird:

der Schutz der vertragsrelevanten Interessen
der Schutz dieser vertragsrelevanten Interessen
der Schutz Ihrer vertragsrelevanten Interessen

Das Wort sonstiger ist vielleicht kein „Standardadjektiv“, aber es ist ein Adjektiv und kein Artikelwort und entsprechend sollte es also heißen:

der Schutz sonstiger vertragsrelevanter Interessen

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp