Griechischer Salat vs schottischer Whisky

Frage

Worin besteht der Unterschied zwischen einem „griechischen Salat“ und einem „Salat griechischer Machart“? Meiner Meinung nach kann ein Salat griechischer Machart von jedem gemacht werden, ein griechischer Salat jedoch muss in Griechenland gezogen und geerntet oder von einem Griechen zubereitet sein!

Antwort

Guten Tag F.,

griechischer Salat und Salat griechischer Machart bezeichnen sehr oft dasselbe. In Griechenland geernteten Salat nennt man zwar tatsächlich nur griechischen Salat, aber ein Salat griechischer Machart wird meistens ebenfalls einfach griechischer Salat genannt. Diese Bezeichnung hat sich für ein Salatgericht, das unter anderem Tomaten, Gurken, Feta und Oliven enthält, eingebürgert.

Geografische Adjektive bezeichnen nicht immer die direkte Herkunft, sondern manchmal, wie hier, die ursprüngliche oder sogar nur die vermeintliche Herkunft. Gerade bei Gerichten kommt dies häufiger vor:

griechischer Salat
französische Salatsauce
chinesische Nudeln
russische Eier
Wiener Schnitzel
Frankfurter Würstchen

All diese Gerichte müssen nicht aus dem entsprechenden Land oder der entsprechenden Stadt kommen. Sie können sie selbst in Ihrer Küche zubereiten, in Ihrem Lebensmittelgeschäft kaufen oder in einem Restaurant in Ihrer Umgebung bestellen.

Bezeichnungen dieser Art kommen auch im „Non-Food-Bereich“ vor (insbesondere Pflanzen- und Tiernamen):

Appenzeller Sennenhund (eine Hunderasse)
Sibirische Schwertlilie (eine Lilienart)
amerikanische Buchhaltung (Art der doppelten Buchführung)
englische Krankheit (Rachitis)
russisches Roulette (lebensgefährlich!)

Gewisse Namen sind allerdings geschützte geografische Angaben, das heißt, die Produkte müssen aus der im Namen genannten Region kommen. Zum Beispiel:

Bündnerfleisch
Dresdener Stollen
Nürnberger Lebkuchen
Kölnisch Wasser

Ganz allgemein ist man bei der Verwendung von geografischen Bezeichnungen an strengere Regeln gebunden, wenn man Produkte verkaufen will. Wenn es sich nicht um eine gebräuchliche Bezeichnung für etwas handelt, darf eine Herkunftsbezeichnung nur dann verwendet werden, wenn das Produkt auch tatsächlich aus der entsprechenden Region kommt. Toskanisches Olivenöl muss aus der Toskana kommen, spanische Wurst aus Spanien, schottischer Whisky aus Schottland usw.

Über die Begriffe italienischer Fußball und deutscher Fußball schreibe ich heute, „am Tag danach“, besser nichts .

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Mit frischem Bärlauch

Passend zur Saison (oder ist sie schon wieder vorbei?) gibt es heute eine Bärlauchfrage:

Frage

Wie heißt es richtig: „Frischkäsecreme mit frischem Bärlauch“ oder „Frischkäsecreme mit frischen Bärlauchblättern“? Bitte bedenken Sie, dass in die Frischkäsecreme mehrere Bärlauchblätter reinkommen 🙂

Antwort

Sehr geehrte Frau K.,

richtig ist beides, häufiger kommt vor:

Frischkäsecreme mit frischem Bärlauch

Man kann Bärlauch als Stoffbezeichnung wie zum Beispiel Kaffee, Weizen, Kohlrabi, Feldsalat, Spinat, Brunnenkresse usw. verwenden. Es steht dann in der Einzahl und hier ohne Artikel. Ob Sie die Frischkäsecreme mit einem halben, einem ganzen oder mehreren Bärlauchblättern zubereiten, spielt dabei keine Rolle. Letzteres gilt natürlich nur für die sprachliche Formulierung, nicht für den Geschmack!

Ihre Frage bringt mich auf die Idee, dieses Wochenende wieder einmal etwas mit Bärlauch zu essen. Mir gefällt der Knoblauchgeschmack der jungen Bärlauchblätter auch zum Beispiel im Salat zusammen mit jungem Spinat, an einer Vinaigrette, dazu frisches Brot – ich komme ganz vom Thema ab … Vielen Dank für diese Frage!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Joghurt und Joga

Wenn man am Sonntagmorgen bei Mü(e)sli mit Joghurt in einem Artikel das Wort Joga liest, fragt man sich aus Versehen plötzlich, ob man nicht wieder einmal etwas Gesundes für Leib uns Seele tun sollte und ob eventuell Joga eine geeignete Lösung dafür sein könnte. Wenn man dann wie ich keine Lust hat, sich schon mit solch schwerwiegenden Fragen zu beschäftigen, bringt die Berufsdeformation die Rettung: Joghurt – Joga, beides ist gesund und klingt sehr ähnlich. Es gibt hier bestimmt einen wortgeschichtlichen Zusammenhang!

Bevor die Spannung nun ins Unerträgliche steigt, sei es gleich verraten: Außer der lautlichen Ähnlichkeit gibt es keinen Zusammenhang zwischen den beiden Wörtern. Sie kommen sogar aus zwei verschiedenen Sprachfamilien.

Das Wort Joghurt (auch Jogurt geschrieben) haben wir aus dem Türkischen übernommen. Dort bedeutet yoğurt „dicke Milch“ und eben „Joghurt“. Es gehört in die gleiche Wortfamilie wie yoğun „dicht, dick, kompakt“ und yoğmak „gerinnen, dick werden“.

Das Türkische gehört zu den altaischen Sprachen. Das Deutsche hingegen gehört zu den indoeuropäischen Sprachen, und das Wort Joga (auch Yoga geschrieben) hat indoeuropäische Wurzeln. Es ist ein altindisches Wort, das ursprünglich die Bedeutung „Verbindung, Vereinigung“ hatte und mit einem ganz anderen Wort als Joghurt verwandt ist, das man auch heute noch kennt. Über ein altindisches Verb, das „verbinden, anschirren“ bedeutet, kann es mit dem Vorfahren des Wortes Joch in Verbindung gebracht werden.

Feinheiten und philosophischen Hintergründe außer Acht lassend könnte man also den folgenden Schluss ziehen: Joga – Joch, Entspannung durch Anspannung. Ich werde es heute jedenfalls beim Joghurt bleiben lassen.

Zwei Köpfe Kopfsalat

Frage

Ist „Kopfsalat“ eigentlich eine Sortenbezeichnung oder ist „Kopf“ eine Stückangabe, so dass es getrennt geschrieben werden muss?  Zum Beispiel „zwei Kopf (oder Köpfe) Salat“?

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

beides ist zutreffend:

  • Kopf wird unter anderem für Gemüse verwendet, das einen runden Körper bildet, der etwa der Größe eines Kopfes entspricht. Dieses Wort Kopf wird auch als Mengenangabe verwendet:
  • ein Kopf Salat
    ein Kopf Blumenkohl
    zwei Köpfe Eisbergsalat (selten zwei Kopf …)

  • Kopfsalat ist eine bestimmte Salatsorte mit hellgrünen Blättern, die einen solchen Kopf bilden. Der wissenschaftliche Name lautet Lactuca sativa var. capitata. Das lateinische Adjektiv capitatus, capitata bedeutet hier übrigens so etwas wie mit einem Kopf, einen Kopf habend.
  • ein Kopfsalat
    zwei Kopfsalate

Wenn Sie auf dem Markt, beim Bauern oder in einer der wenigen noch bestehenden „bemenschten“ Gemüseabteilungen eines Lebensmittelgeschäftes zwei Exemplare dieser Salatsorte kaufen möchten, können Sie also zwei Kopfsalate oder zwei Köpfe Kopfsalat verlangen.

Zwei Köpfe Kopfsalat habe ich noch nie gesagt, aber ich werde es mir beim nächsten Salateinkauf wohl kaum verkneifen können. Nur schon deshalb lohnt es sich, wieder einmal Kopfsalat zu essen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Madeira und die Rechtschreibreform

Ich kann nun aus eigener Erfahrung sagen, dass Madeira eine Reise wert ist. Man kann dort ausgezeichnet wandern, Natur und Berglandschaften bewundern, über kurvige Straßen gemächlich von einer eindrucksvollen Aussicht zur nächsten fahren, und dies bei angenehmen 20 bis 25 Grad. Die Insel ist grün, grüner, am grünsten und trägt den Beinamen „Blumeninsel“ ganz zu Recht: Wo man auch hinschaut, überall blüht etwas. Dank Fisch, den man auf einer Insel natürlich überall bestellen kann, und dank lokalem Wein oder vom portugiesischen Festland importiertem jungem vinho verde hat die Gastronomie auch für Liebhaber und Liebhaberinnen nicht allzu deftiger Küche vieles zu bieten. Nur denjenigen, für die breite Sandstrände und immerwährender Sonnenschein unverzichtbare Bestandteile eines gelungenen Urlaubs sind, würde ich ein anderes Reiseziel empfehlen.

Bevor der Verdacht aufkommt, dass ich auf der Lohnliste des madeirischen Fremdenverkehrsamtes stehe, folgt nun doch noch etwas eher Sprachliches. In einem halb englisch, halb portugiesisch geführten Gespräch erfuhr ich, dass die portugiesischen Schüler (Madeira gehört zu Portugal) nach den Sommerferien die neue, reformierte portugiesische Rechtschreibung lernen und verwenden müssen. Beim Thema Rechtschreibreform wurde ich natürlich neugierig.

Die Details werde ich Ihnen hier ersparen. Es geht bei dieser Reform vor allem darum, die Rechtschreibung in den verschiedenen lusophonen Ländern möglichst zu vereinheitlichen. (Das Adjektiv lusophon ist ein Fachausdruck für portugiesischsprachig.) Die größten Unterschiede gibt es dabei zwischen einerseits dem brasilianischen Portugiesisch und andererseits dem Portugiesisch in Portugal und anderen Ländern.

Eine Rechtschreibreform ohne Proteste gibt es natürlich nicht. So fand unser madeirischer Gesprächspartner es nicht „gerecht“, dass in Portugal  mehr Wörter an die brasilianische Schreibung angepasst werden als umgekehrt. In Brasilien sind ca. 0,5 % des Wortschatzes betroffen, in Portugal und den anderen portugiesischsprachigen Ländern ca. 1,6 %. Das hat damit zu tun, dass nach der Reform viele nicht mehr ausgesprochene Konsonanten weggelassen werden (z. B. correcto wird correto). Das tut man in Brasilien schon länger.

Uneinigkeit gibt es bei Rechtschreibreformen immer. Interessant finde ich hier aber vor allem etwas anderes. Die Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung dauerte lange und verlief nicht ganz ohne Holpern und Stolpern. In der Lusophonie geht das nicht anders: Der Beschluss, eine Reform durchzuführen, wurde von den folgenden Ländern (außer Osttimor) am 16. Dezember 1990 gemeinsam gefasst. Zu einer einheitlichen Einführung ist es aber nicht gekommen:

  • Angola: voraussichtliche Einführung im März 2013
  • Brasilien: Übergangsphase vom 1. Januar 2009 bis 31. Dezember 2012
  • Guinea-Bissau: Reform angenommen, kein Einführungsdatum festgelegt
  • Kap Verde: Übergangsphase vom 1. Oktober 2009 bis Oktober 2019
  • Mosambik: kein Beschluss vor Beendigung einer (2008 begonnenen) „technischen Evaluation“
  • Portugal: Übergangphase vom 13. Mai 2009 bis 13. Mai 2015; Einführung an Schulen im Schuljahr 2011/2012, im öffentlichen Dienst am 1. Januar 2012
  • Osttimor: Reform angenommen, kein Einführungsdatum festgelegt
  • São Tomé und Príncipe: Reform angenommen, kein Einführungsdatum festgelegt

„Wir“ sind also nicht die einzigen, denen so etwas nicht ganz harmonisch und hindernisfrei gelingt. So viel zum Thema Reformen und deren Einführung. Das war sozusagen mein Souvenir aus dem portugiesischsprachigen Madeira. Ab morgen geht es dann wieder um die deutsche Sprache und Rechtschreibung.

Ein Stück ökologisch einwandfreier Schweinebraten

Draußen ist es für einen Sonntagmorgen im Juni sehr, sehr grau. Leichtes Getröpfel hat in Kombination mit Windböen aus unterschiedlichen Richtungen sämtliche Pläne für ein Frühstück auf der Terrasse zunichtegemacht. Ich schiebe es einfach einmal diesem wenig inspirierenden Wetter in die Schuhe, dass ich Sie schon wieder mit Mengenangaben belästige. Sie sind wahrscheinlich nicht gerade das Interessanteste, was die deutsche Sprache zu bieten hat, aber sie geben immer wieder Anlass zu Fragen. Das Beispiel in Frau F.s Frage passt im Übrigen gut zu einem klassisches Sonntagsmenü. Ich bin mir bewusst, dass diese Wahl für vegetarisch, koscher und halal essende Menschen oder für Leserinnen und Leser, die streng auf ihren Cholesterinspiegel achten müssen, ungeeignet ist. Der Schweinebraten ist aber immerhin ökologisch einwandfrei – und es geht sowieso nur um Grammatik.

Frage

Heißt es „mit einem Stück ökologisch einwandfreien Schweinebraten“ oder „mit einem Stück ökologisch einwandfreiem Schweinebraten“? Starke oder schwache Beugung?

Antwort

Sehr geehrte Frau F.,

richtig ist:

mit einem Stück ökologisch einwandfreiem Schweinebraten.

Es geht hier u. a. um die Frage der Deklination bei Mengenangaben. Wenn das Gemessene in der Einzahl steht und von einem Adjektiv begleitet wird, steht es heute in der Regel im gleichen Fall wie die Maßangabe. Gemessen wird hier ökologisch einwandfreier Schweinebraten, die Maßangabe ist Stück:

ein Stück ökologisch einwandfreier Schweinebraten
für ein Stück ökologisch einwandfreien Schweinebraten
mit einem Stück ökologisch einwandfreiem Schweinebraten
wegen eines Stücks ökologisch einwandfreien Schweinebratens

In Ihrem Beispiel, das heißt nach mit, sollte der Schweinebraten also im Dativ stehen.

Das Adjektiv einwandfrei wird stark gebeugt, weil es ohne Artikelwort vor dem Nomen steht, das es bestimmt. Der Artikel einem gehört nämlich nicht zu Schweinebraten, sondern zu Stück. Das adverbial verwendete ökologisch hat keinen Einfluss auf die Deklination des ihm folgenden Adjektivs. Die folgenden Beispiele zeigen hoffentlich besser als lange Erklärungen, was damit gemeint ist:

mit einem [ökologisch] einwandfreien Schweinbraten
mit [ökologisch] einwandfreiem Schweinebraten
mit einem Stück [ökologisch] einwandreiem einwandfreiem Schweinebraten
mit zwei Stück [ökologisch] einwandfreiem Schweinebraten

Es heißt also mit einem Stück ökologisch einwandfreiem Schweinebraten. Ganz so eindeutig ist es natürlich wieder einmal nicht. Das Gemessene kann nämlich auch im Genitiv stehen:

ein Stück ökologisch einwandfreien Schweinebratens
für ein Stück ökologisch einwandfreien Schweinebratens
mit einem Stück ökologisch einwandfreien Schweinebratens

Wenn das Gemessene wie hier in der Einzahl steht, wird der Genitiv heute aber nur noch selten verwendet. Er wirkt eher gespreizt und veraltet. Das gilt natürlich nicht, wenn die Maßangabe ebenfalls im Genitiv steht:

wegen eines Stücks ökologisch einwandfreien Schweinebratens

Das Stück ökologisch einwandfreier Schweinbraten, oder was sonst auf Ihrem Sonntagsmenü steht, möge Ihnen schmecken! Und wenn Sie dann nach dem Nachtisch wider Erwarten alles noch einmal nachlesen möchten, finden Sie es auf dieser Grammatikseite.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Das unsystematische Frühstück

Frage

Ist es falsch zu sagen: „Ich esse Frühstück“? Wenn ja, warum? Schließlich ist es auch richtig, wenn man sagt: „Ich esse Mittag.“

Antwort

Sehr geehrte Frau D.,

im Standarddeutschen sagt man nicht ich esse Frühstück. Man sagt einfach ich frühstücke. Wenn es etwas formeller oder gehobener zugeht, kann man auch das Frühstück einnehmen. Für das Einnehmen des Mittagessens kann man aber ungekehrt nicht ich mittage oder ich mittagesse sagen.

Die Wendung ich esse Mittag ist eine kürzere, eher umgangsprachliche Form von Ich esse zu Mittag oder eine Art Ableitung von das Mittagessen. Man nennt also die Tageszeit. Ebenso geht man am Abend vor: ich esse (zu) Abend, das Abendessen. Entsprechend müsste es bei der morgens eingenommenen Mahlzeit ich esse (zu) Morgen und das Morgenessen heißen. Diese Formen sind aber außer in einigen Dialekten und Regionalsprachen nicht üblich. Dafür verwendet man frühstücken und das Frühstück. Das Standarddeutsche geht also bei der Benennung der Mahlzeiten nicht sehr systematisch vor:

das Frühstück – ich frühstücke
das Mittagessen – ich esse zu Mittag
das Abendessen – ich esse zu Abend

Oft wird aber gar nicht angegeben, um welche Mahlzeit des Tages es sich handelt, weil sich dies meist schon aus dem engeren oder weiteren Zusammenhang ergibt. Dann hört oder liest man je nach Sprachregister zum Beispiel:

Ich ess grad was.
Wir sind beim Essen.
Die Herren sind bei Tisch.
Madame geruht zu speisen.

Informationen zum Ursprung des Wortes Frühstück finden Sie übrigens hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Es gibt keine DIN für Wurst!

Vor einiger Zeit kam hier die Frage auf, ob man Cervelatwurst oder Zervelatwurst schreibt. Gemeint ist nicht der Schweizer Cervelat, den man im Sommer an beiden Enden einschneidet, aufspießt und über einem Lagerfeuer halb verkohlen lässt, weil man nicht aufpasst. So sieht jedenfalls mein nostalgisch verklärter Blick diese Wurst. Andere denken vielleicht eher an einen Wurst-Käse-Salat mit Cervelat und Gruyère. Doch ich schweife ab. Es geht hier um die Dauerwurst, die zwar der Salami gleicht, die aber, wie Kenner wissen, etwas ganz anderes ist (u. a. feinkörniger, ohne Knoblauch).

Nach der Wörterliste, die zur amtlichen Rechtschreibregelung gehört, kann man Zervelatwurst oder Servelatwurst schreiben. Die deutschen Kollegen und Kolleginnen aus Nord und Süd (als Schweizer ist einem diese Wurstart mehr oder weniger unbekannt) meinten aber, sie würden auch oder vor allem die Schreibung Cervelatwurst kennen.

Ich konnte nur auf die Rechtschreibregelung verweisen. Damit war man aber nicht zufrieden. Es wurde deshalb beschlossen, die entsprechende DIN-Norm herbeizuziehen. Es gibt schließlich für alles eine DIN, es muss also auch eine Wurst-DIN geben. Hendrik hat sich der Sache angenommen (wofür hier noch einmal ganz herzlichen Dank) und ist zu folgendem enttäuschendem Ergebnis gekommen:

Es gibt keine entsprechende DIN. Dafür gibt es aber das sogenannte Lebensmittelbuch vom deutschen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), in dem unter anderem jedes Fleischerzeugnis in seiner Rezeptur definiert wird, um sich der „Verkehrsbezeichnung XYZ“ rühmen zu dürfen.

Die Verkehrsbezeichnung ist in §4 der deutschen Verordnung über die Kennzeichnung von Lebensmitteln geregelt. Dort heißt es, dass jedes Lebensmittel die richtige Verkehrsbezeichnung zu tragen hat. Diese Verkehrsbezeichnung (zum Beispiel Cervelatwurst, Gouda, Orangensaft) muss der allgemeinen Verkehrsauffassung entsprechen. Das bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass man einem Lebensmittelerzeugnis keine Phantasiebezeichnung geben darf und dass man Lebensmittel, die üblicherweise als z. B. Salamiwurst bekannt sind, nicht unter der Bezeichnung Gemüseeintopf in den Handel bringen darf.

Die allgemeine Verkehrsauffassung ist, wie der Name ja schon vermuten lässt, keine in Stein gemeißelte Definition, sondern eben eine übliche Auffassung. Als Grundlage wird in Deutschland üblicherweise das schon erwähnte Lebensmittelbuch vom BMELV verwendet. Dort findet man unter dem Punkt 2.211.07 der „Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse“ die Vorgaben über die Zusammensetzung von Cervelatwurst.

Der langen Rede kurzer Sinn: Die Schreibweise scheint nicht festgelegt zu sein. Das BMELV verwendet in den als übliche Definition anerkannten Leitsätzen jedoch die Schreibweise Cervelatwurst.“

Weiter meinte Hendrik (mit einem Augenzwinkern), dass ihn dies nicht so recht zufriedenstellen könne, weil er als Deutscher lieber eine klare Regel habe. Auch ich muss sagen, dass mich diese Erkenntnis etwas erstaunt hat: Es gibt keine DIN für Wurst!

Man kann sich also an die Rechtschreibregelung halten und Zervelatwurst (oder auch Servelatwurst) schreiben. Wer nicht als Schüler oder Staatsangestellter an die amtliche Regelung gebunden ist, kann sich auch nach dem Deutschen Lebensmittelbuch richten und Cervelatwurst schreiben. Denen, die diese Wurst einfach mögen, ist die korrekte Schreibweise wahrscheinlich ohnehin – gewisse Wortspiele drängen sich so auf, dass ich sie auch mit äußerster Willensanstrengung nicht unterdrücken kann – Wurst.

Mandarin und Mandarine

Welche Frucht gehört zum Nikolaustag? Bei mir ist es eindeutig die Mandarine – so sehr sogar, dass ich eigentlich finde, dass die Mandarinensaison erst am 6. Dezember beginnen dürfte. Das Wort „eigentlich“ zeigt allerdings, dass ich mich nicht an diese selbsterfundene „Tradition“ halte. Auch dieses Jahr habe ich die erste Mandarine der Saison nicht erst heute gegessen.

Die Frage, die ich mir heute stellte, war, inwieweit eine Mandarine etwas mit einem Mandarin genannten hohen chinesischen Beamten zu tun hat. Ein solcher Zusammenhang drängt sich ja bei Worten, die einander so ähnlich sind wie die Mandarine und der Mandarin, unweigerlich auf. Ich habe deshalb ein paar Quellen „angebohrt“ und dabei wieder einmal viel mehr gefunden, als ich erwartet hätte. Hier ein kleiner Auszug, der in keiner Weise den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

Es beginnt damit, dass das Wort Mandarin, mit dem ein früherer hoher chinesischer Beamter bezeichnet wird, nicht chinesisch ist. Es müsste dann ja Mandalin heißen. (Man verzeihe mir bitte diesen für mich unwiderstehlichen Kalauer.) Das Wort Mandarin ist im 17. Jahrhundert aus dem Portugiesischen zu uns gekommen. Dort war wahrscheinlich aus dem portugiesischen Verb mandar (befehlen) und dem malaiischen Wort mantari (Ratgeber des Fürsten, Minister) das Wort mandarin entstanden. Das Wort wurde dann nach China übertragen und für dortige hohe Beamte verwendet. Auf Chinesisch heißt ein solcher Beamter übrigens guan.

Da China groß ist und es dort sehr viele verschiedene Dialekte gibt, benötigten die Mandarine eine Beamtensprache, mit der sie sich im ganzen Reich verständigen konnten. Diese Sprache, die eine ähnliche Funktion hatte wie Latein in Europa, wurde von den Europäern Mandarin genannt. Das Mandarin basiert auf dem in Peking gesprochenen Dialekt und ist heute die Standardsprache Chinas.

So viel zu der Mandarin und das Mandarin. Wie steht es nun mit der Frucht Mandarine? Hier ist vieles unklar. Je nach Quelle heißt es, die ursprüngliche Variante sei französisch (orange mandarine), spanisch (naranja mandarina) oder dank der Reisebeschreibungen eines schwedischen Schiffskaplans auch schwedisch (mandarin-apelsin). Auf jeden Fall ist im Laufe der Zeit Orange oder Apfelsine weggefallen und nur Mandarine übriggeblieben. Noch unklarer und entsprechen phantasievoller sind die möglichen Erklärungen, weshalb man zu diesem Namen kam. Hier ein paar Beispiele:

  • Die Frucht wurde nach der Farbe, die in der Kleidung der Mandarine vorkam, benannt.
  • Die Früchte waren teuer und köstlich, also eines Mandarins würdig.
  • Mandarinen sollen ein traditionelles Geschenk für Mandarine gewesen sein.
  • Der Name ist vom Namen der Insel Mandara, dem heutigen Mauritius, abgeleitet.

Nicht gerade die wahrscheinlichste, aber die vielleicht schönste Erklärung ist diese:

  • Die Frucht mit Stil Stiel und einem Blatt soll eine gewisse Änlichkeit mit dem Sommerhut eines Mandarins haben, den je nach Rang seines Trägers ein Stöckchen und eine Feder zierte.

Sie können also selber wählen, welcher Erklärung Sie Glauben schenken wollen. Im Prinzip macht es ja nicht viel aus. Hauptsache ist, dass der Nikolaus Mandarinen bringt und dass sie schön süß und saftig sind.

Warum Wuster und nicht Wörtschester?

Frage

Ich weiß, dass Sie kein Kochprofi sind, aber ich frage Sie trotzdem einmal, warum in aller Welt man „Worcestersauce“ als „Wustersoße“ und nicht etwa als „Wörtschestersoße“ ausspricht? Daneben gibt es ja sogar noch die Schreibweise „Worcestershiresauce“!

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

die Frage nach der Worcestersauce hat mit Kochen und Englisch zu tun. Da ich regelmäßig koche,  aber vor allem weil diese Würzsoße auch im deutschen Sprachgebiet in vielen Regalen steht, liegt die Frage trotzdem nicht vollständig außerhalb meines Fachgebietes. Die Antwort lautet: Daran sind die Engländer schuld.

Wie die meisten von uns sehr schnell beim Englischlernen feststellen mussten, haben die Englischsprechenden und -schreibenden manchmal die Neigung, Wörter ganz anders zu schreiben, als sie ausgesprochen werden. So auch hier: Die Stadt Worcester, aus der die Soße stammt, ist die Hauptstadt der Grafschaft Worcestershire. Ausgesprochen werden diese Namen ungefähr wie Wuster und Wusterscher. Dabei liegt die Hauptbetonung auch bei der Grafschaft auf dem u. Danach folgt nur noch ein wenig Gerausche und Genuschel.

Solch große Unterschiede zwischen Schreibung und Aussprache kennt das Englische deshalb, weil es eine „historische“ Rechtschreibung hat. Während die Aussprache sich im Laufe der Zeit veränderte, ist die Schreibung gleich geblieben. Man schreibt also – vereinfacht ausgedrückt – (fast) gleich wie schon vor einigen hundert Jahren. So wurde die Stadt Worcester mit großer Wahrscheinlichkeit früher einmal dreisilbig ausgesprochen.

Die Worcestershiresauce ist übrigens die einzige echte Würzsoße des einzigen echten Herstellers aus Worcester. Der Name ist markenrechtlich geschützt. Unter dem Namen Worcestersauce kauft man Nachahmungen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp