Die Satzzeichen bei „besser gesagt“

Frage

Die Kommasetzung bzw. Zeichensetzung bei „besser gesagt“ ist mir unklar. Welche Variante ist richtig?

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt die, stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt, die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten aber der, besser gesagt: die, stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Oder ganz anders?

In erster Linie interessiert mich die Regel, die entscheidet, ob hinter „die“ ein Komma stehen muss.

Antwort

Guten Tag Frau S.,

bei der Wendung besser gesagt gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es handelt sich um eine formelhafte Wendung, die nach § 76 der Rechtschreibregelung durch Kommas abgetrennt werden kann. Häufig wird die Wendung mit oder kombiniert.

a) ohne Kommas:

Ich suchte einen Experten, aber der oder besser gesagt die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

b) mit Kommas:

Ich suchte einen Experten, aber der oder, besser gesagt, die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ohne oder muss in dieser Aufzählung anstelle des oder ein Komma stehen. Nach gesagt kann wie oben ein Komma stehen, je nachdem ob man besser gesagt abtrennen möchte oder nicht.

a)

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

b)

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt, die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Dies sind die Schreibweisen, die ich empfehlen würde. Man kann aber auch Gedankenstriche oder einen Doppelpunkt verwenden. Zum Beispiel:

Ich suchte einen Experten, der kochen kann, aber der – besser gesagt die – stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten, aber der – besser gesagt: die stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Ich suchte einen Experten, aber der – besser gesagt: die – stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

Dann noch zum Komma hinter die: Dort sollte kein Komma stehen, außer wenn man die Gedankenstriche im Satz oben durch Kommas ersetzt. Ich finde aber, dass die Kommas hier nicht stark genug trennen bzw. eher verwirrend als trennend sind, und würde sie deshalb nicht empfehlen:

Ich suchte einen Experten, aber der, besser gesagt die, stand die ganze Zeit neben mir: Anna.

So viele oder, besser gesagt, zu viele Möglichkeiten! Kein Wunder, dass auch ich bei besser gesagt oder anders gesagt immer wieder ins Zweifeln komme, wie mit den Satzzeichen umzugehen ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kein Komma vor „aber“: „Dies gilt besonders (aber nicht nur) für sie“?

Frage

Ich bin soeben über folgenden Satz gestolpert und frage mich, wie dieser zu behandeln ist:

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe, deren Stellung und Aufgaben erheblich ausgeweitet wurden.

Ohne die Klammer müsste – sofern ich mich nicht täusche? – vor dem „aber“ ein Komma stehen. Es in die Klammer hineinzuziehen, wirkt allerdings kontraintuitiv (salopp gesprochen: Es sieht einfach sehr merkwürdig aus). Da ich diesbezüglich keine Regelungen finden konnte, wollte ich fragen, ob Sie weiterhelfen können?

Antwort

Guten Tag Herr K.,

dieser Satz kommt ohne ein Komma vor aber aus:

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe …

Das ergibt sich indirekt aus zum Beispiel den folgenden Beispielsätzen in § 86 der amtlichen Rechtschreibregelung:

Eines Tages (es war mitten im Sommer) hagelte es.

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern) und zündeten ein Feuer an.

Sie isst gern Obst (besonders Apfelsinen und Bananen).

In diesen Beispielen steht kein Komma, wenn der Einschub in Klammern steht. Die Klammern ersetzen jeweils das Komma.

Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Kommas fallen bei Einschüben in Klammern nur dann weg, wenn ohne den Einschub kein Komma steht. Das ist in den Beispielsätzen oben so:

Eines Tages (es war mitten im Sommer) hagelte es.
vgl. Eines Tages hagelte es.

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern) und zündeten ein Feuer an.
vgl. Wir gingen in die Hütte und zündeten ein Feuer an.

Sie isst gern Obst (besonders Apfelsinen und Bananen).
vgl. Sie isst gern Obst.

Dies gilt besonders (aber nicht nur) für die Jugendhilfe …
vgl. Dies gilt besonders für die Jugendhilfe …

ABER: Wenn ein Komma zum Restsatz gehört, das heißt, wenn es auch ohne den Einschub stehen muss, wird es auch mit dem Einschub geschrieben:

Wir gingen in die Hütte (einen kalten Raum mit kleinen Fenstern), wo wir ein Feuer anzündeten.
vgl. Wir gingen in die Hütte, wo wir ein Feuer anzündeten.

Sie isst gern Obst (wenn möglich aus biologischem Anbau), besonders Apfelsinen und Bananen.
vgl. Sie isst gern Obst, besonders Apfelsinen und Bananen.

Dies gilt besonders (das ist nicht erstaunlich), aber nicht nur für die Jugendhilfe.
vgl. Dies gilt besonders, aber nicht nur für die Jugendhilfe.

Und alles was hier über Einschübe in Klammern steht, gilt auch für Einschübe in paarigen Gedankenstrichen:

Dies gilt besonders – aber nicht nur – für die Jugendhilfe …

Dies gilt besonders – das ist nicht erstaunlich –, aber nicht nur für die Jugendhilfe.

Ganz gleich ist das Vorgehen aber doch nicht immer, weil man nie zwei Kommas, aber doch einen Gedankenstrich und ein Komma aufeinander folgen lassen kann. Das zeigt der folgende abschließende Satz:

Zum Glück macht man es doch meistens richtig, so hoffe ich, ohne dass man allzu lange nachdenken muss.

Zum Glück macht man es doch meistens richtig – so hoffe ich –, ohne dass man allzu lange nachdenken muss.

Wirklich?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Gedankenstrich ist nicht gleich Gedankenstrich

Frage

Wie wird im folgenden Satz das finite Verb korrekt konjugiert (man beachte den Gedankenstrich)?

Umso wichtiger ist/sind eine gute Zusammenarbeit – und eine vertrauensvolle Basis.

In diesem Fall komme ich trotz Recherche in Fachliteratur nicht voran.

Antwort

Guten Tag Herr B.,

die Verunsicherung entsteht tatsächlich durch den Gedankenstrich, der mehr als nur eine Funktion und Bedeutung haben kann. Ohne Gedankenstrich sollte das Verb im Plural stehen:

Umso wichtiger sind eine gute Zusammenarbeit und eine vertrauensvolle Basis.

Mit dem Gedankenstrich vor und kann das Verb in diesem Satz im Plural oder im Singular stehen, je nachdem welche Bedeutung und wie viel Gewicht man dem Gedankenstrich zumisst. Zum Beispiel:

Wenn der Gedankenstrich eine (einfache, effektvolle oder dramatische) Pause angibt, steht er sozusagen innerhalb der Satzstruktur, die danach weitergeführt wird. Das Verb steht entsprechend weiterhin im Plural:

Umso wichtiger sind eine gute Zusammenarbeit – und eine vertrauensvolle Basis.

Wenn der Gedankenstrich angibt, dass ein Nachtrag folgt (zum Beispiel so etwas wie ach ja, und …), kann das Verb auch im Singular stehen. Wählt man den Singular, wird die Satzstruktur nach Zusammenarbeit abgeschlossen. Danach folgt eine Ergänzung, die man, wenn man so will, als unvollständigen Satz interpretieren kann:

Umso wichtiger ist eine gute Zusammenarbeit – und eine vertrauensvolle Basis.

Mit dem Singular ist der Unterbruch, den der Gedankenstrich angibt, anders und stärker als mit dem Plural. An Ihnen die Wahl, was besser passt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp